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Frauen im Fokus: Die Shooting Stars im ZDF

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Frauenpower im ZDF, und unverbrauchte noch dazu: In einer Programmreihe stellt der Mainzer Sender vier Filme von vielversprechenden Regisseurinnen aus Deutschland vor.

Das kleine Fernsehspiel im ZDF startet zum fünften Mal seine Sommerreihe «Shooting Star – Junges Kino im Zweiten». Wie eh und je werden in dieser Programmreihe frische, noch weitestgehend unbekannte Regietalente vorgestellt. Dieses Mal aber verfolgt die Reihe einen besonderen Clou. Und der kommt passend zur immer reger geführten Debatte darum, dass Frauen mehr Chancen auf dem Regiestuhl verdienen, und dass das deutsche Kinojahr 2016 dank Frauen wie Maren Ade («Toni Erdmann»), Maria Schrader («Vor der Morgenröte»), Nicolette Krebitz («Wild»), Franziska Meletzky («Vorwärts immer!») und Marie Noëlle («Marie Curie») überhaupt erst so aufregend wurde:

Dieses Jahr werden ausschließlich von Frauen inszenierte Filme in der «Shooting Stars»-Schiene präsentiert. Claudia Tronnier, Redaktionsleiterin Das kleine Fernsehspiel, über die Programmreihe: "Sie zeigt die Vielseitigkeit der Kreativität in der Talentschmiede des ZDF und wie der filmische Nachwuchs unterschiedliche Genres erobert. In diesem Sommer gibt es wieder vielversprechende DarstellerInnen, AutorInnen und andere Talente zu entdecken." Die Ausstrahlungstermine mögen unregelmäßig sein, doch einen Blick sollten alle Filmbegeisterten riskieren, die Kino abseits ausgetretener Pfade sehen wollen.

Den Auftakt macht am Dienstag, den 18. Juli, um 22.45 Uhr «Heidi Schneider steckt fest» von Sonja Heiss («Hotel Very Welcome»). Die deutsch-norwegische Koproduktion gewann unter anderem den Deutschen Filmpreis 2016 für Laura Tonkes Performance in der Hauptrolle der patenten Heidi, die mit ihrem Mann Uli und ihrem Sohn Finn in den Tag hineinlebt. Doch plötzlich steckt Hedi fest. Erst einmal nur im Aufzug, aber dann auch im Kopf. Sie entwickelt Panikattacken und wird immer anstrengender. Also beschließt sie, nach Norwegen zu reisen, hoffend, dort das Glück zu finden.

Heiss sagt über ihren Film: "Ich wollte von der Fragilität einer großen Liebe erzählen, indem ich sie durch die plötzliche Schwächung einer der Liebenden in ein gefährliches Ungleichgewicht bringe, in der die Angststörung einer Figur wie ein Störenfried Unheil anrichtet. Wie soll man seine Liebe aufrechterhalten, wenn man den Partner bemitleidet? Wie kann man seine positiven Gefühle bewahren, wenn man sich irgendwann der Wut nicht mehr erwehren kann, weil man selbst überhaupt keinen Raum mehr hat? Und wie kann man selbst positiv bleiben, wenn man die ganze Zeit von Negativität umgeben ist? Trotz oder wegen dieser schweren Thematik: Mein Ansatz war es, einen poetischen, verspielten Zugang zu den Figuren zu schaffen und dem Film so auch Leichtigkeit und Humor zu schenken."

Am Donnerstag, den 20. Juli, folgt um 23 Uhr «Marry Me – Aber bitte auf indisch» von Neelesha Barthel («Fifty-Fifty») über eine alleinerziehende 31-jährige Deutsch-Inderin, die aus Überzeugung Single ist und ein charmantes Café betreibt. Um ihre Oma nicht zu verprellen, beschließt sie jedoch, eine Fake-Hochzeit mit ihrem Ex durchzuziehen. Für Barthel ist es eine persönlich angehauchte Story: "Die Grundidee zu «Marry Me» kam mir, weil ich selbst zur Hälfte Inderin bin und bei meiner indischen Familie immer wieder angeeckt bin mit meinem freien 'Berliner' Lebensstil. Als ich zum Beispiel mit 18 meinen ersten Freund nach Indien mitbrachte, bestand mein Großvater darauf, dass ich ihn bei Verwandtenbesuchen als meinen Ehemann vorstelle. Als ich dann später mit einem anderen liiert war, haben meine Großeltern mir verboten, ihn der Familie vorzustellen. Ich habe das alles immer mit Humor gesehen, denn ich hatte genug Distanz. Aber dieses traditionelle Lebensbild hat mich auch zum Nachdenken gebracht, und «Marry Me – Aber bitte auf Indisch» ist der Versuch, beide Lebensbilder verstehbar zu machen."

Das Drama «Club Europa», das am Donnerstag, den 27. Juli, um 23 Uhr gezeigt wird, stammt wiederum von Franziska M. Hoenisch. Es handelt sich dabei um ihr Debüt sowie ihren Diplomfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg. Im Mittelpunkt steht die bislang so unengagierte Martha, die ihren WG-Mitbewohnern vorschlägt, einen Flüchtling aufzunehmen. Hoenisch über den dieses Jahr fertiggestellten Film, der thematisch vom Kassenschlager «Willkommen bei den Hartmanns» überholt wurde, aber einen ganz anderen Zugang zum Thema findet: "Die Recherche für «Club Europa» begann im Frühjahr 2014. Damals hörte man in den Medien immer mehr über die Flucht nach Europa. Ich hatte das Glück, in meiner Schulzeit ein Jahr Austauschschülerin in einer Gastfamilie in Südafrika zu sein. Gastfamilien für Geflohene – das wäre doch gut, dachte ich. Die Jugendämter waren auf dieselbe Idee gekommen. Im Herbst 2014 gründete sich dann die NGO 'Flüchtlinge Willkommen', die Geflohene in WGs vermittelt. Die Geschichte des Films entwickelte sich in Echtzeit mit der Wirklichkeit."

Sie führt fort: "Erst war es mir ganz wichtig, dass die Geschichte ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Integration setzt. Durch Gespräche mit Betroffenen und durch die ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Komfortzone wurde aber immer klarer, dass wir unserer unpolitischen Generation und uns selbst einen Spiegel vorhalten wollen. Ich wünsche mir, dass der Film zum Diskutieren über die eigene politische Macht anregt." Aus dem Jahr 2016 stammt letztlich «Looping», der vierte und letzte Film der Programmreihe. Die Regiearbeit von Leonie Krippendorff wird am Montag, den 31. Juli, ab 23.55 Uhr gezeigt und wartet mit «Fack Ju Göhte»-Star Jella Haase in der Hauptrolle auf.

Erzählt wird von der 19-jährigen Leia, einem 'Rummelkind', das sich zwischen Auto-Scooter und Zuckerwatte missverstanden fühlt. Nach einer chaotischen Nacht, die in der Notaufnahme endet, lässt sich die sensible Jugendliche freiwillig in eine psychiatrische Klinik einweisen. Dort teilt sie sich das Zimmer mit der mysteriösen Ann (52) und der schüchternen Frenja (35). Die Drei kommen schnell auf einen Nenner und büchsen in den späten Abendstunden aus der Klinik aus, um in der geschützten Atmosphäre ihrer Freundschaft das Leben auszukosten.

Krippendorff über ihren Diplom- und Debütfilm: "«Looping» entstand aus einem Bild, welches mir am Morgen nach einer durchzechten Nacht in Erinnerung blieb. Es war ein träumerisches, beinahe surreales Bild eines Mädchens, welches in den ersten Stunden eines frühen Wintertages auf einer Verkehrsinsel saß. Die Autos rasten um sie herum, das Mädchen lehnte an einem Baum und schien Ruhe zu suchen. Dieses Bild verfolgte mich, denn das Mädchen weckte eine Sehnsucht in mir: die Sehnsucht nach Begegnungen an einem Ort, welcher von der Außenwelt nicht berührt werden kann."

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