Popcorn & Rollenwechsel

Käpt'n Jack Sparrows jüngste Beute

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Der fünfte Teil der «Pirates of the Caribbean»-Saga lief nicht so einträglich wie Kapitel zwei bis vier des Seeräuberabenteuers. Aber muss der legendäre Käpt'n Jack Sparrow daher totgeschrieben werden?

Ahoi, ihr Seeleute und Landratten! Euer Kapitän muss sich mal den Frust von der Leber weglabern, also aufgemerkt. Oder ihr werdet gekielholt!

Der US-Filmblog 'Slashfilm' ging neulich der Frage nach, ob ein sechster «Pirates of the Caribbean»-Film denkbar ist. Und nahm eine verhalten-optimistische Aussage des Produzenten Jerry Bruckheimer zum Anlass, das Kinospielergebnis von Käpt'n Jack Sparrows jüngstem Abenteuer und somit die Zukunftschancen der seewassergewaschenen Filmreihe zu hinterfragen. Und gewiss, in einem Punkt haben die geschätzten Kollegen Recht: «Pirates of the Caribbean – Salazars Rache» ist mit etwas mehr als 790 Millionen Dollar weltweit der finanziell zweitschwächste Teil in der Saga. Nur das Original, «Fluch der Karibik» aus dem Jahr 2003, nahm mit 654,26 Millionen Dollar global weniger ein.

Aber ist es fair, einem Schiff, das nicht mehr so zügig segelt wie zu seinen Glanzzeiten, sogleich zu unterstellen, es würde kentern? Ja, Teil zwei und vier dieses verwegenen Piratengarns spülten jeweils mehr als eine Milliarde Dollar in die Kinokasse und Teil drei immerhin mehr als 900 Millionen Dollar. Aber: Als nach «Fluch der Karibik» sogleich Fortsetzungen angekündigt wurden, wunderte sich niemand. Eine 140-Millionen-Dollar-Produktion, die das 4,7-fache ihres Budgets eingespielt hat, doppelt fortzusetzen, ist also kein Risiko. Aber eine 230-Millionen-Dollar-Produktuon, die mindestens das 3,45-fache ihres Budgets generiert (in Japan könnte der Film noch ein paar Dublonen einsacken), fortzuführen, ist schon wirtschaftlicher Suizid? Kommt mir spanisch vor.

Die Experten von 'Deadline Hollywood' errechneten diesen Sommer, dass «Salazars Rache» Disney bei einem prognostizierten Einspielergebnis von 825 Millionen Dollar einen Reingewinn von mindestens 283 Millionen Dollar bescheren dürfte. Nun darf man aufgrund dessen, dass Käpt'n Sparrow und Konsorten diese Marke verfehlten, gut und gerne einen kleinen Prozentsatz dieser Prognose wieder abschröpfen. Im Plus sollten die dreckigen Seeräuber trotzdem sein. Und da «Pirates of the Caribbean – Salazars Rache» im boomenden Kinomarkt Russland zum zweiterfolgreichsten Film aller Zeiten aufgestiegen ist und im immens wichtigen Kinoland China mehr einnahm als alle «Pirates of the Caribbean»-Filme zuvor zusammengenommen, besteht sogar Hoffnung, dass neue Fans gewonnen wurden. Ein sechster Teil muss den Abwärtstrend also nicht zwingend fortführen. Part vier lief ja auch besser als sein Vorgänger «Am Ende der Welt». Und wir wissen eh noch nicht, wie «Salazars Rache» im Heimkino ankommt (das zeigt sich in Deutschland ab dem 5. Oktober) ...

Generell ist es kurios, wie sehr sich 'Slashfilm' und andere Kollegen darauf stürzen, dass die Black Pearl weniger Wind in den Segeln hat als zuletzt, aber beispielsweise kaum ein kritisches Wort darüber verloren wurde, als nach «X-Men: Apocalypse» eine Fortsetzung der Reihe angekündigt wurde. Bei einem Budget von 178 Millionen Dollar holte das Superheldenspektakel 543,93 Millionen Dollar nach Hause – das ist das 3,06-fache des Budgets und ein klares Minus gegenüber dem Vorläufer «X-Men: Zukunft ist Vergangenheit». Bei einem Kostenpunkt von 200 Millionen Dollar nahm das Mutantenepos noch 747, 86 Millionen Dollar ein (das 3,7-fache des Budgets).

Und wo waren die '#Hottakes' darüber, dass Warner mit seinem Riesenmonster-Franchise weitermacht, nachdem «Kong: Skull Island» 'nur' 566,7 Millionen Dollar an den Kinokassen zusammengetrommelt hat? Die Riesenaffen-Schlachtplatte kostete 185 Millionen Dollar und hat somit ebenfalls ein schwächeres Budget/Gewinn-Verhältnis als «Salazars Rache» – das Budget wurde an den Kassen ums 3,06-fache überboten.

Ja, mein ungewaschener Seeräuber-Kumpel mit Dreadlocks und so fetten Augenringen, dass man sie für großzügig aufgetragenen Kajal halten könnte, ließ bei seinem neusten Beutezug nach. Und er wirkte während seines Abenteuers zwischendurch nicht ganz wie er selbst. Das lässt sich nicht schönreden. War er 2006 noch der König des Box Office, ist er nun eher … was weiß ich … der erste Maat oder sowas. Aber zwischen "Kein weltweites, unvermeidliches Popkulturphänomen mehr" und "Bereit, zu Grabe getragen zu werden, weil unrettbar gefloppt" ist noch immer ein Unterschied, größer als der Ozean.

Ob noch einmal in die verfluchte Karibik gestochen wird, sollten also nicht die werten Kollegen orakeln, die die «PotC»-Reihe eh gefressen haben und nun Blut im Wasser wittern. Sondern die kreativen Köpfe. Wenn es im Filmuniversum, das 2016 von den «Disney Magic Moments»-Zuschauern zur faszinierendsten Disney-Fantasiewelt gewählt wurde, noch erzählenswerte Geschichten gibt, so sollten sie auch erzählt werden. Das Publikum ist noch immer da!

So. Aber jetzt wieder ran an die Arbeit, ihr stinkenden Geburten einer Astronomin! Und … bringt mich weit über den Rand meines geliebten Horizonts …

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