The Orville
- Genre: SF-Comedy-Drama
- Bestellte Episoden: 13
- Idee: Seth MacFarlane
- Produzenten: Seth MacFarlane, Brannon Braga, David A. Goodman
- Darsteller: Seth MacFarlane, Adrianne Palicki, Penny Johnson Jerald, Scott Grimes, Peter Macon, Mark Jackson
- Komponist: Bruce Broughton
- Produktionsfirma: Fuzzy Door Productions, 20th Century FOX
Besonders im Hinblick auf den ermüdenden Rechtsstreit zwischen CBS und den Machern des Fanfilms «Axanar», der letztlich zu Einschränkungen für Fanfilme führte, muss man sich fragen, warum die Rechtsexperten in diesem Fall keinen Ansatzpunkt für Schritte gegen den Konkurrenten fanden. Den Fans von SF-Serien wird es jedoch nur Recht sein, da das neue Werk von Seth MacFarlane offenbar einen Bereich abzudecken gedenkt, den «Star Trek: Discovery» in den bisherigen Trailern völlig vermissen ließ: Humor!
Mister Furzwitz
Hat bei der Erwähnung von Seth MacFarlane etwa eben jemand gezuckt? Der Macher von «Family Guy», «American Dad», «Ted» oder «A Million Ways to Die in the West» gehört sicher nicht zu den konsensfähigsten Figuren im US-TV. Sein Humor bewegt sich oft abseits salonfähiger Pfade und auch seine Interpretation der Rolle des Oscar-Moderators im Jahr 2013 sorgte für viel Augenrollen.
Für sein nach eigener Aussage heiß geliebtes Projekt «The Orville» versammelte er eine Reihe von bekannten Trek-Größen. Brannon Braga hatte eins bei Picards Next Generation angeheuert, sich dann über die Voyager bis auf die Prequel-Enterprise von Captain Archer geschrieben, Kollege und Freund David A. Goodman schrieb nicht nur eine wunderbare Trek-Parodie in «Futurama», sondern arbeitete ebenfalls an «Star Trek: Enterprise».
Zudem kamen als Regisseure unter anderem Robert Duncan McNeill (Tom Paris von der Voyager), Jonathan Frakes (Riker von der Enterprise D) und sogar Jon Favreau («Iron Man») an Bord. Eine durchaus illustre Genre-Gruppe.
Er malt gerne Penisse, doch ein Schiff fliegen kann er
Die Handlung gestaltet sich übersichtlich: Captain Ed Mercer (MacFarlane) hatte vor einem Jahr seine Frau beim Fremdgehen erwischt und nun eine verdammt hartes Zeit hinter sich. Dennoch entschließt man sich, ihm das Kommando über die USS Orville anzuvertrauen. An Bord holt er seinen besten Kumpel Malloy, der auch eine bewegte Vergangenheit aufweisen kann und zum Frühstück gerne erstmal ein Bier trinkt, sowie eine bunt gemischte Crew, die stark an die diversen Trek-Serien erinnert. Erwähnenswert ist noch, dass man Mercer als Ersten Offizier ausgerechnet seine Ex-Frau zur Seite stellt. Chaos scheint also vorprogrammiert zu sein. Auf der ersten Mission gerät man dann auch direkt in eine mittelschwere Krise, von der sich das Team jedoch nicht aufhalten lässt…
Vielleicht muss man einfach mal den Kopf ausschalten
Danny Kaye hat es einmal so formuliert: “Ein Komiker ist ein Mensch, der nichts, aber auch gar nichts ernst nimmt - außer sich selbst.” Und exakt das ist hier geschehen. MacFarlane entschied sich, der Serie von den tollen Effekten, über den pathetisch-tragenden Soundtrack und die Rahmenhandlung einen Anstrich zu verpassen, der nicht von einer seriösen SF-Produktion zu unterscheiden ist. Einziger Kniff in der Präsentation ist, dass die Umsetzung stark die Retro-Ebene bedient und somit perfekt zu den bereits genannten 90er-Serien aus dem Trek-Universum passen würde. Alle Schauspieler spielen ihre Rollen mit absolutem Ernst, einige Dialogsequenzen wirken nicht im Ansatz, als wären sie aus einer Serie entnommen, die eigentlich ein Comedy-Publikum erreichen will.
Was MacFarlane dann jedoch noch in den Mix gibt, sind kurze Momente von Scherzen, Kalauern und Situationskomik, die immer wieder die Fassade aufbrechen und zum Schmunzeln oder Kopfschütteln anregen. Die Trefferquote ist dabei ganz klar abhängig vom Humor des Betrachters - wer sich selber nicht zu ernst nimmt, kann aber durchaus Kurzweil daraus ziehen. Highlights wie der Holodeck-Oger, der sich als eloquenter Kumpeltyp herausstellt, die Brückencrew, die dank des hellhörigen Schiffs am ersten Streit von Captain und Ex-Frau teilnehmen darf und diesen lässig kommentiert oder das finstere Alien, das kurzzeitig als Paartherapeut herangezogen wird - das besitzt schon Charme und deutet das Potential der Show an.
Große Kunst ist das natürlich genauso wenig wie höchster Anspruch. Derartiges war von einem Seth MacFarlane jedoch auch gar nicht zu erwarten gewesen. Seine Serie ist vielmehr eine Hommage an Dinge die er liebt, ein Guilty-Pleasure, mit dem er sich einen Traum erfüllt hat und der Versuch, in Zeiten des Terrors und der Angst eine Serie zu bringen, die mit einer positiven Zukunftsvision spielt (etwas, das Star Trek offenbar ein wenig aufgegeben hat) und dazu noch die Lachmuskeln beansprucht. Dieser Ansatz ist weder verkehrt noch unanständig - ob er jedoch im linearen TV damit Erfolg haben wird, muss man zumindest in Frage stellen. FOX ist nicht unbedingt bekannt dafür, Serien Zeit zu geben - einzig die Beteiligung von Ziehsohn MacFarlane dürfte für ein wenig mehr guten Willen seitens der Entscheider sorgen als üblich.
Fazit
Seth MacFarlane hat mit «The Orville» eine Serie an den Start gebracht, die es vermutlich äußerst schwer haben wird, ein Publikum zu finden, da der Mix aus Ernsthaftigkeit und Spaßeruption nicht jedermanns Sache sein wird.
Solange die Serie läuft, darf man sich aber offenbar auf einen chaotisch-anarchischen Trip freuen, der neben dem Nostalgie-Effekt und den guten Schauwerten sympathische Darsteller und ein positives Flair zu bieten hat, das besonders im Bereich der TV-Science-Fiction leider sehr selten geworden ist.
«The Orville» läuft in den USA noch einmal am Sonntagabend, danach auf dem angestammten Sendeplatz am Donnerstagabend. Aktuell sind 13 Episoden bestellt. Wer die Ausstrahlung in Deutschland übernehmen wird, steht noch nicht fest.
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