RTL hatte das Glück, gleich zwei Fußballspiele der deutschen Nationalmannschaft ausstrahlen zu dürfen, denn ohne die (jeweils separat ausgewiesenen) vier Halbzeiten der Partien gegen Norwegen und Tschechien mit 7,94 bis 8,79 Millionen sowie der Rahmenberichterstattung gelangte einmal mehr keine einzige Ausstrahlung auf mehr als 4,59 Millionen - und dieser Wert gelang ausgerechnet dem in dieser Woche so wackelnden «Wer wird Millionär?» mit dem ersten von zwei kleinen Specials zum 18-jährigen Bestehen. Sonst kam nur noch die Formel 1 auf mehr als vier Millionen, knapp unter dieser Marke lag «Das Supertalent» mit bestenfalls 3,88 Millionen. Die Highlights der restlichen fünf Sender: 2,94 Millionen Zuschauer für «Julia Leischik sucht: Bitte melde dich» in Sat.1, der Spielfilm «Edge of Tomorrow» auf ProSieben mit immerhin noch 2,73 Millionen und natürlich «Die Höhle der Löwen» auf VOX mit maximal 2,71 Millionen.
Alle Zuschauer (September 2017)
ALLE ZUSCHAUER (SEPTEMBER)
11,2
11,0
11,0
12,9
13,1
13,1
9,0
8,6
8,6
2,9
3,1
3,1
5,1
5,0
5,0
6,4
6,8
6,8
4,5
4,0
4,0
3,5
3,3
3,3
Marktanteile in % | September 2017 gegenüber August 2017
Es war mal wieder ein öffentlich-rechtlicher Durchmarsch mit den üblichen Kräfteverhältnissen: Das Zweite Deutsche Fernsehen feierte mit 12,9 Prozent einen Saisonauftakt nach Maß und war sämtlichen Mitbewerbern weit überlegen. Zudem dürfen sich die Mainzer über den besten Septemberwert seit vier Jahren freuen, nachdem man im Vorjahr noch mit nur 11,9 Prozent relativ dürftig aus den Startlöchern gekommen war - allerdings auch nach einem mit Fußball-EM und Olympia highlightreichen Sommer. Deutlich weniger euphorisch startete Das Erste angesichts von 11,2 Prozent ins neue Fernsehjahr, errang damit aber nicht nur problemlos den Silberrang, sondern ebenso wie die Kollegen einen besseren Auftakt als noch vor zwölf Monaten, als man sich mit nur 11,0 Prozent zu begnügen hatte.
Keine ernsthaften Sorgen um das Treppchen muss sich auch RTL machen, denn mit 9,0 Prozent war man den weiteren privaten Akteuren meilenweit überlegen. Rosig schaut es aber natürlich trotzdem nicht gerade aus für die Kölner, die immerhin noch vor wenigen Monaten den Selbstanspruch ohne jede Fußnote unterschrieben hätten, zweistellige Marktanteile erzielen zu wollen. Nach dem mittlerweile achten Monat in Folge mit gerade einmal 8,5 bis 9,5 Prozent aller Fernsehenden kann hingegen von einer solchen Obligatorik nun wahrlich nicht mehr die Rede sein. Im Vorjahresmonat hatte man übrigens noch 10,1 Prozent generiert - und damit den vorherigen Saisonschnitt sogar noch fast verfehlt. Insofern profitiert man hier viel stärker von der schlechten Arbeit, die anderenorts in diesen Tagen geleistet wird: Bei Sat.1 etwa, wo gerade einmal noch 6,4 Prozent zu Buche standen und der Vergleich mit dem September 2016 (7,8 Prozent) umso peinlicher wirkt. Damals lief zwar «Promi Big Brother», damit alleine lässt sich aber kein solcher Absturz auch nur ansatzweise rechtfertigen.
Im gewohnten Bereich fand sich VOX mit 5,1 Prozent wieder, womit der Sender sein solides Niveau zu halten wusste, mit dem er bereits seit Monaten aufwartet - zwischen April und August kam man stets auf 5,0 oder 5,1 Prozent aller Fernsehenden ab drei Jahren. Dennoch dürften sich die Progammverantwortlichen etwas mehr erhofft haben, läuft doch seit einigen Wochen mit «Die Höhle der Löwen» der größte Show-Hit in der Sendergeschichte überhaupt - doch im Vergleich mit dem Vorjahr muss nicht nur die Gründershow auf höchsten Niveau Einbußen hinnehmen, sondern eben auch VOX selbst, das zuletzt noch tolle 5,6 Prozent zum Saisonstart vorzuweisen hatte. Und auch bei ProSieben dürfte man mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf seine 4,5 Prozent blicken: Ja, man hat damit seine 4,8 Prozent aus dem Vorjahresmonat klar verfehlt. Aber ja, man hat nach dem rapiden Absturz auf zuletzt historisch schlechte 4,0 Prozent immerhin mal wieder ein ernstzunehmendes Lebenszeichen setzen können.
Auf ein kleines Plus hatte auch kabel eins zu verweisen, das nach den miesen 3,3 Prozent im August immerhin auf leicht bessere 3,5 Prozent gelangte und sich deutlich von RTL II absetzte, das mit 2,9 Prozent mit Abstand Letztplatzierter unter den hier besprochenen Sendern war. Zudem stellt sich immer mehr die ganz grundsätzliche Frage danach, wie lange die klassische Top Acht der "großen" Kanäle in dieser Form noch aufrecht erhalten werden kann, denn ZDFneo überflügelte auch im September wieder RTL II. Was zudem auffällt: Dass die klassischen acht großen Sender im Vergleich mit dem September 2016 klar von 58,5 auf 55,5 Prozent zurückfielen, ist voll und ganz den sechs privaten Akteuren zuzuschreiben, die allesamt schlechter starteten als zuletzt - während sich ARD und ZDF im Gegenzug steigerten. Immerhin ging es aber gegenüber den 54,9 Prozent aus dem August ein wenig bergauf, nachdem sich die "Big Eight" hier schon gegenüber dem Allzeit-Tief von 54,7 Prozent aus dem Juli hatte verbessern können.
14- bis 49-Jährige (September 2017)
14- BIS 49-JÄHRIGE (SEPTEMBER)
6,8
6,2
6,2
6,2
6,4
6,4
11,8
11,3
11,3
5,1
5,4
5,4
7,3
7,4
7,4
7,7
8,5
8,5
9,4
8,3
8,3
4,6
4,7
4,7
Marktanteile in % | September 2017 gegenüber August 2017
Einsam und alleine zog RTL über weite Teile des Monats seine Runden in der Zweistelligkeit und kam dementsprechend in der klassischen werberelevanten Zielgruppe mit 11,8 Prozent auch zu einem letztendlich ungefährdeten Monatssieg. Blickt man in Köln nicht allzu weit in die Vergangenheit zurück, darf man sich überdies leichter Steigerungen nach zuletzt zweimal in Folge nur 11,3 Prozent erfreuen - doch als unabhängiger Quotenanalyst sollte man da schon etwas genauer hinschauen. In diesem Fall fällt auf: RTL hatte gleich zwei attraktive Länderspiele sowie zahlreiche Formel-1-Rennen im Aufgebot, ohne die das Plus noch magerer ausgefallen wäre. Und noch vor genau einem Jahr hatte man auf sehr viel bessere 13,3 Prozent zu verweisen gehabt, die wiederum auch rasch an Glanz verlieren, wenn man die 13,8 Prozent aus dem September 2015 beäugt.
Und dann wäre dann auch noch der Faktor Konkurrenz, der den Kölnern ebenfalls nicht gefallen dürfte. Denn mit 9,4 Prozent lag ProSieben nicht wesentlich unterhalb der 9,7 Prozent aus dem vergangenen Jahr, was auch insofern überrascht, als dass die Unterföhringer einen katastrophalen Sommer hinter sich haben, in dessen Zuge man zuletzt sogar auf historisch schlechte 8,3 Prozent zurückgefallen war. Letztlich geht der Punktsieg hier also eher an ProSieben, obgleich das eigentliche Ziel Zweistelligkeit zum sechsten Mal hintereinander nicht erreicht wurde. Dennoch hätte es ein guter Monat für die Verantwortlichen von ProSiebenSat.1 werden können, wäre da nicht Sat.1 gewesen. Das nämlich sah in den vergangenen Wochen überhaupt keinen Stich und fiel mit 7,7 Prozent erst zum zweiten Mal in der Sendergeschichte unter die Acht-Prozentmarke - beim ersten Mal allerdings, im Juni 2016, konnte man dabei noch auf die übermächtige Fußball-EM-Dauerbeschallung verweisen, während diesmal maximal die Berichterstattung rund um die (allerdings nur selten wirklich quotenträchtigen) Bundestagswahl als Ausrede dienen kann.
Angesichts dieser Dramatik wird man für die Problemchen von VOX nur ein müdes Lächeln übrig haben, das sich wohl ein bisschen mehr zum Saisonauftakt erhofft hatte als "nur" 7,3 Prozent. Damit lag man zwar auf dem Niveau der vergangenen Monate, verfehlte aber eben die 7,7 Prozent aus dem Vorjahres-September recht deutlich - und in diese Richtung dürften die internen Blicke gewandert sein. Sehr erfreulich performte dagegen Das Erste, das mit 6,8 Prozent weit oberhalb der eigenen Norm der jüngeren Vergangenheit lag und damit das öffentlich-rechtliche Duell gegen das ZDF gewann, das mit 6,2 Prozent wiederum nur im Mittelmaß verharrte. Ärgerlich ist dieser Auftakt für die Mainzer auch insofern, dass man den kompletten Sommer über vor dem Ersten lag. Ganz hinten platzierte sich RTL II, dessen «Love Island» nicht Hit genug war, um mehr als sehr dürftige 5,1 Prozent unterm Strich zu erreichen, und kabel eins, das mit 4,6 Prozent klar auf dem letzten Platz landete.
Alle Zuschauer (Fernsehjahr)
ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
11,2
11,3
11,3
12,9
12,7
12,7
9,0
9,7
9,7
2,9
3,3
3,3
5,1
5,3
5,3
6,4
7,1
7,1
4,5
4,9
4,9
3,5
3,6
3,6
Marktanteile in % | September 2017 gegenüber Sep. 2016 – Mai 2017
Einen Saisonvergleich anzustellen, wenn das als "Saison" bezeichnete Datenset lediglich ein Neuntel der Vergleichswerte aus den Vorjahren umfasst, ist gewiss gewagt. Seriös kann man eigentlich nur von einer ersten Richtung sprechen, die sich in den kommenden Monaten allerdings rasch ändern kann. Dennoch fällt auf, dass ARD und ZDF dort anzuknüpfen scheinen, wo man 2016/17 landete - was im Falle des Zweiten übrigens eine moderate Verbesserung um 0,3 Prozentpunkte mit sich brachte, während Das Erste um eben jenen Wert zurückfiel. Auffällig ist darüber hinaus, dass alle werbefinanzierten Sender zunächst einmal ein Minus auf dem Papier stehen haben - RTL und Sat.1 ein besonders deutliches, VOX und kabel eins ein eher überschaubares.
Ohne in die Glaskugel blicken oder Tarotkarten auslegen zu wollen, würde es positiv überraschen, sollte es am Ende der Saison für die Privaten besser aussehen. Immerhin ist VOX der einzige Sender, der in der Vorsaison nicht mindestens zum dritten Mal in Folge rote Zahlen geschrieben hatte und bei dem die Formkurve seit Jahren steil nach unten zeigt. Dementsprechend würde es auch nicht überraschen, sollte der kumulierte Marktanteil letztlich tatsächlich nur bei rund 55,5 Prozent liegen, wonach es aktuell ausschaut - innerhalb der vergangenen fünf Jahre nämlich fielen die acht großen Sender kontinuierlich von 67,4 auf 57,9 Prozent zurück.
14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)
14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,8
6,5
6,5
6,2
5,9
5,9
11,8
12,8
12,8
5,1
5,5
5,5
7,3
7,4
7,4
7,7
8,7
8,7
9,4
10,0
10,0
4,6
4,9
4,9
Marktanteile in % | September 2017 gegenüber Sep. 2016 – Mai 2017
Ähnliches gilt natürlich auch bei den 14- bis 49-Jährigen, bei denen die 60-Prozent-Marke in diesem TV-Jahr fallen könnte - aktuell jedenfalls kommen die "Big Eight" gerade einmal auf 58,9 Prozent, in der Vorsaison waren noch deutlich stärkere 61,7 Prozent erzielt worden. Und auch hier lässt sich der Schwarze Peter nicht dem einen Sender zuschieben, der mit rapiden Abstürzen die Gesamtbilanz zerstört, sondern zumindest bei den Privaten beteiligt sich zunächst einmal jeder Sender an der Fragmentierung des Marktes - die übrigens von den beiden großen Medienkonzernen (ProSiebenSat.1 sowie der RTL-Gruppe) mit der Flut an neuen Spartensendern in den vergangenen Jahren selbst befeuert wurde. Somit spricht vieles dafür, dass nach Sat.1 vor vier Jahren auch ProSieben in die Einstelligkeit zurückfällt und damit RTL als letzter Mohikaner bleibt, der noch für zweistellige Werte garantiert.
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