G20-Gipfel: Wenig Zustimmung, weniger Glauben an Problemlösung
Laut einer repräsentativen Umfrage von Spiegel Online und dem Meinungsforschungsinstitut Civey haben gerade einmal 31,8 Prozent eine positive Einstellung gegenüber dem G20-Gipfel in Hamburg, während ihn 44,1 Prozent ausdrücklich ablehnen - fast ein Viertel der Befragten artikuliert keine Haltung. Noch desolater fallen die Werte im Hinblick darauf aus, ob die Befragten in der Veranstaltung einen Beitrag zur Lösung globaler Probleme sehen. Das tun nämlich gerade einmal 20 Prozent, 70,3 Prozent glauben da nicht dran.Und dann gibt es da ja auch noch die Nebenkriegsschauplätze des Gipfels: Etliche teils gewalttätige Demonstrationen von radikalen Linken, die in dem elitären Projekt ein Feindbild ausgemacht haben, gefährden die Sicherheit der Bewohner. An ein normales Arbeitsleben ist nicht zu denken, die Freiheit der Bewohner wird erheblich eingeschränkt, die Stadt befindet sich an manchen Stellen regelrecht im Ausnahmezustand. Und all das für was? Aus (gesellschafts)politischer Sicht dürfte das in den kommenden Tagen noch emsig diskutiert werden, hinsichtlich der Einschaltquoten jedoch lässt sich schon jetzt sagen: Für vergleichsweise wenig. Die zahlreichen Sondersendungen von ARD und ZDF jedenfalls erfreuen sich bislang eher überschaubarer Beliebtheit.
Warm-Up am Mittwoch - vor überschaubarem Publikum
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Aber auch das ZDF ließ es sich nicht nehmen, über den G20-Gipfel zu debattieren: Sowohl die erste neue Folge der dritten «Dunja Hayali»-Staffel (zuvor noch «Donnerstalk» genannt) als auch die aktuelle «Markus Lanz»-Ausgabe nahmen das Thema auf, ohne ihm eine monopolistische Stellung einzuräumen. Die Einschaltquoten fielen mit 10,9 bzw. 11,4 Prozent des Gesamtpublikums sowie 4,1 und 4,5 Prozent der 14- bis 49-Jährigen durchwachsen aus, wobei zumindest Lanz eine gute Entschuldigung für sein Mittelmaß hatte: Die «ZDFzoom»-Reportage über die Lufthansa, die etwas unglücklich zwischen den beiden Talks platziert wurde, kam um 23:15 Uhr auf viel zu schwache 7,0 und 2,6 Prozent, sodass Lanz im Nachgang sogar für eine deutliche Revitalisierung des Programms sorgte. Trotz der weitaus schlechteren Sendezeit stieg übrigens sogar die Zuschauerzahl minimal von 0,95 auf 0,98 Millionen. Hayali erreichte ab 22:15 Uhr immerhin 2,13 Millionen Menschen.
Aufziehende Warmfront am Donnerstag - doch nur «Brennpunkt» begeistert
«Sturm der Liebe»-Vergleichswerte
Zwischen 1,64 und 1,79 Millionen sahen an den drei Wochentagen zuvor die tägliche Serie, was durchweg sehr guten 15,8 bis 17,7 Prozent des Gesamtpublikums entsprach. Bei den 14- bis 49-Jährigen standen ebenfalls durchweg überzeugende 7,4 bis 9,7 Prozent auf dem Papier.Das ZDF hielt sich hingegen noch zurück bei der Implementierung von Spezialsendungen, einzig um 19:20 Uhr änderten die Mainzer ihren gewohnten Ablauf für das 15-minütige «Gipfel der Mächtigen», das zumindest ordentliche 13,6 Prozent Gesamt-Marktanteil bei 2,68 Millionen Zuschauern erreichte. Das jüngere Publikum hielt sich dagegen mit nur 4,1 Prozent bei 0,23 Millionen zurück. Ab 22:25 Uhr lief dann «Maybrit Illner» mit 14,9 Prozent bei 2,64 Millionen auf gewohntem Niveau und performte in der jüngeren Zuschauergruppe angesichts von 5,3 Prozent sogar für ihre Verhältnisse leicht überdurchschnittlich. «Markus Lanz» thematisierte im Anschluss die G20 eher zaghaft und beiläufig mit seinen Gästen (unter anderem Gregor Gysi und Hans-Ulrich Jörges), steigerte die Diskrepanz zwischen älterem und jüngerem Publikum aber noch: Insgesamt wurden tolle 17,4 Prozent bei 1,79 Millionen verbucht, bei den Jüngeren gerade einmal 4,0 Prozent bei 0,16 Millionen.
Gipfelstart am Freitag - und das Interesse geht zurück
Als der Gipfel der Großen 20 am Freitag begann, setzte Das Erste abermals auf einen «Brennpunkt» zur besten Sendezeit. Dieser erwies sich erneut als gefragteste aller Spezial-Sendungen, schließlich informierte er ab 20.15 Uhr durchschnittlich 2,79 Millionen Menschen. Für Das Erste ergaben sich somit solide Marktanteile von 11,8 Prozent bei allen und 8,5 Prozent der 14- bis 49-Jährigen. Und trotzdem: Gegenüber dem Vortag gingen der Sendung rund sechs Prozentpunkte bzw. 1,5 Millionen Zuschauer abhanden. Völlig erfolglos hatte sich ab 18.50 Uhr zudem die Sondersendung «G20 - Der Gipfel in Hamburg» geschlagen, die vor der «Tagesschau» nur 1,16 Millionen Menschen informiert hatte. Mehr als äußerst dürftige 6,3 Prozent waren so nicht zu holen.
Und das ZDF? Das schlug sich mit seiner Sondersendung am Vorabend solide, wenngleich auch die Mainzer keinen überragenden Erfolg verzeichneten. «ZDF spezial: Gipfel der Mächtigen» informierte zwischen 19.30 Uhr und 20.15 Uhr durchschnittlich 2,41 Millionen Zuschauer, was 11,6 Prozent am Gesamtmarkt gleichkam. Als wenig gefragt erwies sich die Sendung beim jungen Publikum, das nur zu 0,26 Millionen vertreten war. Als Folge resultierte hier ein schwacher Marktanteil von 4,8 Prozent. Abseits von ARD und ZDF überzeugten am Freitag die Nachrichtensender mit stark überdurchschnittlichen Tagesmarktanteilen. n-tv etwa sicherte sich die höchsten Reichweiten des Freitags am späteren Abend, als der Kölner Sender von den Ausschreitungen im Hamburger Schanzenviertel berichtete (mehr dazu hier).
Fazit: Die G20 sind keine Gipfelstürmer
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Das Gesamtbild spricht dennoch für eine reichlich gelassene Haltung des Massenpublikums gegenüber dem Politevent, die weder den militanten Befürwortern noch Gegnern wirklich zupass kommt. Ein Grundinteresse ist gegeben, eine Bereitschaft, sich zumindest in Form von Fernsehübertragungen dem Thema allzu vertieft zu widmen, hingegen kaum. Und in diesen Stunden biegen die Teilnehmer dann ja auch schon wieder in die Zielgerade ein.
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