Filmfacts «Cars 3 – Evolution»
- Regie: Brian Fee
- Produktion: Kevin Reher
- Drehbuch: Kiel Murray, Bob Peterson, Mike Rich
- Story: Brian Fee, Ben Queen, Eyal Podell, Jonathan E. Stewart
- Musik: Randy Newman
- Kamera: Jeremy Lasky, Kim White
- Schnitt: Jason Hudak
- Laufzeit: 109 Minuten
- FSK: ohne Altersbeschränkung
Aber auch storytechnisch ist in «Cars 3 – Evolution» das Thema Verdrängung präsent: Rennauto Lightning McQueen ist mittlerweile eine lebende NASCAR-Legende. Sensationelle sieben Piston Cups hat der frühere Nasehoch, der sich dank seiner Freunde im beschaulichen Radiator Springs zu einem warmherzigen Typen entwickelte, in seinem Trophäenregal stehen. Aber die aktuelle Saison verläuft einfach nicht nach Plan! Immer mehr Jungspunde wirbeln die Rennen durcheinander – vor allem der arrogante Jackson Storm deklassiert nicht nur McQueen, sondern auch seine befreundeten Mitbewerber. Als McQueen im letzten Rennen der Saison alles dransetzt, um seinen Ruhm sowie die Ehre seiner Lieblingskollegen zu verteidigen, kommt es im verbissenen Duell mit dem erfolgreichen Novizen zu einem fatalen Crash.
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Mit Lightning McQueen hat «Cars 3 – Evolution» einen Helden, der partout nicht einsehen will, dass sich seine Sportlerkarriere dem Ende nähert und er sich Gedanken um das Danach machen muss. Zudem gibt es mit der spritzigen, sich zugleich aufgrund ihrer Unsicherheit andauernd selbst zurücknehmenden Cruz eine Nebenfigur, die ihre wahren Ambitionen verdrängt. Potential genug, um eine animierte Rennsportdramödie über das Zusammenarbeiten zwischen der alten Garde und den jungen Wilden zu erschaffen. Quasi ein familientaugliches, den Box- gegen Motorsport tauschendes «Creed – Rocky's Legacy» – klingt vielleicht zunächst so, als sei es arg schwer zu verkaufen, andererseits hat Pixar mit seiner Passion auch aus Konzepten wie «WALL·E» und «Oben» Welthits geformt.
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Somit bleibt McQueens Storybogen so dünn, dass er kaum als Identifikationsfigur taugt: Praktisch gar nichts, was er abseits seiner Geschwindigkeit beherrscht, gelingt ihm dank seines Dazutuns. Andauernd übernimmt er nur ganz mechanisch die Lektionen anderer Autos, und selbst seine späte (erneute) Erkenntnis, wie viel Wert Bescheidenheit hat, bringt das Pixar-Team hier halbherzig rüber. Vom eingangs angedeuteten Grundkonflikt, wie sich alternde Spitzensportler auf ihre Zweitkarriere vorbereiten, und wie McQueen zu seinem neuen Chef steht, bleiben nur oberflächliche Ansätze übrig. Als seltener Pixar-Film, der sich fast nur an das junge Publikum richtet, taugt «Cars 3 – Evolution» allerdings ebenso wenig, denn die 109 Filmminuten sind dank der schwunglosen Dialoge und der sich rapide abnutzenden Grundidee dieses Filmuniversums ("Unsere Welt – aber mit Autos statt Menschen!") über weite Strecken sehr zäh.
- © Disney
Die seltenen Kreativitätsanflüge, wie einige selbstironische Seitenhiebe auf die Unmengen an «Cars»-Merchandising, werden durch Randy Newmans lieblos dahindudelndem Soundtrack und die zynisch-kommerzielle Seite des Films ausgebremst. Natürlich sind alle Filme auf irgendeiner Ebene Produkte, da sich die Verantwortlichen wohl kaum darüber ärgern werden, sollten sie ihre Kosten wieder einnehmen. Wenn aber McQueen aus den seltsamsten Gründen alle paar Minuten einen neuen Look verpasst bekommt, wird der stillschweigende Pakt, Big-Budget-Produktionen einen Hauch des Kommerzes zu gestatten, überreizt. Oder wollen die Pixar-Studiochefs behaupten, dass das garantiert gar nichts damit zu tun hat, dass sich so mehr Spielzeugautos verkaufen lassen?
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«Cars 3 – Evolution» ist ab dem 28. September 2017 in vielen deutschen Kinos zu sehen – in 2D und 3D.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
27.09.2017 19:04 Uhr 1
28.09.2017 00:50 Uhr 2