Filmfacts «The Circle»
- Regie: James Ponsoldt
- Produktion: Anthony Bregman, Gary Goetzman, Tom Hanks, James Ponsoldt
- Drehbuch: James Ponsoldt, Dave Eggers; nach Dave Eggers Roman
- Darsteller: Emma Watson, Tom Hanks, John Boyega, Karen Gillan, Ellar Coltrane, Patton Oswalt, Glenne Headly, Bill Paxton
- Musik: Danny Elfman
- Kamera: Matthew Libatique
- Schnitt: Lisa Lassek
- Laufzeit: 110 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Dave Eggers' Roman «Der Circle» stellt sich eine in der unmittelbaren Zukunft spielende Welt vor, in der genau solch ein Monsterkraken von Konzern schaltet und waltet. Aufgrund des populären Themas und einer leicht zugänglichen Schreibe wurde das Werk trotz schlechter Kritiken und eines Autoren, der damit hausieren ging, überhaupt keine Recherchearbeit geleistet zu haben, zum Bestseller. Die Leinwandadaption des Stoffes kann vier Jahre später nicht von sich behaupten, ein Sensationserfolg zu sein – was allerdings nicht gerade ein großer Verlust ist. Denn Regisseur und Co-Autor James Ponsoldt, der den Bestseller gemeinsam mit Eggers adaptierte, lieferte einen ungeheuerlich schwammigen Kommentar auf die Tätigkeiten in Silicon Valley ab. Ist es ein Thriller, eine Satire oder irgendetwas anderes? Nein, «The Circle» ist ein Kuddelmuddel aus allem und somit schlussendlich nichts davon …
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Eine ausdifferenzierte Position und ein reines, haltungsloses Meinungschaos unterscheiden sich zuweilen nur minimal, selbst wenn die Folgen mannigfaltig sind. «The Circle» ist ein Paradebeispiel dafür, versuchen Eggers und Ponsoldt doch händeringend, in ihrer dystopischen Thrillerdramasatire (oder was auch immer die Bestselleradaption sein soll), nicht nur Schwarz zu sehen. Wenn Tom Hanks, selbst im völlig routinierten Modus noch immer äußerst charismatisch, als Technikmogul eine handliche Überwachungskamera vorstellt, deren hochauflösender Livestream für jeden mit Internetzugang erreichbar ist, wohnt seinen Anpreisungen ein Kern der Wahrheit inne, wenn er sagt: Eine solche Kamera kann Menschenrechtsverletzungen in einem totalitären Regime einfangen und so endlich ein Gegenhandeln ermöglichen. Und jeder, der Social Media nutzt, weiß von den Vorzügen, die die mühelose Fernkommunikation mit Freunden und Verwandten in anderen Winkeln der Welt mit sich bringt. Man merkt: Neu sind die Glanzseiten, die «The Circle» der modernen Technik zuschreibt, nicht – das Ablaufdatum für das erstaunte Verkaufen solcher Erkenntnisse dürfte kurz nach dem Kinostart von «The Social Network» verflogen sein.
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Und dann ist Mae auf einmal, eine Rettungsaktion später, nicht mehr zweiflerisch, sondern fast schon manisch-unkritisch. Sie macht Vorschläge, die kurz davor sind, die Demokratie auszuhebeln, und lässt sich zur wandelnden 'Circle'-Werbefigur machen, die einen nahezu durchgängigen Livestream moderiert, der ihr Leben abbildet. Sie gibt sogar Präsentationen, die in Sachen Passion und doppelmoralischen Fallstricken die von Eamon Bailey harmlos wirken lassen. Watson vermittelt diesen Sinneswandel kein Stück weit und vom seichten Skript, das weder satirische Seitenhiebe noch Spannungsspitzen plausibel aufzubauen weiß, hat sie keine Hilfe zu erwarten. Eine kohärente Erzählweise und glaubwürdige Konsequenzen innerhalb der Filmwelt sind «The Circle» fremd - John Boyega wird als Schlüsselfigur aufgebaut und verschwindet alsbald aus der Story, ebenso ein von Patton Oswalt süffisant eingeführter Plot über die 'The Circle' als Dienst, über den Politiker freiwillig ihre Daten leaken. Nebenfiguren agieren fast schon sektenhaft, dennoch fehlt es der Inszenierung an Biss und die Passage, die gegen Banalitäten-Livestreams abzielt, hat im Netz Konkurrenz durch deutlich genauer beobachtete Sketche.
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Fazit: «The Circle» kann sich glücklich schätzen, denn dank «Emoji – Der Film» bleibt dieser Bestselleradaption der Titel "Miesester Film über webbasierte Kommunikation des Jahres" erspart.
«The Circle» ist ab sofort in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
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