Liga 2, der unterschätzte Star, ist wieder da

Hurra! Die zweite Bundesliga ist wieder da - nach zehn Wochen Pause rollt der Ball wieder in der zweithöchsten Spielklasse unseres Landes. Für die große Zweitliga-Eröffnung, die seit 2014 vor großer Bühne (im TV immerhin rund 320.000 Zuschauer) stattfindet, schickten die Spielplanmacher zwei echte Traditionsklubs ins Rennen: Bochum, die nach dem Aufstieg in Liga 1 gieren und zuletzt mit einem Spontan-Trainer-Wechsel Schlagzeilen machten und Kult-Klub St. Pauli. Spielerisch war das, was auf dem grünen Untergrund geboten wurde, eher zähe Kost, weshalb viel mehr Platz bleibt, den Fokus auf das Drumherum zu legen.

Sky - Home of Liga 2

Sky, das selbst ernannte “Home of Football” hat seine Rechte für die zweite Liga noch ausgeweitet. Künftig wird man alle 306 Spiele der Liga live und (das ist neu) exklusiv zeigen. Sport1 hat die Rechte für das Topspiel am Montagabend verloren. Diese gewonnene Exklusivität ist somit auch ein bisschen Kompensation dafür, dass Sky wegen der vom Kartellamt geforderten No-Single-Buyer-Rule 40 Ligaspiele (plus Supercup, plus Relegation) verloren gingen.

In den kommenden vier Jahren wird der Münchner Bezahlsender für seine fünf Millionen Kunden also 572 Spiele der Bundesliga übertragen und dies mehrheitlich aus dem neuen Sendestudio Sky Sport HQ tun. Das kleinere Studio B feierte am Freitagabend gemeinsam mit Moderatorin Christina Rann (bisher Interviewerin und Moderatorin der Champions League im Handball) Premiere.

Der TV-Transfermarkt hat geschlossen

Ähnlich wie im Bundesliga-Business haben die TV-Sender zum Ende des alten und vor Beginn des neuen Fernseh-Rechtevertrags einige Transfers getätigt. Genau genommen fand der größte Umbruch seit etlichen Jahren statt: Auf Moderatoren-Seite verließen Thomas Wagner (jetzt Telekom und Nitro), Anna-Sara Lange (unbekannt), Jan Henkel (Eurosport) und Rolf Fuhrmann (Ruhestand?) den Pay-TV-Sender. Ergo wurden Plätze für Neue geschaffen - etwa Christina Rann, die ihre Karriere bei Sky vor mehr als fünf Jahren beim Montagabend-Spiel an der Seite von Esther Sedlaczek begann.

Während sie ihre Arbeit, zwar sichtbar nervös, aber doch souverän machte, hakte es im neuen Studio noch an ein paar Ecken. Etwa als während eines Interview-Einspiels plötzlich die Moderatorin zu sehen war oder als für wenige Sekunden das Bild mal komplett ausfiel. Kinderkrankheiten, die sicher schnell zu beheben sind und schon in der immerhin über fünf Stunden langen Samstags-Sendung nicht mehr auftraten.

Die 2. Liga, der heimliche Star?

Grundsätzlich stellt sich die Frage, welche Wichtigkeit Sky dem Fußball-Unterhaus einräumen wird. Durch den Wechsel vom Stadion ins Studio geht unweigerlich Nähe zu den Protagonisten verloren. Durch zahlreiche Schalten ins Stadion soll das wettgemacht werden. Dass sich das aber nicht so einfach umsetzen lässt, zeigte direkt die Halbzeitpause am Freitagabend, als man anders als früher keinen Gast präsentierte, sondern einen kleinen Appetizer auf das Samstagsspiel der Darmstädter (mit Kevin Großkreutz) präsentierte. Ansichtssache, was interessanter ist: Die kurze MAZ oder ein Gespräch mit einem Funktionär der beiden spielenden Teams. Entsprechend liegt aber die Vermutung nahe, dass Sky durchaus gut daran tut, beim Topspiel am Montagabend weiterhin seinen Moderator direkt am Spielfeldrand zu haben.

Denn: Die am Freitagabend gemessenen über 300.000 Zuschauer für das mäßig aufreibende Spiel zeigen, dass die Anziehungskraft der zweiten Liga eigentlich noch immer unterschätzt wird. Es ist nur zu hoffen, dass auch die Mediaagenturen mehr und mehr diesen Schatz entdecken, und Sky vielleicht zur nächsten Saison auch reagiert. Mit teilweise nur 15 Minuten Vorlauf vor den Spielen (etwa am Freitag oder Montag) bleibt doch wenig Zeit zur Einstimmung - vor allem wenn man den Vergleich zu den üppigen Countdowns aus Liga 1 zieht. Die zweite Liga im Pay-TV deutlich zu pushen, würde auch dementsprechend Sinn ergeben, da man hier freitags und sonntags auch Free-TV-Rechte hält und pro Wochenende Highlights von fünf Spielen bei Sky Sport News HD verwerten kann.

Fußball welcomes the Football-Star

Abseits des Rasens behielten die ersten Sendungen weitere Debüts parat: So hatte Florian Schmidt-Sommerfeld seinen ersten Einsatz am Sky-Mikro. Er meldete sich gemeinsam mit Rückkehrer Jörg Dahlmann bei der Samstag-Nachmittag-Konferenz. Von einer offenen Konferenz, die Sky für die neue Saison versprochen hat (die Kommentatoren werden künftig auf eine größere Bühne gehoben und haben an ihren Arbeitsplätzen auch kleine Cams stehen), war jetzt in der ersten Zweier-Konferenz noch nichts zu sehen. “Schmiso” und die ehemalige Sport1-Stimme Jörg Dahlmann brauchten im Vorfeld also nicht zu häufig am Spiegel vorbeigehen. Stattdessen zeigte Schmiso, wie es sich für einen jungen Sportreporter gehört, wie intensiv er sich auf sein Sky-Debüt vorbereitete.

Vorbereitung läuft... Samstag 15.30 Konferenz @sv98 - @kleeblattfuerth #D98SGF #SkyKonferenz pic.twitter.com/lK8NSo0aAm

— Florian Schmidt-So (@Schmiso) 27. Juli 2017

Am Ende war es eine sehens- und hörenswerte Konferenz, nicht zuletzt wegen der zwei markanten Stimmen. Schmiso, der - so viel Zeit muss sein - von den Kollegen im Programm stets mit vollem Namen gerufen wurde, wird bei Sky ab Ende August ja hauptsächlich im Bereich Handball sein Unwesen treiben. Es würde aber nicht überraschen, wenn ihn seine gelegentlichen Wege im Fußball noch höher hinaus führen als zu Spielen der Kategorie Darmstadt gegen Fürth.

Im Stadion übrigens selbst ist Sky immer mit dem Kommentator und in der ersten Liga dann auch mit jeweils ein bis zwei Field-Reportern vertreten. Nicht mehr vorhanden ist das gut erkennbare Sky Sport-Logo auf den Kamerabanden. Auf diese Marketingmaßnahme scheint Sky mit Beginn des neuen Vertrags zu verzichten. Stattdessen wirbt die DFL auf den Abgrenzungen nun für sich selbst.

Bei DAZN: Clip-Quickie

Im ganzen Trubel fast untergegangen, übrigens auch weil seitens des Senders kaum ein Hinweis darauf kam, ist, dass DAZN ab sofort immer 40 Minuten nach Abpfiff Highlight-Clips der Bundesliga anbieten darf - zumindest theoretisch. Am Freitagabend war noch eine Stunde nach Spielende kein Clip aus Bochum verfügbar. Und das, was dann kam, war schon sehr bescheiden. In gerade einmal 90 Sekunden wurden die 90 Spielminuten zusammengefasst. Immerhin: Am Samstag dann war DAZN pünktlich, wenn auch nicht ausführlicher was die Länge des Clips der Partie Ingolstadt gegen Union anging.