Die Handlung
Filmfacts: «Codename U.N.C.L.E.»
- Regie: Guy Ritchie
- Drehbuch: Guy Ritchie, Lionel Wigram
- Darsteller: Henry Cavill, Armie Hammer, Alicia Vikander, Elizabeth Debicki, Hugh Grant
- Musik: Daniel Pemberton
- Kamera: John Mathieson
- Schnitt: James Herbert
- Veröffentlichungsjahr: 2015
- Laufzeit: 106 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Der Platz von «Codename U.N.C.L.E.» im Pantheon des Agentenkinos
Obwohl Guy Ritchies Agentenfilm «Codename U.N.C.L.E.» erst im Jahr 2015 das Licht der Leinwand erblickte, ist die dem Film zugrunde liegende Vorlage deutlich älter und ein regelrechter Klassiker auf dem Gebiet des Agentenkinos. In den Sechzigerjahren erarbeitete sich die TV-Serie «Solo für O.N.K.E.L.» eine kleine Fangemeinde und bot ihr in regelmäßigen Abständen leicht verdauliche Agentenaction für den Fall, dass auf den nächsten «Bond»-Film erst einmal eine Weile gewartet werden musste. Der zugehörige Kinofilm kam indes wohl einen Tick zu spät. Im Blockbustersommer vor zwei Jahren gehörte Ritchies Projekt zu den ganz großen Bruchlandungen an der Kinokasse und konnte weder in den USA, noch in Deutschland und auch weltweit nicht überzeugen, während er bei der internationalen Presse überraschend gut ankam. Eine Fortsetzung steht daher bislang nicht zu erwarten.
Die 6 glorreichen Aspekte von «Codename U.N.C.L.E.»
Die Zutaten von «Codename U.N.C.L.E.» erweisen sich auf den ersten Blick gar nicht als so viel anders denn in herkömmlichen Spy-Thrillern. Mehr noch: Mit seiner standardisierten Ausstattung in Bezug auf die Figuren möchte man mutmaßen, dass sich selbige Beliebigkeit auch auf die Geschichte ausweitet, doch mit seiner Konzentration auf zwei vollkommen unterschiedliche Agenten, die als Partner wider Willen zusammenarbeiten müssen, und einer schönen Fremden, die die Hormone der beiden ordentlich in Wallung bringt, ist ein Großteil an Konvention bereits erschöpft. Das Autoren-Duo aus Guy Ritchie und Lionel Wigram («Sherlock Holmes: Spiel im Schatten») hält sich nicht lange an einer ausführlichen Exposition auf. Noch bevor das Publikum überhaupt die Möglichkeit bekommt, sich langsam an die ebenso facettenreichen wie interessanten und nie ganz klar ausbalancierten Figuren heranzutasten, setzt «Codename U.N.C.L.E.» ein Statement: Jenes lautet „Alles ist möglich!“ und eh es sich der Zuschauer versieht, nimmt er an der Seite von Henry «Man of Steel» Cavill Platz, der sich mit Armie Hammer («Lone Ranger») eine spektakuläre Verfolgungsjagd in einem Trabbi (!) liefert.
Mit ihrem nostalgischen Charme triefen insbesondere die Anfangs-Szenen in der DDR nur so vor Flair und sind in ihrer dynamischen Inszenierung so treibend, dass der Puls des Zuschauers ohne das bemühte Schielen auf Adrenalinjunkie-Eskapaden konstant auf Trab gehalten wird. Kameramann John Mathieson («X-Men: Erste Entscheidung») und Komponist Daniel Pemberton («The Counselor») gehen eine hervorragende Kooperation ein, die vom ekstatischen Schnitt eines James Herbert («Edge of Tomorrow») noch unterstrichen wird. Die technische Ausstattung findet eine hervorragende Balance zwischen den eher temporeichen Blockbustern der aktuellen Dekade und dem zurückhaltenden Auftreten jener Serien und Filme der Sechziger, sodass «Codename U.N.C.L.E.» das große Kunststück gelingt, zeitlos zu sein. Hinzu kommt eine beeindruckende Kulissenwahl, die sich von den finstersten Ecken der DDR über elegante Szenerien eines Autorennens bis hin zu regendurchfluteten Waldgebieten und respekteinflößenden Nobelanwesen erstrecken.
Die ungeheure Vielfalt jener Kulissen spiegelt gleichsam den Tonfall von «Codename U.N.C.L.E.» wieder. Gerade weil sich der Film stets auf dem schmalen Grad zwischen geschichtlicher Aufbereitung teils finsterster, geschichtlicher Ereignisse und hanebüchener High-Concept-Prämissen bewegt, steht während seiner nie zu langen Laufzeit von rund zwei Stunden immer der Spaß im Vordergrund. Guy Ritchie verzichtet auf jedwede Form des bemühten Tiefgangs und wandelt damit auf den Spuren früherer Bond-Eskapaden, in denen der Schurke noch einer verkappten Nazi-Gruppierung angehörte, die in den dunklen Kellergewölben des schmucken Anwesens brutale Menschenversuche unternimmt. Dass dieser Spagat so reibungslos funktioniert, obwohl er in anderen Händen wohl jäh zum Scheitern verurteilt wäre, liegt an der stilsicheren Genre-Jonglage, die Guy Ritchie auch schon in seinen Vorwerken bestens beherrschte. Während er nicht nur seine Akteure hervorragend unter Kontrolle hat, indem er sie mit allerhand Spleens und Macken ausstattet, beißen sich die vielen, verschiedenen Tonfälle in «Codename U.N.C.L.E.» nicht. Ritchie achtet bei aller überbordender Fantasie auf ein ausgewogenes Verhältnis von Ordnung und Anarchie, setzt Pointen punktgenau und raubt den im Ansatz gesellschafts-, sowie sozialkritischen Momenten nicht die Möglichkeit der Entfaltung, während die Action ebenso abwechslungsreich wie gewitzt und kreativ daherkommt.
«Codename U.N.C.L.E.» ist auf DVD und Blu-ray erhältlich sowie via Amazon, maxdome, iTunes, Netflix, Google Play, Videobuster, JUKE, Rakuten TV, Videoload, videocity, Sony und Chili abrufbar.
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