«Barry Seal - Only in America»
- Kinostart: 3. September 2017
- Genre: Abenteuer/Biopic
- FSK: 12
- Laufzeit: 114 Min.
- Kamera: César Charlone
- Musik: Christophe Beck
- Buch: Gary Spinelli
- Regie: Doug Liman
- Darsteller: Tom Cruise, Domhnall Gleeson, Sarah Wright, Jesse Plemons, Caleb Landry Jones, Lola Kirke, Jayma Mays
- OT: American Made (USA 2017)
Wo sich der Wolf und die Kriegshunde bisweilen auf ihrer zelebrierten Coolness ausruhen, hat «Barry Seal» das weder nötig, noch würde es zur tonalen Ausrichtung passen: Die allesamt auf wahren Ereignissen beruhenden Leinwandgeschehnisse sind kurios, völlig absurd und verdienen damit automatisch einen Kinofilm, doch hinter der Geschichte steckt gleichermaßen die beispiellose Karriere eines Verbrechers, der sich zu jedem Zeitpunkt weit über die Grenzen des Legalen hinweg bewegte – und genau das lässt Doug Liman auch nie aus den Augen.
Eine Karriere made in America
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Nachdem Tom Cruise in den vergangenen Jahren fast ausschließlich als Ein-Mann-Armee in Actionfilmen auftreten durfte, gestattet ihm Doug Liman endlich mal wieder die Verkörperung eines komplexeren Charakters. Ohne sich allzu lang an einer ausgiebigen Einführung aufzuhalten, entspinnt sich auf der Leinwand nach und nach das Porträt eines erst einmal recht sympathischen Kerls, der zunächst der Faszination des schnellen Geldes erliegt um wenig später (und im Rausch des Erfolges) vollkommen den Blick darüber zu verlieren, in welch illegalen Sphären er sich mittlerweile aufhält. Dabei handelt er, anders als etwa ein Jordan Belfort, nie frei von Skrupel: Trotz der von den Millionen ausgehenden Verlockung bringt Tom Cruise die emotional-moralische Achterbahn seines Barry Seal gekonnt auf die Leinwand; allein sein aller erste Auftrag – das Abwerfen einer großen Menge an Rauschgift über den Sümpfen von Louisiana – wird zu einem buchstäblichen Auf und Ab der Gefühle, das darin mündet, dass sich Barry zunächst gar nicht recht über seine Bezahlung freuen kann.
Erst mit der Zeit (und auch im Hinblick darauf, seiner Familie ein gutes Leben ermöglichen zu wollen) beginnt er, die Auftragsbedingungen nicht mehr detailliert zu hinterfragen und gibt sich ganz seinen zwielichtigen Geschäften hin. Doch obwohl Seal auf geschäftlicher Ebene dazu lernt, behält Cruise auf der emotionalen die zweifelsfrei liebenswerten Charakterzüge seiner Figur bei. So kommt es, dass man diesem Barry Seal tatsächlich die Daumen drückt, aus dieser ganzen Nummer heile herauszukommen.
Tom Cruise in einer Ausnahmerolle
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Doch ganz so einfach machen es sich Doug Liman und sein Drehbuchautor Gary Spinelli («Stash House») dann doch nicht. Aus den mit diesem Business einhergehenden Gefahren und der Illegalität machen die beiden Filmemacher nie einen Hehl. Dazu gehören nicht bloß das passend konsequente Finale, sondern auch solche Kleinigkeiten wie eine Konfrontation mit dem Escobar-Clan; wenn dieser droht, Barry Seal aufgrund von Verrat auf der Stelle zu erschießen, dann helfen der Hauptfigur in dem Moment keine coolen Sprüche und auch die Kamera steht auf einmal völlig still; «Barry Seal – Only in America» ist schließlich bei aller Leichtfüßigkeit immer noch ein Film über das Thema Krieg.
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Das sorgt hier und da für ein wenig Leerlauf, doch gleichzeitig ergeben so auch die komplexesten Zusammenhänge einen nachvollziehbaren Sinn – und zwar auch für all jene, die weder in US-amerikanischer Politik, noch in Erdkunde sonderlich gut aufgepasst haben. Unterstrichen wird dieser Anschein des passionierten Aufwandes von der sehr wertigen Optik. Kameramann César Charlone («Der ewige Gärtner») ist als bevorzugter Dokufilmer hervorragend geeignet, um die haptischen Settings und teuer inszenierten Stunts so einzufangen, dass zeitweise der Eindruck entsteht, man hätte hier keine inszenierten Sequenzen vor sich, sondern authentisches Zeitzeugenmaterial.
Fazit
Der handwerklich astreine «Barry Seal – Only in America» ist eine launige Kriegsposse, die den Zuschauer bei all dem Spaß an der von Tom Cruise fantastisch verkörperten Lebemann-Figur nie vergessen lässt, dass hinter den wahren Ereignissen eigentlich „nur“ die zweifelhafte Karriere eines Ganoven steckt – eines Ganoven mit mehr Glück als Verstand.
«Barry Seal – Only in America» ist ab dem 7. September bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.
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05.09.2017 10:32 Uhr 1