Cast und Crew
- Regie: Oliver Schmitz, Uwe Janson
- Darsteller: Pasquale Aleardi, Mia Kasalo, Chiara Schoras, Levi Eisenblätter, Gisela Schneeberger, Dietrich Hollinderbäumer, Henriette Richter-Röhl, Anica Dobra, Annette Frier
- Chefautor: David Ungureit
- Drehbuch: Alexandra Maxeiner, Marc Terjung; nach der Vorlage von Jan Weiler
- Kamera: Leah Striker, Dominik Berg
- Musik: Ali N. Askin, Maurus Ronner
- Produktionsfirma: UFA Fiction
Der Doppelverkauf der «Pubertier»-Lizenz führte zu einem regelrechten Wettstreit darum, als erste Adaption über die Ziellinie zu schreiten. Die Premierentermine beider Versionen wurden mehrmals verschoben. Letztlich riss der UFA und dem ZDF bei diesem Hickhack zuerst der Geduldsfaden, weshalb man sich mit einer linearen Ausstrahlung Anfang September und einer Onlinepremiere Ende August zufrieden gegeben hat, obwohl Leander Haußmanns Kinofilm schon Anfang Juli die Leinwände eroberte. In vereinzelten Kinos ist «Das Pubertier – Der Film» sogar weiterhin zu sehen. Und hier kommt der nächste Stein im Schuh der Serienversion. Denn dadurch, dass die sehr kreative, süffisante «Pubertier»-Kinointerpretation mit Jan Josef Liefers, Heike Makatsch, Detlev Buck, Monika Gruber, Harriet Herbig-Matten und Justus von Dohnányi weiterhin zu sehen ist, bietet sich allen «Pubertier»-Neugierigen die stärkere Alternative zur Fernsehserie feil.

«Das Pubertier – Die Serie» dagegen spielt ein ganz anderes, langweiligeres Spiel. Sie begnügt sich damit, die zigste Familienserie zu sein, die aus dem Holz geschnitzt ist, aus dem schon deutsche 90er-Jahre-Sitcoms geschnitzt wurden. Da schiebt Papa Jan (Pasquale Aleardi) fast 40 Minuten der 45-minütigen Serienpremiere Panik, seine minderjährige Tochter könnte schwanger sein – und offenbar erachten die Drehbuchautoren diesen Plot als fähiges Dramedy-Material, weil sie die Lösung dieser Sorge nicht nur für Jan, sondern auch fürs Publikum bis kurz vor Episodenschluss zurückhalten. Es benötigt aber kein Medienwissenschaftsdiplom in "Die Ironie eines Missverständnisses zu deuten wissen", um den Ausgang der Folge schon in Minute acht zu erahnen. Zu sehr reden sämtliche Figuren im Laufe der Folge um den heißen Brei herum und alle außer dem panischen Papa geben zu sitcomhaft-großgrimassige Reaktionen auf seine Nachfragen, als dass sich unter den komödiantischen Verwicklungen ein anbahnendes Drama verstecken könnte. (Oder etwa doch? Wir wollen ja nicht spoilern, was sich der gesunde Mensch nach wenigen Minuten selber ausmalen kann …) Da das Publikum aber nicht eingangs in den vollen Plot eingeweiht wird, wirkt der Spießrutenlauf Jans eben nicht wie eine verdiente Strafe, die Schadenfreude erzeugen soll, sondern wie ein sträfliches Unterschätzen des Publikums …

- © ZDF / Britta Krehl
Allerdings rettet sich «Das Pubertier – Die Serie» auch nicht in den nächsten zwei Folgen. Mia Kasalo ist als pubertierende Carla unauffällig – weder ist sie so brav, dass es im witzigen Gegensatz zu Jans Dauergestresstsein steht, noch ist sie in ihrem Auftreten so borstig, dass sich seine Nervenanfälle verstehen ließen. Zumindest aber hat sie eine unaffektierte Kamerapräsenz – bei Jungdarstellern bekanntlich keine Selbstverständlichkeit. Dass sie aber zu weitaus mehr fähig ist, zeigte sie 2014 in «Blindgänger» schon an der Seite von Wolfgang Stumph und ab Ende September erneut im atemberaubenden Kinofilm «Amelie rennt». Pasquale Aleard wiederum bringt zwar auch in späteren Episoden die Off-Kommentare nie natürlich rüber, aber wenigstens die Interaktion mit seinem Serien-Kind Carla (ihr jüngerer Bruder spielt kaum eine Rolle) und seiner Serien-Frau Sara (Chiara Schoras) fällt solide aus. Jans Vater (routiniert: Dietrich Holländerbäumer) und seine Mutter Gisela (bemüht mütterlich: Gisela Schneeberger) spielen wie gezähmt, während Annette Frier als Jans Ex und neu gefundener Jungbrunnen seines Vaters trotz Engagiertheit am Skript scheitert, das freudig ein gemeines Fremdschamthema aufmacht und dann doch davor zurückschreckt, irgendetwas Überraschendes daraus zu machen.

Fazit: Wem «Das Pubertier» im Kino zu flippig und rasant war, kann es ja mit der gezähmten, tempoärmeren Serienfassung versuchen.
«Das Pubertier – Die Serie» ist in der ZDF-Mediathek abrufbar und immer donnerstags um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel