Am 24. September wählt Deutschland einen neuen Bundestag. An diesem Tag wird sich entscheiden, ob das Land weiterhin von der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel geführt wird oder ob es doch wieder einen Mann an der Spitze gibt: SPDs Martin Schulz. Bisherige Umfragen sehen Merkel klar vorne, Schulz muss also aufholen. Viel Stoff für spannende Diskussionen, die sicherlich im großen TV-Duell Anfang September (auf vier Sendern!) gipfeln. Die Wahlkampf-Maschinen laufen längst auf Hochtouren, nur rattern sie an den bekanntesten Talkern des Jahres vorbei.
Anne Will, Frank Plasberg und Sandra Maischberger – alle sind gerade im Urlaub. «Anne Will» und «Hart aber fair» kommen gut einen Monat vor der Wahl zurück, am 20. und 21. August, Sandra Maischberger nimmt ihren Dienst wieder im September auf. So müssen sich die Parteien in der nächsten Zeit also noch ans ZDF halten, wo Dunja Hayali inzwischen eine eigene Show hat. «Maybrit Illner» sendet ebenfalls wieder ab dem 24. August.
Nun könnte man meinen, dass es Deutschland wahrlich nicht an politischen Diskussionsrunden im Fernsehen fehlt. Eine entsprechende Debatte hatte die ARD ja vor gar nicht mal allzu langer Zeit geführt, als man sich mit «Günther Jauch» eine fünfte wöchentliche Sendung leistete (bis Ende 2014 gab es auch noch Beckmanns wöchentlichen Talk). Den damals durchaus hörbaren Forderungen nach einer Reduzierung ist man mittlerweile nachgekommen. «Anne Will» wird in diesem Sommer – mit Ausnahme eines Talks Mitte Juli – zweieinhalb Monate pausieren. Ohnehin hatte Das Erste schon Ende 2015 eine Reduzierung der Farbe Talk auf dem wichtigen Slot der Woche beschlossen. Sendete Jauch Pi mal Daumen 35 Mal pro Jahr, war Will 2016 30 Mal On Air – und somit auch vier Mal weniger als 2015 noch auf ihrem damaligen Sendeplatz am späteren Mittwochabend.
Auch die Quoten sind spannend zu betrachten: 2016 holte «Anne Will» am Sonntag nach dem «Tatort» im Schnitt 13,8 Prozent Marktanteil bei Allen, 3,94 Millionen Zuschauer wurden im Schnitt ermittelt. Im besten Fall interessierten sich sechs Millionen Menschen für die ab 21.45 Uhr gezeigte Sendung. 2017 sind die Werte bis dato sogar gestiegen. In den 19 Sendungen (an theoretisch bisher 30 Sonntagen dieses Jahres) holte Will noch bessere 14,9 Prozent, was ein Plus von einem Punkt ist. Die Reichweite stieg um rund 300.000 Zuschauer auf rund 4,25 Millionen an.
Das Interesse – es ist mehr als spürbar, nur das Angebot der ARD ist eben an einem Drittel der Sonntage in diesem Jahr nicht vorhanden gewesen. Mehr Einsätze hat «Hart aber fair»: Inklusive Extra-Ausgaben sendete Frank Plasberg 2015 und 2016 36 und 37 Mal. In diesem Jahr liefen ebenfalls 19 Sendungen bis dato. Die 2017er-Bilanz: 10,1 Prozent Marktanteil bei allen mit teilweisen Ausschlägen auf mehr als 16 Prozent. 2,94 Millionen Menschen schauen montags um 21.00 Uhr zu. Das sind ein paar weniger als 2016, als die durchschnittliche Reichweite bei 3,11 Millionen und die Quote bei rund 10,9 Prozent lag.
Und auch «Maischberger» hat am späteren Mittwoch bisher leichte Einbußen hinnehmen müssen. In bis dato 18 Sendungen kam sie auf 10,4 Prozent Marktanteil, zwei Zehntel weniger als 2016. Im Vorjahr moderierte die bei n-tv bekannt gewordene Moderatorin 34 Sendungen. Erstaunlich also, dass gerade «Anne Will» mit den wenigsten Sendungen pro Jahr die klarsten Zugewinne verzeichnet. Oder gibt es da einen Zusammenhang? Ist eine Reduzierung der Anzahl damit in Einklang zu bringen, dass man einige unwichtigere Themen auslässt? Übrigens: Den „Einsatz-Rekord“ in diesem Jahr hält ZDFs «Maybrit Illner». Die verabschiedete sich vor knapp zwei Wochen nach ihrem 24. Auftritt in die Sonne.
Wie man es auch betrachtet, eines dürfte klar sein: So schön die Sonne und der Urlaub sein mag und so verdient er auch sicher ist: Zeit wird’s, dass im TV wieder über Politik gestritten wird. In zwei Monaten sind Wahlen.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
25.07.2017 10:32 Uhr 1
25.07.2017 11:29 Uhr 2
25.07.2017 18:54 Uhr 3