Serientäter

«This Is Us»: Ganz schön was verpasst!

von   |  14 Kommentare

Die traurigen Quoten offenbaren: Viele in Deutschland haben «This Is Us» verpasst. Eine Woche vor dem Staffelfinale bei ProSieben sagt Nicole Schmidt, wieso die Serie eigentlich so sehenswert gewesen wäre.

«This Is Us» war in den USA in der TV-Season 2016 / 2017 der Überraschungshit für NBC und versorgte das Network wöchentlich mit Traumquoten. In Deutschland hoffte ProSieben an diesen Erfolg anzuknüpfen, ging jedoch mit der Ausstrahlung der Dramedy baden. Die Quoten wollten von Anfang nicht stimmen, verzeichneten zwar kurzzeitig mit «Grey‘s Anatomy» als Lead-In etwas Aufwind, aber dieser hielt nur kurz an. Deshalb entschied der Sender erst kürzlich die Ausstrahlung der Serie zu beschleunigen. Anstatt einer Folge pro Woche, erwarteten die Zuschauer zuletzt nun Doppelfolgen, zum Finaltag nächsten Mittwoch sogar drei am Stück. Es scheint so, als wollten die Verantwortlichen die Ausstrahlung so schnell wie möglich hinter sich bringen. Trostpflaster für die Fans ist dabei lediglich, dass die Staffel überhaupt komplett ausgestrahlt wird. Auch hier darf munter spekuliert werden, wieso die Dramaserie beim deutschen Publikum floppte, denn qualitativ macht diese alles richtig.

Worum geht es in «This Is Us»?


Im Zentrum der Produktion stehen die Ängste, Sorgen, Probleme und Glücksmomente der Familie Pearson, bestehend aus dem Ehepaar Jack und Rebecca und ihren drei Kindern Kate, Kevin und Randall. Alle drei Kinder vereint dabei eine Gemeinsamkeite Sie haben am selben Tag Geburtstag. Abseits davon hat jeder mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen: Kate versucht verzweifelt abzunehmen, während Kevin unzufrieden mit seinem Job ist und Randall endlich seinen biologischen Vater kennenlernen möchte.

«This Is Us»: Geschichten aus dem echten Leben


Die Stärke von «This Is Us» und der Grund, wieso ich die Serie vorbehaltlos jedem empfehle, ist, dass die Geschichten, die erzählt werden, realistisch sind. Klingt simpel. Ist es auch. Sie alle könnten uns so oder so ähnlich auch passieren und vieles von dem ,was die Figuren durchmachen, kommt dem Zuschauer bekannt vor. Nehmen wir zum Beispiel Kate, die mit ihrem Übergewicht zu kämpfen hat, eine Diät nach der anderen ausprobiert, aber nichts funktioniert. Sicherlich gibt es viele Frauen, die Tag für Tag den gleichen Kampf ausfechten und sich oftmals genauso verzweifelt und unsicher fühlen. Doch auch Kevin ist Sinnbild für viele Zuschauer, die sich in ihrem Job nicht mehr wohlfühlen und diesen am liebsten aufgeben möchten, während Randall auf der Suche nach seinen Wurzeln ist, um sich endlich selbst zu finden und hierbei sicherlich ebenfalls einigen aus der Seele spricht. Im Mittelpunkt stehen aber auch all die Probleme, die es mit sich bringt, gleich drei Kinder großzuziehen. Nicht immer ist dies ein leichtes Unterfangen, denn auch als Elternteil steht man vor einer vollkommen neuen Herausforderung, die einen am Anfang überfordern kann (und darf). Da kann ein entspannter Ausflug ins Schwimmbad schon mal zur Geduldsprobe werden, wenn ein Kind verloren geht. Desweiteren ist es für Jack und Rebecca nicht immer leicht, den Bedürfnissen und Wünschen aller drei Kinder zu gleichen Teilen gerecht zu werden, die alle mit ihren eigenen Unsicherheiten und Ängsten zu kämpfen haben.

Auch die Rivalitäten der Geschwister sind ein großer Teil der Serie. Spätestens hier dürften viele Zuschauer ähnliches erlebt haben, vorausgesetzt man ist kein Einzelkind. Es sind somit echte Figuren, mit echten Problemen, die für mich den Reiz von «This Is Us» ausmachen und aufgrund derer sich die Zuschauer mit den Charakteren identifizieren können.

Die Handlung besteht dabei aus Vergangenheit und Gegenwart, die fließend ineinander übergehen. Es ist auch diese Erzähltechnik und die Leichtigkeit mit der die Produzenten beide Erzählstränge zueinander führen, die mich maßlos beeindruckt hat. Nie hat man als Zuschauer das Gefühl, dass man aus der Handlung gerissen wird, sondern beide Zeitstränge ergänzen sich wunderbar, in dem sie aufeinander Bezug nehmen. Gerade durch die Erlebnisse in der Vergangenheit erklärt sich so manches Verhalten der Figuren, aber auch ihre ganz eigenen Traditionen und Bräuche beispielsweise zum Super Bowl, Thanksgiving oder Weihnachten. Wir sehen Kate, Kevin und Randall groß werden, erleben aber auch, wie ihre Kindheit sie geprägt hat, woher ihre Ängste kommen und wie diese sich im Erwachsenenalter äußern. Dabei sind es vor allem die Eigenheiten der Familie, die die Serie so besonders macht. Wir alle haben eigene Rituale, so auch die Familie Pearson. Ihre Bräuche bringen mich jedes Mal auf‘s Neue zum Schmunzeln, haben sie doch ihren ganz eigenen Charme. In jeder Folge wird einem bewusst, wie durchdacht die Handlung ist. Logiklöcher sucht der Zuschauer zum Glück vergeblich.

Natürlich gibt es abseits der Rahmenhandlung noch typische Elemente einer Dramaserie, wie Lügen innerhalb der Familie, aber auch Liebesbeziehungen. Hierbei haben die Produzenten jedoch auf die typischen Klischees (wie nervige Liebesdreiecke) verzichtet. Und auch wenn hier manches bekannt vorkommt, wie die Suche von Randall nach seinem biologischen Vater, so sind es doch die kleinen Details in jeder Storyline, die diese Serie besonders machen. Den Produzenten gelingt es dabei spielerisch leicht Emotionen bei den Zuschauern zu schüren und kräftig auf die Tränendrüse zu drücken. Bei dieser Serie bleibt kein Auge trocken, was den unterschiedlichen Schicksalen der einzelnen Figuren geschuldet ist, aber auch deren Chemie untereinander. Doch keine Angst, nicht nur die Tränendrüse wird in Beschlag genommen, sondern auch die Lachmuskeln, denn emotionale und lustige Momente wechseln sich kontinuierlich ab.

Sicherlich profitiert «This Is Us» auch von seinem brillanten, hochkarätigen Cast, der aus Namen wie Mandy Moore, Milo Ventimiglia oder Sterling K. Brown besteht, aber auch die Newcomer Justin Hartley und Chrissy Metz machen ihren Job verdammt gut. Vor allem für Moore ist die Serie ein voller Erfolg, war sie zuvor eher in unpopulären Formaten, wie «Red Band Society», welches nach einer Staffel aufgrund mäßiger Quoten eingestellt wurde, vertreten, oder lieh Figuren in Animationsserien ihre Stimme. Mit «This Is Us» ist sie zurück auf den heimischen Bildschirmen und wird für ihre Leistung von den Kritikern gefeiert. Bei den Gastdarstellern ist es vor allem Gerald McRaney, der mir bei jedem seiner Auftritte ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich glaube, alle Zuschauer wünschen sich einen Arzt wie Dr. Nathan Katowski, der immer einen lustigen und inspirierenden Spruch auf Lager hat, der jede Krisensituation gleich halb so schlimm macht.

Spannend für den Zuschauer dürfte im Verlauf der Serie auch die Wandlung von Chrissy Metz‘ Figur Kate werden. Die Darstellerin hat sich vertraglich verpflichtet, für die Serie abzunehmen, womit die Handlung rund um ihren Gewichtsverlust noch realistischer wird. Die Produzenten können so nicht nur zeigen, welche positiven Auswirkungen dies auf die Psyche und das Leben von Kate hat, sondern auch welche Veränderungen optisch damit einhergehen. Für Chrissy Metz bringt das natürlich einiges an Druck mit, denn sollte sie nicht erfolgreich sein, so würde sie Vertragsbruch begehen, der sie teuer zu stehen käme.

Am 23. August 2017 werden die letzten drei Folgen am Stück von ProSieben ausgestrahlt, während «This Is Us» in Amerika am 26. September auf die Bildschirme zurückkehrt. Dort wurde die Dramedy schon im Vorfeld der Ausstrahlung um eine dritte Staffel verlängert, denn anders als in Deutschland sind sich die Verantwortlichen bei NBC sicher, dass die Serie eine lange Laufzeit haben wird. Für die anstehende, zweite Staffel, wurden einige Kinderdarsteller in den Hauptcast der Serie befördert. Fans dürfen sich also auf weitere Flashbacks freuen. Einen Gastauftritt wird es übrigens von Sylvester Stallone geben. Dieser wird in der Serie den Co-Star von Kevin bei einem neuen Filmprojekt spielen.

Wer nun Lust dazu bekommen hat «This Is Us» noch einmal von Anfang an anzuschauen, der kann alle Folge auf Maxdome nachholen, wo sie im Paket inbegriffen ist. Doch auch Amazon Prime bietet die erste Staffel als Staffelpass an. Ich kann an dieser Stelle nur wiederholen, was ich schon in der Überschrift formuliert habe: Schaltet ein, denn sonst verpasst Ihr eine emotionale, realistische und lustige Dramedy, mit einem talentierten Cast.

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Es gibt 14 Kommentare zum Artikel
dirkberlin
17.08.2017 08:58 Uhr 1
This is us hat es glaube ich schwer, weil es keine "richtige" Handlung hat, sondern ähnlich wie eine Soap (nur deutlich besser produziert) einfach nur "das Leben" als Thema hat. Ich schau es nur, wegen meiner Frau, und verhederre mich manchmal in Zeitsprüngen (wenn die Vergangenheit an verschiedenen Stellen erzählt wird). Ich denke es ist einfach zu seicht und vielfach schon erzählt. Mich lässt das immer etwas kalt, weil es fiktive Figuren sind, und das Drehbuch auch vom Leben geschrieben wird. Oh die Schauspieler haben sich am Set verkracht? Jemand will mehr Gage/Rolle? Zack, Arzt überfahren vom Bus oder der Sicherheitsoffizier von einer schwarzen Pfütze gefressen.



Interessieren würde mich, ob die Serie bereits abgeschlossen in der Schublade liegt (auf x Staffeln) oder nahezu beliebig die 3x Jahre der Zwillinge auf ewig füllen soll.
Kingsdale
17.08.2017 09:21 Uhr 2
Bei solch einer Serie fehlt einfach der Unterhaltungswert. Man will nicht um diese Zeit eine art amerikanische Lindenstraße sehen, die ein wirkliches Leben zeigt und auf die Tränendrüse drückt. Dafür ist das wahre Leben schon hart genug. Und da kann man die sogenannte Serie auch noch so in die Höhe loben wie man will, die Zuschauer wollen sich abends vom Alltag ablenken. Ich habe nur wenigen Folgen gesehen, hat mich nicht interessiert, eher gelangweilt und da können noch so vieles Lobeshymden kommen, noch so gute Darsteller ihr ganzes Können zeigen, noch so Emotional sein. Es interessiert nicht!
tommy.sträubchen
17.08.2017 10:14 Uhr 3
Erstmal großes Lob an Pro Sieben die den (zugegeben nicht vielen Fans in Deutschland) wenigsten die erste Staffel komplett bietet Ich glaube aus Sendersicht hätte jeder verstanden wenn die Serie ins Nachtprogramm gewandert wäre. Wenn ich richtig gesehen habe liegt Pro 7 im Zeitraum 1.8-16.8 gerade mal bei 3.9%MA bei allen!! = Kabel 1 Niveau und bei den 14-49J. sieht's mit 8.2% ebenfalls desaströs aus... Aber vielleicht gehts ja in der zweiten Hälfte des Monats ja nach oben...Big Bang hat ja neue Folgen :-) Schade für This is us... Ich finde die Serie nicht langweilig aber so isser der Geschmack.
Ultz
17.08.2017 10:32 Uhr 4
Ich habe die Serie nicht ein einziges Mal gesehen, die Trailer fand ich schon tödlich langweilig. Und wenn ich mir die Kommentare hier durchlese, ist das fast so was wie "Mitten im Leben" auf RTL nur in der Tränenversion - heißt für mich, dass ich alles richtig gemacht habe.

Ich teile die Meinung von Kingsdale, dass die Leute sich abends ablenken wollen.



@Tommy, ich verstehe den Zusammenhang zu The Big Bang Theorie nicht, den Sie ziehen. Die neuen Folgen von TBBT werden doch montags laufen, wohingegen This is us, mittwochs in den Äther geblasen wird.
medical_fan
17.08.2017 11:29 Uhr 5
Also eine Soap würde ich es nicht bezeichnen das ist eher Chicago Fire...

Lindenstraße ist es auch nicht.

Es ist einfach nur viel besser als dieser andere scheiß wie The Walking Shit oder Game of F*ckers How i .... your mother The Big Bang Shit und Two and a half assholes.

Tut mir echt leid aber mir ist echt grad der Kragen geplatzt so einen Scheiß wie die oben gennaten Serien zu schauen die weitaus schlechter und beschissener sind als "This is us" und dann auch noch hochzuloben. Und da stimme ich mal Quotenmeter wer diese Serie nicht gesehen hat was verpasst. PUNKT. Aber leider gibt es in Deutschland zu viele Idioten wie man ja an Promi BB Dschungelcamp oder den oben genananten schlechtesten Serien des 21 Jahrhunderts sieht. Schaut nur weiter eure miesesten Serien aller Zeiten denn Qualität erkennt ihr eh nicht hauptsache Comedys die so lustig sind wie ein Sack Reis der in China umfällt.



Tut mir echt leid,aber das musste jetzt einfach gesagt werden....
kauai
17.08.2017 12:45 Uhr 6


Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen! Ich schaue abends vorwiegend TV um mich vom Alltag abzulenken und zu entspannen. Deshalb geht es mir als erstes Kriterium auch um den Unterhaltungswert, was nicht zwangsläufig heißt, daß keine Qualitätsserie dabei sein darf.



Bei "This is us" hab ich nach einer knappen halben Stunde der Pilotfolge das Weite gesucht. Das Schmalzgedöns ist einfach nicht mein Fall.
Waterboy
17.08.2017 13:37 Uhr 7
@medical_fan



Wer Soll dich denn bitte nach diesem Post noch ernst nehmen ?
tommy.sträubchen
17.08.2017 13:49 Uhr 8
.....

Das bezog sich auf die allgemeinen Angaben das Pro 7 sehr oft Pech mit seinen Serien hat und das Ergebnis sich nun zeigt... Pro 7 hat sehr sehr schwache Monatsmarktanteile im Schnitt...Der Bezug zu Big Bang war nur als die übliche und einzigste Quotenhoffnung für Pro 7 gemeint...auch wenns Mo läuft... Lg Tommy
Familie Tschiep
17.08.2017 14:01 Uhr 9
Und die Geschichte ist alles andere als realistisch, die Geschichte spielt in einer Traumwelt.
tommy.sträubchen
17.08.2017 14:14 Uhr 10


...ich finde (ist mein Gefühl kann mich auch täuschen) das du die Welt des Fernsehen zu persönlich nimmst...ich finde es auch fragwürdig, Zuschauer die andere Interessen haben wie du, als Idioten zu bezeichnen.Ich mag da jetzt keine Debatte beginnen und ich nehme es als jemand der IbeShmhr oder PBB gern mal schaut, nicht persönlich als Idiot bezeichnet zu werden...aber trotzdem danke :-)
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