Cast & Crew
Vor der Kamera:Robert Atzorn als Theo Clüver
Julia Brendler als Ina Behrendsen
Oliver Wnuk als Hinnerk Feldmann
Thomas Thieme als Wildried König
Klaus J. Behrendt als Gunnar Graber
Waldemar Kobus als Sven Lund
Katharina Müller-Elmau als Brigitta König
Hinter der Kamera:
Produktion: Network Movie
Drehbuch: Stefan Cantz und Jan Hinter
Regie: Thomas Jauch
Kamera: Moritz Anton
Produzent: Dietrich Kluge
Natürlich ist das eine Lüge. König, eigentlich verheiratet mit Brigitta (Katharina Müller-Elmau), die zum Glück gerade in Hamburg auf Geschäftsreise weilt, hatte ein Verhältnis mit dem Toten. „Es tut mir leid, ich kann nicht mehr“, hat der als Abschiedsbrief hinterlassen, bevor er sich in Königs Bett die Pulsadern aufschnitt. Dass König zwei Wochen zuvor die Beziehung zu ihm beendet hatte, muss ihn schwerer getroffen haben, als König das antizipieren wollte.
Egal, jetzt ist Zeit zum Handeln. Denn auch wenn König offenkundig keine (juristische) Schuld am Ableben seines Personal Trainers hatte: In zwei Monaten sind Wahlen. Wenn jetzt herauskommt, dass sich ein junger, potenter Afrikaner im Bett des Bürgervorstands entleibt hat, wäre das denkbar schlecht fürs Wahlergebnis. Nach einigem Getue – schließlich steht im schlimmsten Fall seine Approbation auf dem Spiel – will Gunnar tüchtig mithelfen, die Leiche zu entsorgen. Was tut man nicht alles als Freund?
Blöd, dass es zwei bekiffte Jugendliche gibt, die Ärger mit der örtlichen Polizei haben, und, um aus diesem Ärger herauszukommen, bereitwillig auspacken, wie sie in der vorherigen Nacht gesehen haben, dass auf einem Parkplatz vor einem Elektrogeschäft eine Leiche von einem Auto in ein anderes gewuchtet wurde. Blöd auch, dass die Polizisten Ina Behrendsen (Julia Brendler) und Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) auf diesem Parkplatz beim privaten Waschmaschinenkaufen eine schweineteure Uhr entdecken, an der Blut klebt – das Blut eines Afrikaners, wie die Rechtsmedizin bald feststellt.
Durch die offene Führung der „Täter“, beziehungsweise die (vermeintliche?) Abwesenheit größerer Mysterien kann «Nord Nord Mord» in seiner neuen Folge freilich keinen Whodunnit-Spannungsbogen aufbauen – und auch ein cleverer Twist im letzten Drittel und ein paar kleinere Rätsel am Rande können nicht so recht dafür entschädigen, dass es diesem Krimi eben an einer Krimi-Struktur fehlt.
Dieses Problem haben andere, mitunter herausragende Filme und Serien dadurch gelöst, dass sie besonders nah an ihren einnehmenden Figuren erzählten, oder dass sie sich im dramaturgischen Kern psychologischen oder philosophischen Themen widmeten. Das ist von «Nord Nord Mord» freilich nicht zu erwarten, und wird in „Clüver und der König von Sylt“ durch die sehr beliebigen Ausflüge ins Private der Ermittlerfiguren deutlich: Feldman und Behrendsen scheitern daran, sich beim Kauf einer Waschmaschine auf ein preisgünstiges Modell zu verständigen, während Theo Clüvers (Robert Atzorn) alte Gefühle für die Gattin von Wilfried König wieder aufflackern. Eine Parodie auf öffentlich-rechtliche Krimis hätte sich kaum übertriebenere Plots ausdenken können.
Angesichts dessen, dass dieser Text bis in den letzten Absatz hinein problemlos damit zurecht kam, die eigentliche Hauptfigur Theo Clüver gar nicht zu nennen, lässt erahnen, welche Konsequenzen der Abschied des Hauptdarstellers dieser Reihe zufügen wird: so gut wie keine. Atzorn spielt seine solide Hauptrolle auch in „Clüver und der König von Sylt“ wieder: solide. Und diese Solidität ist vielleicht auch, woran die Reihe im Gesamten krankt: als Krimi vom Reißbrett, dessen Figuren sich an Problemen von der Stange abarbeiten müssen.
Dieser solide, aber völlig glanzlose Film findet nur durch seine Schauspieler ein paar gelungene Momente: Oliver Wnuks und Julia Brendlers komödiantisches Gespür entlockt den Waschmaschinengesprächen ihrer Figuren doch noch ein paar witzige Momente, während Thomas Thieme angenehme Zwischentöne in seiner Figur findet, die ansonsten nur zwischen stillem Schock und cholerischem Gebrüll alterniert.
Das ZDF zeigt «Nord Nord Mord – Clüver und der König von Sylt» am Mittwoch, den 20. September um 20.15 Uhr.
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