Quotencheck

«Paarduell»

von   |  1 Kommentar

Im Vorfeld der zweiten Staffel war Frank Plasberg noch von stetig wachsenden Marktanteilen überzeugt, doch davon war nichts zu spüren. Stattdessen dämpfte die Show die Vorabend-Quizeuphorie deutlich.

Quoten der ARD-Quizshows um 18 Uhr seit 2016

  • «GG» (S2): 2,40 Mio. (11,4% / 5,8%)
  • «PD» (S1): 2,25 Mio. (11,3% / 4,9%)
  • «Wwds» (S2): 2,47 Mio. (15,7% / 6,9%)
  • «QD» (S4): 2,47 Mio. (12,7% / 6,5%)
  • «GG» (S3): 2,65 Mio. (13,2% / 7,4%)
Durchschnittliche Werte der jeweiligen Staffeln (bei der dritten «GG»-Staffel ohne die wöchentlichen Specials zu Beginn). Allzeit-Rekorde sind jeweils fett markiert.
Es ist nicht vermessen, Jörg Pilawa als Vorreiter der wohl größten Erfolgsgeschichte zu bezeichnen, die Das Erste in den vergangegen Jahren in der Daytime hingelegt hat. Schließlich war er es, der mit dem «Quizduell» vor gut drei Jahren eine Alternative zum kontinuierlichen Sterbeprozess der «Verbotenen Liebe» aufzeigte und tägliche Rateshows wieder salonfähig machte. Doch in der Zwischenzeit haben ihm die Kollegen Bommes und Pflaume sichtlich den Rang abgelaufen (siehe Infobox), was sich im Zuge der zweiten «Paarduell»-Staffel in den vergangenen beiden Monaten so deutlich zeigte wie nie zuvor. Entgegen der von Dauer-Rategast Frank Plasberg im Quotenmeter.de-Interview Anfang April geäußerten Erwartungshaltung, dass die Sendung im Laufe der Staffel ihren "Marktanteil stetig wachsen" lassen werde, stagnierte sie über weite Strecken im soliden Mittelmaß.

Dabei machte der Staffelauftakt am 21. April durchaus noch Hoffnung auf eine Fortsetzung der großen Erfolgsgeschichte, kamen doch Boris und Lilly Becker auf respektable 2,13 Millionen Zuschauer und 12,1 Prozent Marktanteil. Bei den jüngeren Zuschauern wurden ebenfalls überzeugende 7,4 Prozent bei 0,38 Millionen verzeichnet. Doch schon in der ersten kompletten Sendewoche konnte man daran nicht so recht anknüpfen, die Dienstagsausgabe rutschte mit nur 10,1 und 5,7 Prozent bei 1,87 Millionen sogar unter den Senderschnitt. In den Mai startete man dann mit guten 12,1 Prozent bei 2,21 Millionen, um am Tag darauf deutlich auf maue 9,6 Prozent bei 1,63 Millionen zurückzufallen.

Ähnliche Quotenmuster wiederholten sich im gesamten weiteren Staffelverlauf, sodass es mühsam wäre, all diese Werte schlichtweg runterzurattern. An sehr guten Tagen wurden bis zu 12,6 Prozent des Gesamtpublikums bzw. 8,4 Prozent der 14- bis 49-Jährigen erzielt, wobei es nicht selten vorkam, dass bereits am Tag darauf wieder der vermeintliche kleine Aufwärtstrend jäh unterbrochen wurde. Wirkliche Aussetzer nach unten kamen gleichwohl auch kaum vor, lediglich am 19. Juni fiel man mit nur 8,1 bzw. 2,7 Prozent bei 1,35 Millionen komplett durch und generierte neue Allzeit-Tiefs - allerdings auch gegen das Confed-Cup-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Australien, das im ZDF weit mehr als 30 Prozent beider Zuschauergruppen mobilisierte.

Spannender als das tägliche Hin und Her war die Gesamtdynamik der Staffel, da sich die ARD-Quizshows um 18 Uhr bislang in der Tat dadurch ausgezeichnet hatten, dass sie fast immer im Laufe ihrer Ausstrahlungsperiode relativ deutliche Quotengewinne verzeichnet hatten. Das jedoch blieb beim «Paarduell» diesmal komplett aus: Die wenigen Folgen im April starteten mit durchschnittlich 1,98 Millionen Zuschauern, mit zunehmend sommerlichen Temperaturen fielen sie dann im Mai und Juni deutlich auf nur noch 1,78 und 1,64 Millionen zurück. Die damit verbundenen Marktanteile lagen stets zwischen 11,2 und 11,4 Prozent, hier gab es also keinen signifikanten Trend zu verzeichnen. Etwas anders sah es beim jungen Publikum aus, wo zunächst im April und Mai noch jeweils ganz ordentliche 6,7 Prozent bei rund 300.000 Zuschauern erreicht wurden - und im Juni dann nur noch durchwachsene 6,1 Prozent bei etwa einer Viertelmillion. Wenn es also einen Trend gab, dann sogar tendenziell eher einen leicht rückläufigen.

Kein Promi-Bonus

Bei 21 der 43 Folgen (meist montags und freitags) traten Frank und Anne gegen prominente Paare an. Beim Publikum verpuffte diese zusätzliche Promi-Power aber völlig: Mit 1,77 bzw. 1,74 Millionen Zuschauern waren bekannte und unbekannte Gäste nahezu gleich stark gefragt, die Marktanteile lagen jeweils bei 11,3 Prozent, bei den jüngeren gab es mit 6,5 gegenüber 6,3 Prozent eine Mini-Präferenz pro Promis.
Im Durchschnitt wurden die 43 «Paarduell»-Folgen von 1,75 Millionen Menschen gesehen, womit erstmals seit anderthalb Jahren wieder ein 18-Uhr-Quiz im Ersten weniger als zwei Millionen Menschen erreichte. Der Reichweitenvergleich hinkt aber insofern etwas, dass im Sommer generell weniger Fernsehende am Vorabend überhaupt zu erreichen sind, was sich sehr schön im direkten Vergleich mit der ersten «Paarduell»-Staffel zeigen lässt: Diese kam in den zuschauerstarken Monaten Februar und März 2016 mit 2,25 Millionen noch auf eine halbe Million Interessenten mehr, verbuchte aber mit 11,3 Prozent exakt denselben durchschnittlichen Marktanteil wie diesmal. Beim jungen Publikum wiederum kamen beide Staffeln des Formats auf 0,28 Millionen, was allerdings im Vorjahr mit miesen 4,9 Prozent Marktanteil und diesmal mit soliden 6,4 Prozent einherging. Hier steigerten sich Pilawa und Co. also sogar deutlich und reproduzierten den ARD-Saisonschnitt (11,3 Prozent Gesamt und 6,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährige) quasi 1:1.

Was ist dann also so problematisch an den erreichten Zahlen? In erster Linie der Umstand, dass der ausstrahlende Sender auf diesem Slot das graue Mittelmaß eigentlich längst verlassen hatte: Zwischen 12,7 und 15,7 Prozent erreichten «Wer weiß denn sowas?», das «Quizduell» und «Gefragt - Gejagt» zuletzt bei stets um die zweieinhalb Millionen Zuschauern, beim jungen Publikum hatten Alexander Bommes und seine Jäger zuletzt mit 7,4 Prozent sogar den höchsten Durchschnittswert in der Geschichte des ARD-Quizvorabends hingelegt - und in der Endphase der Staffel sogar regelmäßig 14 bis 15 Prozent aller bzw. weit mehr als acht Prozent der jüngeren Konsumenten bedient. Sucht man nach Argumenten, die für das Paare-Quiz sprechen, muss man gewissermaßen Nebenkriegsschauplätze aufmachen: Die durchweg miserable Bilanz von «Sag die Wahrheit» in wöchentlicher Ausstrahlung am Freitag etwa oder denmissglückten Versuch, um 16:10 Uhr einen weiteren Sendeplatz für Rateshows zu eröffnen.

Deutlicher noch als die nackten Zahlen, bei denen sich durchaus auch Interpretationsansätze finden lassen, die für eine Fortsetzung sprechen würden, fällt die Rezeption der Sendung aus: Positive Kritiken "professioneller" Medienbeobachter finden sich anders als insbesondere bei der deutschen «The Chase»-Adaption, die hin und wieder gar als beste Quizshow Deutschlands bezeichnet wird, nahezu überhaupt nicht, auf den Social-Media-Kanälen findet das «Paarduell» im Gegensatz zu «Gefragt - Gejagt» und «Wer weiß denn sowas?» quasi nicht statt, wenn es nicht gerade verschmäht wird und einen USP, der ja beim «Quizduell» schon durch die Live-Ausstrahlung und das interaktive Element klar zu benennen ist, müssen sich die Macher hier ebenfalls sehr mühsam zusammenschwurbeln. Ob das also reicht, gegen das inzwischen stark etablierte Quiz-Trio weiter zu bestehen? Letztlich haben dies die ARD-Verantwortlichen zu entscheiden.

Eine mögliche Alternative zur täglichen Ausstrahlung wären gelegentliche Primetime-Einsätze, die zuletzt mit 13,4 und 15,4 Prozent bei jeweils knapp vier Millionen Zuschauern durchaus respektabel abschnitten, beim jungen Publikum wurde zuletzt sogar mit 10,2 Prozent erstmals ein zweistelliger Wert verbucht.

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Familie Tschiep
03.07.2017 16:56 Uhr 1
Vielleicht hätte man lieber Schätzen Sie mal um 18 Uhr ausprobieren, weil dieser Sendeplatz gelernt ist. Aber gelernte Sendeplätze nützen nichts, wenn das Programm nicht gut ist, wie man anhand vom Paarduell sehen kann.
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