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«House Rules – Das Renovierungsduell» in Sat.1: Eine gute Idee mit Schwachstellen

von   |  2 Kommentare

Die neue Sendung bringt frischen Wind in das Do-it-Yourself-Genre: Statt Profis treten Hobby-Handwerker gegeneinander an und renovieren ein fremdes Haus. Dennoch weist das Format Schwachstellen auf.

Zur Premiere: Konkurrenz im eigenen Haus

«House Rules» läuft mittwochs um 20.15 Uhr, wo Sat.1 zuletzt mit Formaten wie «Jetzt oder nie – Das 100-Tage-Experiment» oder «21 Schlagzeilen» kein glückliches Händchen bewiesen hat. Damit machte sich die ProSiebenSat.1-Gruppe zum Auftakt in gewisser Weise Konkurrenz im eigenen Haus: Beim Frauensender sixx stand mit «Boom My Room – Janin Ullmann möbelt auf!» zurselben Sendezeit ein ähnlich gelagertes Format auf dem Programmplan. Ab der kommenden Woche hat man dieses Problem jedoch nicht mehr ...
Die Deutschen wissen, wo der Hammer hängt. Das wusste schon Frank Plasberg 2012, als er bei «Hart aber fair» die banale Frage stellte, was uns Deutsche denn in die Baumärkte treibt. Umbauten, Renovierungen, Umgestaltungen – das alles findet schon lange im Fernsehen statt und sorgte in seinen Hochzeiten mit Tine Wittlers «Einsatz in vier Wänden» bei RTL für Zielgruppen-Marktanteile von über 20 Prozent.

Ob solch hohe Quoten für die neueste Kreation beziehungsweise Adaption von Sat.1 drin sind, darf stark bezweifelt werden – auch wenn «House Rules – Das Renovierungsduell», eine ursprünglich aus Australien stammende Produktion, einen neuen Dreh findet. Denn hier krempeln nicht ausschließlich Profis Häuser um, sondern Hobby-Handwerker. Die arbeiten dann wiederum nicht in ihrem eigenen Heim, sondern bei Wildfremden. Zum Auftakt ging’s auf den Pferdehof von Familie Tennigkeit. Drei Kandidatenpaare stehen in Konkurrenz zueinander und bringen jeweils ihnen zugeteilte Bereiche auf den Vordermann – oder versuchen es zumindest. Wer hinterher die meisten Punkte von einer Jury und den Eigentümern bekommt, gewinnt 50.000 Euro.

Sogenannte „Keep-Me“-Sticker sollen verhindern, dass geliebte Gegenstände (Familienbilder, Kleiderschrank, Parkettboden, …) in der neu eingerichteten Behausung fehlen. Zudem werden fünf mehr oder weniger klare Regeln aufgestellt – der Landhausstil soll unter anderem vermieden werden, außerdem soll die Einrichtung zwar modern, aber nicht steril sein. Bis hierhin sind schon geschlagene 20 Minuten der Sendung vergangen, eine obligatorische Kandidatenvorstellung und eine Besichtigung der Baustelle (ihh, Ameisen und grottenhässliche Fliesen) inklusive. Etwas zügiger hätte dieses Vorgeplänkel schon vonstattengehen können. Ins Eingemachte geht es eigentlich nämlich erst nach der ersten Werbepause.

Der Zeitfaktor spielt eine große Rolle, auf die kostbare Zeit wird mantraartig immer wieder eingegangen. Lediglich sieben Tage stehen für die Handwerker-Amateure zur Verfügung. Ein Schimmelproblem im Kinderzimmer kommt den Machern da gerade gelegen, wenn es darum geht, das noch einmal explizit zu betonen. Nun sollte man angesichts der knappen Zeit meinen, dass bei einem Renovierungsduell die Renovierungsarbeiten an sich im Fokus stehen. Genau die rücken allerdings gelegentlich in den Hintergrund – sei es durch weitere Einblicke in das Leben der Teilnehmer, durch Kommentare jener, ein in die Länge gezogenes Finale oder eben durch Albernheiten.

Da wird dann spaßeshalber eine Wand zugemauert oder scherzhaft darüber debattiert, wie man den Anderen es heimzahlen kann, dass der Strom mal für eine Stunde weg war. Zu allem Überfluss wird dann auch noch ein falscher Transportwagen ausgeräumt und ein Wehwehchen an den Fingern ausgewälzt. Besonders das Partysänger-Duo Kamelia und Ingo (Foto rechts) trägt zu derartigen Slapstick-Einlagen bei. Der Unterhaltungsfaktor wurde hiermit zweifellos erfüllt, vielleicht tun es aber auch weniger Szenen dieser Art. Die anderen Paare – Caren und Stefan sowie Susi und Micha – bleiben hingegen eher blass und bestechen vor allem mit Durchschnittlichkeit. Ein passender Kontrast.

Ganz ohne fremde Hilfe stehen die Duellanten übrigens doch nicht da. Vermutlich besser so, sonst hätte Sat.1 zum Schluss mit Sicherheit keine vorteilhaften Vorher-/Nachher-Bilder präsentieren können. Auf den letzten Metern geht es nämlich sehr wohl erstaunlich flott voran. Für Unterstützung sorgen Bauleiter Frank Richter und sein Team. Erstgenannter sagt hin und wieder, wie die Dinge richtig funktionieren. Ein großer Erkenntnisgewinn bleibt für die Zuschauer dabei aus: Dass etwa Farbe gleichmäßig aufgetragen werden muss, hätte man sich bestimmt schon vorher denken können. Und wehe, es lässt jemand Werkzeug nach der Benutzung schmutzig zurück; das ist gefundenes Fressen für den zwischenzeitlich leicht genervten Experten, dem es offenbar gefällt, das Megafon zu schwingen und ständig den Finger in die Wunde zu legen. Bei Ingo und Kamelia löst dieses Verhalten trotzige Reaktionen wie diese aus: „Ich finde das scheiße, dass er uns grundlegend unterschätzt und uns unterstellt, dass wir gar nichts können. So ist das nicht!“ Ziel erfüllt?

Und Moderatorin Nina Bott? Die ist halt … einfach da und sticht weder negativ noch positiv hervor. Sie darf die im Wesentlichen schon von der Off-Stimme zu Beginn vorweggenommenen und nicht allzu komplexen Regeln in aller Breite erklären und am Ende die Punkte verkünden.

Bleibt letztlich abzuwarten, ob das Sat.1-Publikum dem Ganzen trotz seiner kleinen Schwächen etwas abgewinnen kann – der Sender hätte einen Erfolg in der Mittwochs-Primetime jedenfalls dringend nötig.

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Gnutzhasi
31.08.2017 12:59 Uhr 1
Junge, Junge! Wer ist denn auf den Trichter gekommen die Bott moderieren zu lassen ? Vielleicht eine Kosmetikshow oder was mit nur Grinsen ! Hier ist sie jedenfalls vokommen fehl am Platz.
Familie Tschiep
31.08.2017 13:28 Uhr 2
Es war noch nicht mal eine gute Idee.

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