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Ich kenne das Klischee, dass Theater ganz anders sei als die Arbeit bei Film und Fernsehen. In Wahrheit unterscheidet sich Fernsehen aber am meisten von den anderen beiden Formen. Natürlich gibt es auch hochwertige Fernsehprojekte, wo sich viel Zeit für alles genommen wird. Aber gemeinhin besteht beim Fernsehen eine viel höhere Hektik und daher auch ein größerer Druck als beim Theater oder beim Film. Und deswegen passiert es beim Fernsehen auch häufiger, dass man mal Kompromisse macht.
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Langston Uibel
Ich kenne das Klischee, dass Theater ganz anders sei als die Arbeit bei Film und Fernsehen. In Wahrheit unterscheidet sich Fernsehen aber am meisten von den anderen beiden Formen. Natürlich gibt es auch hochwertige Fernsehprojekte, wo sich viel Zeit für alles genommen wird. Aber gemeinhin besteht beim Fernsehen eine viel höhere Hektik und daher auch ein größerer Druck als beim Theater oder beim Film. Und deswegen passiert es beim Fernsehen auch häufiger, dass man mal Kompromisse macht – und etwa einen Take nimmt, wo das Schauspiel stimmt, der Regisseur aber noch nicht ganz mit dem Licht zufrieden ist.
Denn beim Drehen fürs Fernsehen läuft dir viel schneller die Zeit weg, und dann nimmt man mal in Kauf, dass die Bilder nicht so imposant ausfallen, wie man es sich zuvor vorgenommen hat. Und wenn mehrere Schauspieler in einer Szene zusammenspielen, kann es vorkommen, dass man weiter zur nächsten Szene geht, selbst wenn einer meint, noch einen Take versuchen zu wollen, weil er nochmal was mit seiner Rolle ausprobieren mag.
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Beim "Ring der Nibelungen" hat damals etwa der Regisseur öfters seinen Stuhl durch die Gegend geschmissen – und sich dann entschuldigt: "Das musste jetzt einfach sein". Damit kann ich umgehen, wenn jemand wütend ist, weil er an der Sache verzweifelt. Mich kann man ruhig anschreien, sollte es einen Grund dafür geben. Ich mag es nur nicht, wenn Leute am Set Andere fertig machen, einfach, um Macht zu demonstrieren.
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Langston Uibel
Beim "Ring der Nibelungen" hat damals etwa der Regisseur öfters seinen Stuhl durch die Gegend geschmissen – und sich dann entschuldigt: "Das musste jetzt einfach sein". Damit kann ich umgehen, wenn jemand wütend ist, weil er an der Sache verzweifelt. Mich kann man ruhig anschreien, sollte es einen Grund dafür geben. Ich mag es nur nicht, wenn Leute am Set Andere fertig machen, einfach, um Macht zu demonstrieren. Das kommt auch überall vor, leider. Aber durch Zeitdruck entstandener Stress ist eher eine Fernsehsache.
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Ich fand es gut, dass eine Mainstream-Komödie eine Patchwork-Familie zeigt, wo eines der Kinder halt schwarz ist, und das so selbstverständlich hingenommen wird, wie es auch sein sollte. Das ist ein Element, auf das ich achte: Ist das ein Film, der sich sagt, dass er einen schwarzen Schauspieler besetzt, einfach so, ohne das Gefühl zu haben, das erklären zu müssen? Das ist ein gutes Mittel, um Vorurteile abzubauen.
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Langston Uibel über «High Society»
Das war tatsächlich einer der Gründe, weshalb ich die Rolle angenommen habe. Ich fand es gut, dass eine Mainstream-Komödie eine Patchwork-Familie zeigt, wo eines der Kinder halt schwarz ist, und das so selbstverständlich hingenommen wird, wie es auch sein sollte. Das ist ein Element, auf das ich achte: Ist das ein Film, der sich sagt, dass er einen schwarzen Schauspieler besetzt, einfach so, ohne das Gefühl zu haben, das erklären zu müssen? Das ist ein gutes Mittel, um Vorurteile abzubauen. Ich wünsche mir mehr Filme, in denen gehandicapte Schauspieler eine Rolle haben, ohne dass es extra erwähnt wird, dass diese Figur ein Handicap hat. Und offenbar brauchen manche Leute leider noch immer Filme, die zeigen, dass Frauen in Wissenschaftsberufen arbeiten können – ohne dass das als Besonders dargestellt wird.
Denn nur durch dieses Nicht-darauf-eingehen bekommen Leute, die in einer nicht-diversen Blase leben, die Realität vorgelebt. Es verlangen doch immer alle, dass Filme realistisch sind. Und es gibt nichts Realistischeres als gelebte Diversität. Ich finde, dass Anika Decker als Regisseurin und Autorin das sehr gut begriffen hat und da mit einer modernen, selbstverständlichen Art herangeht. Auch deshalb hoffe ich, dass viele Leute den Film sehen. Weil er vorlebt: Ja. Da ist ein Typ. Und der ist halt schwarz und deutsch – und es ist nichts, worüber die Figuren im Film lange nachdenken. Da assoziiert niemand "deutsch" mit einem bestimmten Aussehen. In der Wirklichkeit sind schon so viele Leute so weit, aber Film und Fernsehen hinken da noch etwas hinterher, weshalb sich dann die Leute in ihrer Sicht bestärkt sehen, die noch immer nicht so weit sind, zu erkennen, dass es halt auch schwarze Deutsche gibt.
Und daher ist es so paradox, was wir hier gerade machen. Wir loben, dass «High Society» eine Selbstverständlichkeit vorlebt, und analysieren das nun ausführlich … (lacht)
Nein, das ergibt ja beides Sinn. Wir können eine Komödie loben, weil sie einen selbstredenden Umgang mit Diversität vorlebt und zugleich ist es wichtig, wenn offen eine Auseinandersetzung damit stattfindet. Die entscheidende Frage ist nur: Wie. Das jetzt finde ich sinnig. Wenn sich jemand fragt, welchen Zweck es erfüllt, dass in «High Society» der Halbbruder von Emilia Schüle schwarz ist, können die das jetzt nachlesen. (schmunzelt)
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Ich bin immer wieder baff, wenn mich Leute als farbig bezeichnen. Hä, wieso bin ich auf einmal farbig? Das ist so ein bemüht-respektvoller, aber uneleganter Begriff aus den 60ern. Der kommt aus einer Zeit, als viele noch gar kein Bewusstsein dafür hatten, wie das auf die wirkt, die man so bezeichnet.
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Langston Uibel
Nein, es ist ja gut und wichtig, dass Journalisten mich nach meinen Erfahrungen fragen. Seltsam wird es dann, wenn Leute bei dem Thema sich auf einmal total komisch verhalten und Pseudo-Political-Correct sprechen. Da kommen die merkwürdigsten Formulierungen bei raus. Ich bin immer wieder baff, wenn mich Leute als farbig bezeichnen. Hä, wieso bin ich auf einmal farbig? Das ist so ein bemüht-respektvoller, aber uneleganter Begriff aus den 60ern. Der kommt aus einer Zeit, als viele noch gar kein Bewusstsein dafür hatten, wie das auf die wirkt, die man so bezeichnet.
Und ich will ja auch gar keinen großen Ärger machen, wenn einer mal etwas Missverständliches sagt, aber wir müssen endlich davon wegkommen, immer so ein großes Buhei um die Hautfarbe zu machen. Ich find das so schräg, wenn Leute auf mich zukommen und sagen: "Hey, sorry, wenn ich mich komisch verhalte, ich hab noch nie so einen wie dich gesehen" oder "Wo kommst du denn eigentlich her?" Ja, Leute, geht mit mir um wie mit allen anderen. Und: Ich bin in London geboren, aber dort als Deutscher zur Welt gekommen.
Ich hab als Zehnjähriger nie gewusst, wie ich mit sowas umgehen soll, und hab das dann immer zu erklären versucht. Jetzt, mit 19, denke ich mir dagegen: Wieso muss in Deutschland ein Zehnjähriger erklären, wo er herkommt und wieso er schwarz ist, aber Deutscher ist und Deutsch als Muttersprache spricht? Ich bin halt schwarz, das kann man ansprechen, etwa bei der Frage, ob sich das darauf auswirkt, welche Rollen ich angeboten bekomme. Dann geht es respektvoll um einen tatsächlichen Umstand.
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Ich hatte schon Begegnungen mit Großeltern von Freunden, die fragten, ob sie Neger zu mir sagen dürfen, weil das in ihrem Kreis doch immer alle gesagt haben und das sei ja nie böse gemeint gewesen. Und ich finde diese Ausrede "Früher war das in Ordnung" ganz, ganz gefährlich. Ich erwidere da: Wenn du in dieser Gesellschaft aufmerksam durch dein Leben gehst, ist es keine schwere Aufgabe, mitzukriegen, dass es eben doch als Beleidigung aufgefasst wird. Also gewöhn dir das doch einfach ab – es tut dir ja nicht weh!
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Langston Uibel
In der Tendenz schon. Ausnahmen in jegliche Richtung findest du überall. Aber es kommt schon häufig vor, dass Freunde, wenn bestimmte Worte fallen, für diejenigen die Entschuldigung benutzen: "Sieh das nicht so ernst, der kommt aus einer anderen Zeit." Und natürlich kann man immer versuchen, beide Seiten zu sehen und Begründungen suchen, warum jemand rassistisch ist, oder nicht rassistisch ist, aber rassistisches Vokabular benutzt. Aber ich sage da ganz klar: Das ist mir egal, denn ein Grund ist noch immer keine Ausrede – und ich finde, man sollte nie einen Schritt auf jemanden zugehen, der andere diskriminiert.
Ich hatte schon Begegnungen mit Großeltern von Freunden, die fragten, ob sie Neger zu mir sagen dürfen, weil das in ihrem Kreis doch immer alle gesagt haben und das sei ja nie böse gemeint gewesen. Und ich finde diese Ausrede "Früher war das in Ordnung" ganz, ganz gefährlich. Ich erwidere da: Wenn du in dieser Gesellschaft aufmerksam durch dein Leben gehst, ist es keine schwere Aufgabe, mitzukriegen, dass es eben doch als Beleidigung aufgefasst wird. Also gewöhn dir das doch einfach ab – es tut dir ja nicht weh! Da steckt keine höhere Mathematik dahinter.
Vielen Dank für das angeregte Gespräch!
«High Society» ist aktuell in vielen deutschen Kinos zu sehen.
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