Eine verhängnisvolle Agenda
Das war «South Parks» 20. Staffel
Die 20. Staffel «South Park» lief vom 14. September bis zum 7. Dezember 2016 auf Comedy Central und enthielt zehn Episoden. Inhaltlich verfügten die Ausgaben über eine lineare Kontinuität, sodass sich die gesamte Staffel schwerpunktmäßig einer Storyline verschrieb. Neben wiederkehrenden Themen wie Internettrollen und Nostalgie in der Popkultur konzentrierte sich die Staffel auf den Präsidentschaftswahlkampf in den USA. Dabei entscheidet sich der eigentlich als Grundschullehrer bekannte Mr. Garrison, der innerhalb der Staffel als Pendant für den tatsächlichen Kandidaten Donald Trump fungierte, gegen Hillary Clinton anzutreten, um US-Präsident zu werden.Die bedenklichen Entwicklungen in der US-Gesellschaft schienen die Macher mehr als alles andere zu beschäftigen und wohl nie lassen sich die Produkte von Künstlern vom Zeitgeist ihrer Entstehungsperiode lösen. Mit der Entscheidung für noch mehr Gesellschaftskommentar und weniger Humor veränderten Parker und Stone jedoch die DNA ihres Formats, das zuvor bereits ohnehin kulturell und politisch einen ungemein hohen Einfluss entfaltete und seine Zuschauer trotzdem bestens unterhielt.
«South Park» zog mit klugen Beobachtungen und sarkastischen Kommentaren in seiner mittlerweile 20-jährigen Geschichte philosophische, theologische, soziale und politische Analysen in wissenschaftlichen Arbeiten oder Dissertationen nach sich, ohne dabei seinen Unterhaltungsfaktor zu verlieren. Trey Parker und Matt Stone galten als verschrobene, aber unfehlbare Genies hinter der Serie. Mit der vergangenen Staffel verrannten sie sich allerdings erstmals.
In die Horizontale und zurück: «South Parks» erzählerische Experimente
Dabei kennzeichnete Staffel 20 keine komplette inhaltliche Wende, sondern sie markierte auch die Weiterentwicklung neuer erzählerischer Herangehensweisen, mit denen Stone und Parker bereits in Staffel 18 experimentierten. Zuvor verschrieben sich die Autoren in den Episoden ihrer Serie einer klassischen Sitcom-Struktur, an dessen Ende die Auflösung eines der Folge zugrundeliegenden Konflikts stand. In einem Interview mit dem Hollywood Reporter gaben die Showrunner an, dass die stets abgeschlossenen Episoden sie einschränkten, während in der jüngeren Vergangenheit immer mehr Formate vom klassischen Sitcom-Muster abwichen und horizontaler erzählten. Ab Staffel 18 erzählte also auch «South Park» erstmals über mehrere Ausgaben hinweg, ging dabei aber einen Kompromiss ein: Selbst als sich in Staffel 19 erstmals eine gesamte Season einem übergeordneten Thema verschrieb, enthielten die Folgen noch immer kleinere Sub-Plots, die ihrerseits innerhalb der gleichen Ausgabe wieder aufgelöst wurden.
Die Staffeln 18 und 19 markierten also in gewisser Weise ein Übergangsstadium zu Staffel 20, die kleinere Geschichten innerhalb der Staffel noch weiter hinten anstellte und sich fast ausschließlich mit dem Präsidentschaftswahlkampf des Grundschullehrers Mr. Garrison als Trump-Karikatur befasste. Wie Stone und Parker selbst zugeben, stießen sie dabei an ihre Grenzen und waren gefangen im Wahlkampf-Überplot, denn tatsächlich sahen sie die Entwicklungen im US-Wahlkampf nicht bevor: Innerhalb der Staffel sollten sich die Ambitionen Mr. Garrisons durch den vermuteten Wahlsieg Clintons eigentlich selbst auflösen. Doch in der Realität blieb Clintons Triumph aus, Trump gewann. Die Autoren, die die Folgen innerhalb von sechs Tagen vor der Ausstrahlung fertigstellen, um Aktualität zu wahren, waren schließlich gezwungen, den überraschenden Wahlausgang weiter zu behandeln, obwohl die Storyline eigentlich auch für sie als auserzählt galt. Ein bereits vorgeschriebenes Skript wurde daher kurzerhand in den Papierkorb geworfen.
Deshalb, das kündigten Parker und Stone bereits an, soll die am 13. September startende 21. Staffel von «South Park» wieder an die bewährte Vorgehensweise früherer Staffeln anknüpfen und die Kinder-Clique wieder ins Zentrum rücken. Präsident Garrison können die Autoren dabei zwar nicht ignorieren, dieser soll jedoch allenfalls eine Nebenrolle spielen, um den anderen beliebten Charakteren genügend Raum zu lassen. Auch Trey Parker und Matt Stone sind also nicht unfehlbar. Nun werden Fans zu sehen bekommen, ob sie aus ihrem partiellen Scheitern die richtigen Schlüsse ziehen, die «South Park» wieder beflügeln. Das Finale der 20. Staffel legt dies nahe. Der Episodentitel: "Das Ende der Serialisierung, wie wir sie kennen."
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
13.09.2017 22:10 Uhr 1
Vor einigen Tagen wurden in einem Artikel Kritiker der kommentarlosen Fußballübertragung als "Wutbürger" bezeichnet.
Nun wird die Wahl eines (unsympathischen) aber trotzdem gewählten Präsidenten Trump als : !Machtübernahme! bezeichnet.
Das ist weder ironisch, noch witzig.
Es verwässert mal wieder die Nazis und deren Sympathisanten, daher meine Frage.
Stichwort:
14.09.2017 00:19 Uhr 2
17.09.2017 13:31 Uhr 3