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Das Konzept ist schnell erklärt: Pro Ausgabe begibt sich Thore Schölermann – inzwischen zu einer Art ProSiebenSat.1-Allzweckwaffe («The Voice of Germany», «Get the Fuck Out of My House») mutiert – in eine Grundschule, um dort den sogenannten Wunschbaum aufzustellen. Zum Auftakt passiert das in der Friedrichshagener Grundschule in Berlin-Köpenick. Mit dem aus Schülersicht wohlklingenden Satz „Der Unterricht fällt aus“ werden die Kleinen dazu aufgefordert, ihre Wünsche aufzuschreiben – allerdings wünschen sie sich nicht selbst etwas, sondern wollen anderen Personen aus ihrem Umfeld eine Freude machen.
Nur drei der zahlreich gesammelten Wünsche werden jedoch wahr – vermeintliche Otto-Normal-Wünsche bleiben da auf der Strecke. Einen Hund trainieren, damit dieser nicht mehr vor dem Autofahren Angst hat? Einen neuen Laptop für die unterrichtende Mama? Nein, damit lassen sich wohl keine tränenreichen Bilder inszenieren, zu unspektakulär. Und außerdem könnte das Mädchen dann ja hinterher selbst damit spielen. Es muss also im Vorfeld reichlich aussortiert werden von den Machern und wenn man ganz böse ist, könnte man behaupten: Die besten und erfolgversprechendsten Schicksalsschläge gewinnen. Denn wie genau diese Vorauswahl vonstattengeht, wird leider an keiner Stelle erwähnt.
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Was nun? Erstmal Werbung und der Blick auf andere Protagonisten. Ein Spannungsbogen darf schließlich nicht fehlen – auch wenn dieser doch sehr künstlich rüberkommt. Die naheliegende und nebenbei bemerkt nicht verwerfliche Lösung des Dilemmas: Tochter und Mutter dürfen einfach gemeinsam die Kreuzfahrt durchs Mittelmeer machen. Sofort werden die Sachen gepackt und los geht’s. Was nicht passt, wird passend gemacht, war anscheinend das Motto. Emotionen!
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So wird Mia in der Schule beim Spielen überrascht und kann sich partout nicht vorstellen, warum der Schölermann wieder da ist. Auch Leon hat absolut keine Ahnung, warum der Schölermann ihn beim Fußballspielen besucht. Rike wird beim Tischtennisspielen im Garten abgefangen und hat selbstverständlich ebenso keinen blassen Schimmer davon, warum der Schölermann wieder da ist.
Ebenso unglaubwürdig, dass die Beschenkten nicht wissen, warum vor ihrer Nase eines Tages ein Kamerateam steht – Lockvogel hin oder her. Dass ihre Kinder vor Kurzem den Wunschbaum bestückt haben und dabei gefilmt wurden, sollte ihnen ja eigentlich klar sein. Aber das sind nur die Kleinigkeiten, auf die der normale Zuschauer womöglich weniger Wert legen wird. Und die noch dazu das Endergebnis nicht schmälern – selbst wenn das aufgrund der ausführlich besprochenen Hintergrundgeschichten eher weniger Platz in der rund einstündigen Sendung einnimmt.
Als i-Tüpfelchen bekommen übrigens all jene Kinder, deren Wünsche es nicht in den Recall schafften, Trostpreise. Zum Schluss sind also alle happy. Emotionen! Die Sendung ist – um bei den Worten der Mutter zu bleiben – „okay“ und tut beileibe niemanden weh. Solide Familienunterhaltung eben, die vor allem eins immer und immer wieder hervorrufen will:
Emotionen!
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13.08.2017 23:53 Uhr 1