
Mit Klitschko verliert Privatsender RTL einen seiner ganz großen Quotenbringer. 2013 etwa sahen mehr als elf Millionen Bundesbürger seinen Kampf gegen Alexander Povetkin, 2012 waren die Reichweiten beim Fight gegen Mormeck sogar auf über 12,2 Millionen angestiegen. Mehr als 50 Prozent Marktanteil generierte «RTL Boxen» damals in beiden relevanten Zuschauergruppen. Den Allzeitrekord stellte Wladimir ein weiteres Jahr zuvor auf; damals am 2. Juli 2011 – also ziemlich genau sechs Jahre und einen Monat zurück.
Den Showdown gegen David Haye wollten 67 Prozent aller Zuschauer, also 15,5 Millionen Bundesbürger sehen. Bei den 14- bis 49-Jährigen belief sich die Quote sogar auf 69,9 Prozent und somit auf Werte, die sonst nur bei wichtigen EM- oder WM-Spielen der deutschen Nationalmannschaft möglich sind. Die Klitschkos – sie waren echte Helden der Deutschen.

Doch Huck knüpfte nie an die Popularität von Wladimir und Vitali an: Sein letzter Kampf im April dieses Jahres (gegen Mairis Briedes) kam nur auf 3,17 Millionen Zuschauer. Seine beiden vorherigen RTL-Auftritte landeten bei 4,38 und 3,73 Millionen Sehern. Somit kam Huck zwar immer auf passable Werte, die gegen die großen Ergebnisse der Klitschkos aber doch mickrig wirken. Und somit stellt das Karriere-Ende von Wladimir Klitschko das komplette Engagement von RTL im Boxsport in Frage. Neue Athleten, die in die Fußstapfen hineinwachsen könnten, sind nämlich erst einmal nicht in Sicht. Stattdessen scheint RTL, so zumindest ist zu hören, für Nitro in der Europa League einsteigen zu wollen – und würde so sein Fußballangebot, zu dem auch schon die Quali-Spiele der Nationalmannschaft gehören, nochmal aufstocken.
Update, 14.30 Uhr: RTL-Programmgescäftsführer Frank Hoffmann hat dem Boxer inzwischen für seine langjährige Partnerschaft mit dem Sender gedankt. Er sagte: „Wladimir ist ein Ausnahmesportler und eine Ausnahmepersönlichkeit. Wir verbinden mit ihm so viele schöne Momente – innerhalb und außerhalb des Boxrings. Wir haben großen Respekt vor seiner Entscheidung. Natürlich wären wir gerne noch einmal mit ihm in den Kampf gezogen, aber sein Entschluss, sich nach 27 Jahren aus dem Boxsport zurückzuziehen, ist sehr gut nachvollziehbar. Mit diesem Rücktritt geht eine Ära zu Ende, die in der Sportwelt ihresgleichen sucht. Wir sind dankbar dafür, dass wir diese außergewöhnliche Persönlichkeit elf Jahre lang begleiten und gemeinsam mit ihm so viele große Erfolge feiern durften. Jetzt wünschen wir ihm alles Gute auf seinem weiteren Lebensweg und danken auch seinem Manager, Bernd Bönte, für die tolle Zusammenarbeit.“
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