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«Ten Days in the Valley»: Monster über dem Bett

von

Eine überarbeitete Mutter, viele Drogen – und plötzlich eine verschwundene Tochter: «Ten Days in the Valley» erzählt über das Leben nach einer Kindesentführung. Und der Suche zu sich selbst.

Cast & Crew «Ten Days in the Valley»

  • Idee: Tassie Cameron
  • Darsteller: Kyra Sedgwick, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Erika Christensen, Kick Gurry, Josh Randall u.a.
  • Regie (Pilot): Carl Franklin
  • Ausf. Produzenten: Kyra Sedgwick, Tassie Cameron, Jill Littman u.a.
  • Produktion: Pentimento Productions, Cameron Pictures, Skydance für ABC
  • Folgen: 10 (je ca. 45 Min.)
„Mother of the year, the real mother of the year“, schreit der Mann verzweifelt hinaus, während er von zwei Polizisten auf den Boden gedrückt wird. Was soll er auch machen? Die Situation entgleitet seiner Kontrolle. Mit Geschrei und Anschuldigungen bekommt er seine Tochter nicht zurück.

Der Mann, das ist Pete, Ex-Mann von Jane. Ihr galten die Vorwürfe: „Rabenmutter des Jahres“ ist ein Titel, den er Jane anheftet. Denn die gemeinsame Tochter ist in der Nacht gekidnappt worden, aus ihrem Zuhause. In dieser Nacht hatte Jane nur Augen für ihre Arbeit – sie ist TV-Produzentin, musste auf die Schnelle noch ein Drehbuch fertigschreiben. Das Babyfon hat sie zwar mitgenommen, aber nicht sich selbst: Von Müdigkeit und Wein übermannt, schläft sie vor dem Laptop ein. Ein paar Stunden später ist ihre Tochter verschwunden. Mother of the Year.

Die neue Serie «Ten Days in the Valley» erzählt, wie die Beteiligten mit dieser Entführung umgehen, wie ihr Leben und ihr Schicksal beeinflusst wird. Und natürlich geht es um die Frage, wer die Tochter entführt hat und warum. Denn Lösegeld oder ähnliche Forderungen gibt es nicht. Der Vorfall ist für die Dramaserie nur der Anlass, in die verschiedenen Charaktere hineinzuzoomen, ihren Alltag darzustellen und ihre dunklen Geheimnisse zu offenbaren: nicht nur die von TV-Produzentin Jane, sondern auch die von ihrem Ex-Mann, von Janes Assistentin, der Haushälterin, dem Dealer etc. In der Serie ist pauschal jeder verdächtig, und jeder hätte ein Motiv für die Entführung.

Bei dieser Story kann sich «Ten Days in the Valley» nicht wirklich entscheiden, ob man nun hochwertiger Thriller oder billige Soap sein will. Manche Szenen wirken sehr kitschig: Da wird beispielsweise – völlig aus dem inhaltlichen Zusammenhang gerissen – die lateinamerikanische Haushälterin gezeigt, wie sie einen geheimen Anruf tätigt und mysteriöse Worte spricht. Da wird der Regisseur gezeigt, der völlig aufgeregt vom Set einer TV-Produktion anruft und Jane auffordert, schnell ein Drehbuch umzuschreiben. Da ist Jane selbst, die nur noch durch Drogen – sprich Koks, Schlafmittel und Wein – funktionieren kann. Da ist der böse Mann, der der entführten Tochter aus einem Kinderbuch vorliest.

«Ten Days in the Valley»: Klischees statt Originalität


Kurz gesagt: Das Format ist leider voll von (Hollywood-)Klischees und Charaktertypisierungen nach Schema F. Für eine charaktergetriebene Story ist dies tödlich. Denn «Ten Days in the Valley» verlässt sich fast ausschließlich auf diese vermeintlich interessanten Charaktere – und lebt nicht von Humor, Dialogen, audiovisuellem Style oder Atmosphäre. Besonders viel Spannung speist sich auch nicht aus dem Entführungsfall: Dafür ist dem Zuschauer die Tochter zu wenig nahegebracht worden. Man konnte kaum emotionale Bindung mit dem Kind aufbauen, als dass man sich besonders für sein Schicksal interessieren würde.

Selbst Mutter Jane reagiert kühl und unkonventionell: Sie ist so self-centered, dass sie gleich in den Stunden nach der Entführung wieder arbeiten geht. Sie müsse sich ablenken, sagt Jane. Zwischen Nervenzusammenbruch und Standhaftigkeit verläuft in diesen Stunden ein schmaler Grat. Aber auf eigene Faust geht bei Jane nichts: Die Ermittlungen legt sie komplett in die Hände der Polizei, sie sollen ihre Tochter finden.

Dass Kyra Sedgwick («The Closer») die Hauptrolle als Jane emotional stark spielt, kann am klischeehaft-gleichgültigen Charakter nur wenig ändern. «Ten Days in the Valley» krankt daran, viel zu beliebig und dabei gleichzeitig viel zu bemüht zu sein. In jeglicher Hinsicht. Zum Glück ist der Spuk nach zehn Episoden vorbei. Eine wenig gewagte Behauptung: Am Ende wird die Tochter glücklich in die Arme der Mutter zurückkehren. So will es doch das Klischee.

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