Am Sonntag wurden die zehnten World Games im polnischen Breslau feierlich beendet. Sie kennen die World Games nicht? Nicht schlimm, geht vielleicht vielen so. Das ist eine Veranstaltung des Internationalen Verbands für Weltspiele (IWGA) unter Schirmherrschaft des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), das letztlich auch die Olympischen Spiele ausrichtet. Bei den alle vier Jahre anstehenden Meisterschaften werden Wettbewerbe ausgetragen, die es nicht zu den „großen Spielen“ geschafft haben. Mit Tauziehen, Wasserski, Bowling oder Squash hat man trotzdem einige bekannte Sportarten im Programm. Aber auch die gemeinhin in diesen Breitengraden weniger Beachtung findenden Disziplinen Rettungsschwimmen ,Sumo-Ringen oder Kanupolo werden ausgetragen.
Das Münchener Unternehmen Sport1 hat sich die kleine Schwester von Olympia gesichert, zahlt aber nur einen Bruchteil von dem, was die Discovery-Gruppe für vier Austragungen der Olympischen Spiele überweisen. Um die 1,3 Milliarden Euro soll das amerikanische Unternehmen für die Rechte in ganz Europa bezahlt haben, die man natürlich auch refinanzieren muss. Teilweise hat Discovery die Rechte an andere Sender sublizenziert, die deutschen öffentlich-rechtlichen Anstalten wollten allerdings die hohen Forderungen nicht zahlen. Derzeitiger Stand: Die Spiele finden bei Eurosport, DMAX und TLC statt. Das ist für die Eurosport-Gruppe eigentlich die schlechteste Entscheidung, denn die Refinanzierung dieser Rechte ist fast unmöglich. Diese Rechnung liegt jetzt auch innerhalb des Konzerns auf dem Tisch, weshalb man an den Verhandlungstisch zurückgekehrt ist. Medienberichten zufolge gilt nun eine Einigung mit ARD und ZDF als wahrscheinlich.
Was passiert, wenn zu hoch gepokert wird, zeigte sich auch bei der Fußball U21-Europameisterschaft aus dem Juni und Juli diesen Jahres. Einmal mehr sicherte sich Sport1 die Rechte an dem Turnier und teilte sich viele Spiele mit ARD und ZDF. Es wurden zwar teilweise über eine Million Zuschauer gemessen, im Gegenzug aber hielten sich die Kosten der Rechte in Grenzen.
Ähnliche Phänomene treten auch sonst bei Randsportarten auf – etwa bei großen Turnieren im Handball oder Eishockey. Die Einschaltquoten sind für die Sportsender mit teilweise mehreren Prozent Marktanteil gut – aber die Olympischen Spiele wurden mit der Präsenz bei ARD und ZDF überbewertet. Abseits des Öffentlich-Rechtlichen Programms kämen Wettbewerbe wie Rodeln, Eisschnelllauf, Volleyball, Fechten, Curling und Co. niemals auf weit über fünf oder gar an die zehn Millionen Zuschauer. Das Beispiel der World Games zeigt schon gut, dass sich das Interesse in Grenzen hielt. Sport1 freut sich über rund 0,9 Prozent in der Zielgruppe.
Die Verantwortlichen bei Sport1 haben diesen Trend in den vergangenen Jahren erkannt: Man sollte sich derzeit bei der überhitzten Bieterrunden heraushalten, da nur die wenigsten Sender diese Summen auch refinanzieren können. Natürlich benötigt Sky die Fußball-Bundesliga. Wenn Sky mit aller Macht das Montag-Zweitliga-Spiel exklusiv haben möchte und entsprechend dafür bietet, muss Sport1 nicht mitbieten. Es gibt sportliche Alternativen wie Fan-Talks oder Übertragungen aus der vierten Fußballliga.
Obwohl man am vergangenen Dienstag über acht Stunden von den World Games berichteten, waren die besten Reichweiten bei Sport1 das Testspiel zwischen dem FC Bayern und Chelsea, die Zusammenfassung des Testspiels und die Übertragung von Darts. Mit diesen Quoten untermauert Sport1 doch die These, dass die Olympischen Spiele in den Spartensendern untergehen können – zumal sie mit Badminton, Hockey, Segeln oder Taekwondo diverse Sportarten aufweisen, die nicht unbedingt telegener als das World-Games-Aufgebot gelten.
Mit dieser Programmpolitik zeigt Sport1 allerdings auch, dass man mit relativ günstigen TV-Rechten sein Programm füllen kann. Bei der Firma Constantin Medien, dem Unternehmen hinter Sport1, weiß man, dass man keine Millionen-Summen in ein Event investieren kann. Zuletzt hat das Unternehmen unter anderem die Darts-Szene aufgebaut, dies versucht man nun auch mit anderen Sportarten.
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