TV-Markt

Der TV-Markt im August: ProSieben fällt ins Bodenlose - und hinter Sat.1 zurück

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Während RTL auf ähnlichem Niveau wie zuletzt lag und Sat.1 dank «Promi BB» zumindest leicht zulegte, endete der Sommer für ProSieben mit weiteren bösen Watschen. Gut lief es für ARD, ZDF und VOX.

Im August war das deutsche Fernsehen weit davon entfernt, zweistellige Millionenreichweiten zu generieren. Am stärksten performten wieder einmal der «Tatort» mit 8,26 Millionen Zuschauern sowie das Bundesliga-Auftaktspiel zwischen den Bayern und Leverkusen, das im ZDF 7,94 Millionen Interessenten verzeichnete. Auch sonst dominierten ARD und ZDF die monatliche Hitliste, RTL hatte sich mit bestenfalls 4,59 Millionen für das Formel-1-Rennen von Belgien zu begnügen, während Sat.1 selbst mit seiner stärksten Ausstrahlung - einer Wiederholung von «Der Schuh des Manitu» - nicht über 2,37 Millionen hinaus kam.

Beim jungen Publikum wiederum wusste «Ninja Warrior Germany» zu begeistern, das bis zu 1,45 Millionen bzw. 19,6 Prozent der 14- bis 49-Jährigen erzielte und damit die stärkste Primetime-Ausstrahlung eines Privatsenders markierte. Insgesamt waren aber auch hier König Fußball (2,59 Millionen) und besagter «Tatort» (2,13 Millionen) zu finden. ProSieben wiederum musste lange auf einen echten Hit warten, konnte sich dann aber auf den Start der neuen «The Big Bang Theory»-Folgen verlassen, der vor 1,43 Millionen bzw. 16,3 Prozent der werberelevanten Zielgruppe über die Bühne ging. Da «Promi Big Brother» nicht der erhoffte Megahit war, fehlte Sat.1 sogar in diesem Monat wieder der ganz große Erfolg - bestenfalls 15,8 Prozent bei maximal etwas mehr als einer Million Menschen standen auf der Uhr.

Auch VOX gönnte sich eine kleine Auszeit und ließ RTL II den Vortritt, das mit einem «Dirty Dancing»-Abend auf bis zu 1,96 Millionen Gesamt-Zuschauer bzw. fantastische 14,2 Prozent Zielgruppen-Marktanteil gelangte. Und trotzdem hatte erstgenannter Kanal immer noch genügend erfolgreiche Ausstrahlungen in petto: «Hot oder Schrott» etwa, das am Vorabend auf bis zu 13,6 Prozent und in der Primetime auf maximal 9,9 Prozent gelangte, wobei maximal 1,79 Millionen Menschen zusahen. Oder «Grill den Henssler» mit bis zu 1,75 Millionen und 9,8 Prozent der Zielgruppe. Oder die abendfüllende «Diana»-Doku mit 1,78 Millionen und 10,2 Prozent. Nur kabel eins gelang es in diesem Monat kaum, überhaupt irgendeinen Superhit zu platzieren - einzig ein «Planet der Affen»-Abend wusste so wirklich zu überzeugen und kam mit 6,4 Prozent zur Primetime sowie tollen 9,8 Prozent zu später Stunde auf sehr schöne Werte.


Alle Zuschauer (August 2017)


ALLE ZUSCHAUER (AUGUST)
11,0
10,7
13,1
13,0
8,6
8,5
3,1
3,4
5,0
5,1
6,8
6,4
4,0
4,1
3,3
3,5
Marktanteile in %  |  August 2017 gegenüber Juli 2017

Das ZDF konnte sich ein weiteres Mal problemlos an der Spitze des Senderrankings behaupten und lag mit 13,1 Prozent sogar zum dritten Mal in Folge bei mehr als 13 Prozent des Gesamtpublikums. Generell blickt man in Mainz auf eine höchst dominante Zeit zurück, denn seit Mai vergangenen Jahres verging kein einziger Monat mehr, in dem man nicht die Führungsrolle einnahm - und im Kalenderjahr 2017 wurden bislang in sechs von acht Fällen besagte 13 Prozent geknackt. Das Erste kann da nicht mithalten steigerte sich aber nach zuletzt zweimal 10,7 Prozent in Folge wieder moderat auf 11,0 Prozent und liegt aktuell auf einem nach oben wie unten völlig unangefochten scheinenden Silberrang.

Dass sich die ARD überhaupt keine Sorgen machen muss, den zweiten Platz eventuell in Bälde räumen zu müssen, ist auch der Schwäche von RTL als mit Abstand größtem privatem Player geschuldet, der seit Februar schon ununterbrochen in der Einstelligkeit herumkrebst und auch im August wieder angesichts von nur 8,6 Prozent ganz knapp davor stand, den erst im Juni und August 2016 jeweils aufgestellten ewigen Tiefstwert von nur 8,3 Prozent zu unterbieten - damals allerdings gegen die Fußball-EM und Olympia, heuer lediglich gegen öffentlich-rechtliches Routine-Programm. Auch das Plus auf Seiten Sat.1 ist arg vergiftet, denn mit seinen 6,8 Prozent steigerte man sich zwar im Vergleich zu den 6,4 Prozent aus dem Vormonat - aber damit halt auch nur gegen den ewigen Negativrekord des Senders. Überdies bitter: Obwohl mit «Promi Big Brother» einer der wichtigsten Anker der jüngeren Vergangenheit lief, reichte es nicht einmal, die 7,0 Prozent aus dem Vorjahres-August zu erreichen, wo das Promi-Haus erst im September über den Äther gegangen war.

Die zur bitteren Wahrheit verkommenen Faustregel "kein Monat ohne ewigen Negativrekord" traf indes auch diesmal wieder zu, der Leidtragende war diesmal zum bereits zweiten Mal in Folge ProSieben: Nach bereits desaströsen 4,1 Prozent im Juli ging es auf sogar noch etwas schlechtere vier Prozent hinab, seit April ist somit fast ein Prozentpunkt bzw. knapp 20 Prozent des Publikumsaufkommens verloren gegangen. Mit einem Wort, die Lage ist fatal - während sich VOX angesichts grundsolider fünf Prozent weiter auf der Sonnenseite der Quotenmessung wähnen kann und sich im September mit seiner «Höhle der Löwen» ja auch noch ein großes Highlight auf seiner Seite weiß. Recht bitter endete der Sommer für kabel eins und RTL II, die zuletzt Boden gutmachen konnten, im August nun allerdingst wieder an Zuspruch einbüßten.

Unspektakulär fiel diesmal die Gesamtbilanz der acht großen Programmanstalten aus, die mit 54,9 Prozent ziemlich genau auf Höhe des Vormonats (54,7 Prozent) rangierten - allerdings aben auch mehr als fünf Prozentpunkte schwächer waren als noch 2016, wo noch die 60-Prozent-Marke knapp genommen werden konnte.


14- bis 49-Jährige (August 2017)


14- BIS 49-JÄHRIGE (AUGUST)
6,2
5,8
6,4
6,1
11,3
11,3
5,4
5,7
7,4
7,3
8,5
8,0
8,3
8,9
4,7
5,0
Marktanteile in %  |  August 2017 gegenüber Juli 2017

Die Abwärtsspirale der großen Privatsender drehte sich auch bei den 14- bis 49-Jährigen weiter, wenngleich die obige Grafik das nicht in dieser Deutlichkeit visualisieren mag. Doch RTL entfernte sich mit 11,3 Prozent dem Niveau seiner knapp 13 Prozent aus der abgelaufenen Kernsaison erneut etwas weiter und steht ähnlich schlecht da wie im Vorjahres-Monat, als man aber eben gegen die Olympischen Spiele 11,2 Prozent verzeichnen konnte. Sat.1 steigert sich gegenüber den historisch miesen 8,0 Prozent aus dem Vormonat deutlich auf 8,5 Prozent, reichte aber bei weitem nicht an die guten 9,1 Prozent heran, die in erster Linie dank der Schützenhilfe von «Promi Big Brother» zuletzt im September als Saisonauftakt zu Buche gestanden hatten.

Und dann wäre da noch ProSieben, das mit erschreckend schwachen 8,3 Prozent nicht nur abermals deutlich gegenüber den 8,9 Prozent aus dem Vormonat einbüßte - nachdem dieser bereits 0,6 Prozentpunkte gegenüber Juni verloren hatte -, sondern auch einen neuen Allzeit-Negativrekord markierte und sogar erstmals seit mehr als acht Jahren (Juli 2009) hinter seinem Schwestersender ins Ziel kam. Und die Problemstellen der Unterföhringer sind inzwischen mannigfaltig: Hollywood-Streifen und Drama-Serien ziehen schon seit längerem nicht mehr wirklich, nach dem Raabschied hatte man zunächst noch Einiges glücklos versucht, mittlerweile jedoch lässt man viel zu viele Abende und Spätabende schlichtweg nur noch austrudeln und selbst die etablierten US-Comedyformate ächzen merklich unter ihrer Dauerbelastung an allen möglichen Ecken des Programms.

Und so lauert längst auch VOX auf seine große Chance, den mit viel zu großer Laissez-faire agierenden Konkurrenten auf einen Streich möglicherweise schon bald den Rang abzulaufen. Mit 7,4 Prozent hält man zwar aktuell nur den Status quo aufrecht, rückt damit aber immer näher heran an Sat.1 und ProSieben. Etwas besser als im Vormonat performten die beiden großen öffentlich-rechtlichen Sender, wobei das ZDF bemerkenswerterweise nun bereits zum dritten Mal in Folge vor dem Ersten lag. Hier deutet sich ein kleiner Machtwechsel an, denn in der jüngeren Vergangenheit war es zumeist die ARD, die mit ihrem Hauptprogramm größeren Zuspruch beim jungen Publikum generierte - wohlgemerkt nur bei den 14- bis 49-Jährigen, insgesamt sind die Mainzer schon seit rund sechs Jahren vorherrschend.

Nicht gut lief es im August für RTL II, das mit nur noch 5,4 Prozent wieder hinter ARD und ZDF zurückfiel und auch die überraschend starken 5,7 Prozent zuletzt zur Eintagsfliege verkommen ließen. Auch der kleinste große Sender, kabel eins, knickte nach zwei besseren Monaten wieder weg und fand sich auf dem Niveau wieder, das es bereits im letzten Drittel der Kernsaison erreicht hatte (4,6 bis 4,8 Prozent). Mit 58,2 Prozent fanden sich die Top Acht zum zweiten Mal in Folge - und eben auch in der Geschichte - unterhalb der 60-Prozent-Hürde wieder, was auch hier im direkten Vergleich mit dem August 2016 von einem erschreckenden Aderlass zeugt. Schließlich hatten die hier besprochenen Kanäle damals noch 64,1 Prozent aller Fernsehenden für sich beanspruchen können. Die Fragmentierung züchtet sich also zunehmend immer mehr Winzlinge heran, worunter nun schon seit Jahren vornehmlich die größten werbefinanzierten Programmstationen zu leiden haben.


Alle Zuschauer (Fernsehjahr)


ALLE ZUSCHAUER (GESAMTES JAHR)
11,2
11,3
12,8
12,7
9,5
9,7
3,3
3,3
5,3
5,3
7,0
7,1
4,7
4,9
3,6
3,6
Marktanteile in %  |  Sep 2016 – Aug. 2017 gegenüber Sep. 2016 – Mai 2017

Die drei Sommermonate stärksten ausgerechnet den Sender, der einen noch größeren Teil vom Kuchen eigentlich am wenigsten nötig gehabt hätte: das ZDF. Dank starker 13,1 Prozent zwischen Juni und August verbesserte sich auch die Gesamtbilanz seit September vergangenen Jahres auf richtig gute 12,8 Prozent. In Mainz kann man also gestärkt in die neue Saison gehen. Das Erste hingegen gönnte sich eine kleine Sommerauszeit und tat sich mit nur 10,8 Prozent in den vergangenen drei Monaten dermaßen schwer, dass auch die Gesamtbilanz um ein Zehntel nach unten ging. Wirklich gut ist das nicht, immerhin hatte der öffentlich-rechtliche Kanal ja schon innerhalb der Hauptsaison auf einen historischen Tiefstwert verweisen müssen.

Doch da in erster Linie das breitenrelevante Privatfernsehen momentan in einer Rasanz an Einfluss verliert, halten sich die Schlagzeilen ob einiger ARD-Magerkuren noch in sehr engen Grenzen. Beispiel RTL: Nachdem die Kölner bereits die vergangene TV-Saison erstmals mit weniger als zehn Prozent aller Konsumenten ab drei Jahren abschlossen, fielen sie seit Juni sogar auf debakulöse 8,7 Prozent zurück - das schlägt sich letztlich nur partiell mit einer Reduktion von 9,7 auf 9,5 Prozent auf das Gesamtniveau nieder. Sat.1 rutschte im Sommer auf 6,6 Prozent im Schnitt ab, mit 7,0 statt 7,1 Prozent kam man mit einem blauen Auge davon - der saftige Rückgang erfolgte ja auch schon in der Hauptsaison. ProSieben wiederum hatte sich gegen Ende des vergangenen Kalenderjahres noch ein letztes Mal zusammenreißen können, im Sommer wiederum kannte die Lethargie kaum Grenzen, sodass die erschreckenden 4,2 Prozent der vergangenen drei Monate das Gesamtniveau nochmal klar auf 4,7 Prozent nach unten korrigierten.

Das Niveau von VOX, dem man übrigens in den vergangenen drei Jahren eigentlich stets überlegen war, rückt damit in immer weitere Ferne. Zwar gingen auch an dem einzigen echten Hoffnungsträger der letzten Zeit im werbefinanzierten Fernsehen die Sommermonate nicht völlig verlustfrei vorbei, doch mit 5,1 Prozent hielt man diese in solch überschaubaren Grenzen, dass man die 5,3 Prozent der Hauptsaison noch aufrecht erhielt. Selbiges galt auch für kabel eins und RTL II - nur mit dem kleinen Unterschied, dass hier bereits im eigentlichen Fernsehjahr nicht alles wie gewünscht lief.

14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)


14- BIS 49-JÄHRIGE (GESAMTES JAHR)
6,4
6,5
6,1
5,9
12,5
12,8
5,5
5,5
7,4
7,4
8,6
8,7
9,8
10,0
4,9
4,9
Marktanteile in %  |  Sep 2016 – Aug. 2017 gegenüber Sep. 2016 – Mai 2017

Noch relativ gefestigt, aber mit klaren publikumsseitigen Warnsignalen, steht RTL nun schon seit einigen Monaten innerhalb der Zweistelligkeit. Im Sommer allerdings hat sich die Lage nochmals deutlich verschärft, sodass gerade einmal 11,5 Prozent zwischen Juni und August eine Reduktion der Gesamtbilanz von 12,8 auf 12,5 bewirkten. Wie sich den vorherigen Ausführungen entnehmen lassen dürfte, sah es für ProSieben keineswegs besser aus, ja die 8,9 Prozent der vergangenen drei Monate waren sogar der finale Tropfen auf den heißen Stein, um aus der Zweistelligkeit zu rutschen. So hat man vor Beginn des neuen TV-Jahres auf 9,8 Prozent zu verweisen. Und auch Sat.1 gelang die Manifestation des vorherigen Niveaus nicht, der Bällchensender rutschte auf nun mehr nur noch 8,2 Prozent im Jahresmittel hinab.

Fernab des Treppchens sah alles weitaus freundlicher aus, wobei Das Erste nach einem eher schwachen Sommer mit nur 6,2 Prozent zwischen Juni und August leicht einbüßte, während sich die Kollegen aus Mainz aufgrund schöner 6,4 Prozent in diesem Zweitraum auch insgesamt noch über die Sechs-Prozenthürde pushten. Bei den drei etwas kleineren Privatsendern herrschte derweil sommerliche Konstanz vor - wenngleich zumindest RTL II durchaus den einen oder anderen Sprung machte, etwa von 5,1 auf 5,7 Prozent im Juli, dann aber eben unterm Strich dort wieder landete, wo man sich auch schon zwischen September und Mai zu positionieren wusste.

Mit Blick auf die nun startende neue Saison lässt sich also kurz zusammenfassen: RTL, Sat.1 und allen voran ProSieben müssen dringend positive Akzente setzen, das ZDF und VOX haben gut gearbeitet und sollten in erster Linie schauen, ihr Niveau aufrecht zu erhalten. Das Erste, RTL II und kabel eins befinden sich eher auf dem absteigenden Ast, können allerdings ein Stück weit auch auf die generelle Marktdynamik verweisen, die auf eine generelle Verzwergung der großen Sender hindeutet.

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Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
EPFAN
02.09.2017 17:26 Uhr 1
Kurze Verständnisfrage: Der Gesamtmarktanteil der 8 großen Sender liegt jetzt bei 58,2%. Verteilen sich die restlichen Teile alle auschließlich auf andere Sender(FreeTV/PayTV) oder sind da noch andere Dinge miteingerechnet wie z.b Streamingdienste?
Rodon
02.09.2017 18:02 Uhr 2
Keine Streamingdienste. Nur lineares Free- und Pay-TV.
Fernsehfohlen
02.09.2017 22:36 Uhr 3
Jap. Und dazu sollte vielleicht auch noch gesagt werden, dass nicht jeder Free- und Pay-TV-Sender mit in die Berechnung eingeht, weil manche ihre Quoten gar nicht offiziell messen lassen.
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