Cast & Crew «Ozark»
- Idee und Drehbuch: Bill Dubuque
- Darsteller: Jason Bateman, Laura Linney, Julia Garner, Sofia Hublitz, Skylar Gaertner u.a.
- Regie: Jason Bateman
- Ausf. Produzenten: Jason Bateman, Bill Dubuque, Mark Williams
- Produktion: Aggerate Films, Zero Gravity Management u.a. für Netflix
- Folgen: 10 in S1 (je ca. 55 Min.)
Dass diese Jahre vorbei sind und dass man vor lauter Optionen kaum mehr weiß, welches Format man als nächstes schauen soll – daran ist auch Netflix schuld. Der gigantische Output des Streamers allein kann unzählige Wochenenden mit guter Serienware füllen. Dass nun also ausgerechnet dieses Netflix eine Serie veröffentlicht, die das alte Gefühl des Pioniergeistes zurückholt, ist eine Ironie des Schicksals.
Was also macht dieses Gefühl aus, woher kommt es? Zum einen von der Art des Erzählens: langsam, dialoglastig, fokussiert auf ausdrucksstarke ambivalente Charaktere und ihre Geheimnisse, und mit einer Exposition, die eine epische Story voller Intrigen und Gefahren verspricht. Zum anderen steckt das Gefühl in der Art der Darstellung: viele ruhige Kameraeinstellungen, extrem authentisch, oft kalt und steril, mit entsprechend reduziertem Soundtrack, der sich langsam in die Gehirne der Zuschauer einbrennt.
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Martys größtes Problem ist allerdings sein Geldwäsche-Geschäftspartner Bruce: Dieser schmuggelt seit Jahren Millionen am Kartellboss vorbei, was irgendwann dazu führt, dass Marty und Bruce sich gefesselt in einer Garage wiederfinden und die Pistole an ihrer Schläfe spüren. Bruce – und einige andere Charaktere – gehen drauf, nur Marty entkommt der Situation lebend, dank eines unmoralischen Angebots: Er verspricht dem Kartellboss, viel mehr Geld als bisher in einer aufstrebenden, aber noch „unter dem Radar“ fliegenden Touristenregion waschen zu können, in den Ozarks. Ein noch verschlafenes Nest in Missouri, viele Berge, viele Wälder, viel Wasser. Martys Boss akzeptiert das unmoralische Angebot, lässt Marty am Leben. Und die Familie Byrd findet sich nur wenige Tage später in der wenig einladenden neuen Heimat wieder, die sprüht vor Menschenfeindlichkeit und Schmutz.
«Ozark» bei Netflix: Mit der Attitüde des idealen Familienvaters
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Die Serie lebt von einer gewissen Grundspannung, die sich schnell etabliert und auch vor zahlreichen Gewaltszenen nicht Halt macht. Das Setting – das gewaltige, aber tief im Inneren unheimliche Ozark – ist eine Metapher für die gesamte Handlung. Jason Bateman verkörpert das Doppelspiel seines Charakters Marty mit der irritierenden Attitüde eines idealen Schwiegersohns respektive Familienvaters. Martys Frau Wendy wird hervorragend gespielt von der Oscar-prämierten Laura Linney, die die emotionale Achterbahnfahrt der Familie in ihrem Charakter ausdrucksstark vereint.
«Ozark» ist ein spannungsgeladener Krimi mit zahlreichen seriellen Vorbildern. Ob man das Format letztlich mag, liegt also auch daran, ob man mit der bewusst inszenierten Innovationsarmut leben kann. Und ob man eine Teilzeit-Reise zu den Jahren der Serien-Pioniere antreten möchte. Wenn man sie denn antritt, verspricht es in jedem Fall eine kurzweilige und gelungene Reise zu werden.
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