Die Kritiker

«Colony»: Gute Bildsprache, Überschaubares dahinter

von

Die Sci-Fi-Serie «Colony» entwirft ein eindringlich eingefangenes, aber wacklig unterfüttertes Bild eines mächtigen Regimes.

Cast & Crew

  • Autoren und Erfinder: Carlton Cuse, Ryan J. Condal
  • Darsteller: Josh Holloway, Sarah Wayne Callies, Peter Jacobson, Amanda Righetti, Tory Kittles u.a.
  • Regie (Pilot): Juan José Campanella
  • Ausführende Produzenten: Josh Holloway, Juan José Campanella, Ryan J. Condal, Carlton Cuse
  • Produktion: Universal TV, Legendary TV
Willkommen in einem alternativen Universum, in dem sich die Menschen auf wenige Metropolen verteilen, die von gigantischen Schutzwällen umgeben sind. Niemand darf oder kann aus diesen streng bewachten Gebieten ausbrechen, und nachts kündigt stets ein galliges Heulen die Sperrstunde an: Wer sich bis dann nicht in den eigenen vier Wänden befindet, wird ohne Zögern vom Militär abtransportiert. Generell ist der Alltag durchzogen von Überwachung. In Form harscher Grenzkontrollen, Begrenzung des Straßenverkehrs, Militärpolizisten in Schwarz und Rot, von alles überwachenden Drohnen. Warum das Ganze? Weil vor einiger Zeit die Erde von einer unbekannten außerirdischen Spezies heimgesucht wurde. Oder auch nicht. Denn im breiten Volk herrscht die Verschwörungstheorie vor, dass die Aliens nur eine Mär der Herrschenden sind, um Angst und Schrecken zu verbreiten und so ihren Willen durchzudrücken.

Eine Familie, die am Status quo rüttelt, Glauben an Außerirdische hin oder her, sind die Bowmans. Als Vater Will (Josh Holloway) bei einer Gesetzesübertretung ertappt wird, wird er allerdings zu Zwangsarbeit in einem Arbeitslager verdonnert. Als die Regierung aber in Erfahrung bringt, dass Will früher FBI-Agent war, gängelt sie ihn zur Kooperation auf höherer Ebene. Mutter Katie (Sarah Wayne Callies) wiederum ist, was Will nicht weiß, ist vor einiger Zeit bei der Suche nach ihrem verschollenen mittleren Kind in den Widerstand eingetreten …

Erdacht wurde «Colony» von Ryan J. Condal und Carlton Cuse, seines Zeichens einer der «Lost»-Showrunner und Verantwortlicher der erfolgreichen Serien «Bates Motel» und «The Strain». Mit der beim US-Sender USA Network im Januar 2016 gestarteten Sci-Fi-Serie «Colony» fügte er seinem Schaffen eine Serie hinzu, die an der Oberfläche genau versteht, die richtigen Knöpfe zu drücken: Wie die Serie mit faschistischer Ikonografie spielt, ist gerissen. Die rotbehelmten Soldaten, die für die "Proxies" arbeiten – die menschlichen Stellvertreter der angeblich außerirdischen Besatzungsmächte. Die provokanten Propagandaplakate, die die Straßenzüge "verzieren". Die kargen Arbeitslager, die Gerissenheit, mit denen die Machthabenden Zwietracht in der Bevölkerung säen und wichtige Lebensmittel sowie Medikamente rationieren.

Zumindest in der Auftaktfolge nehmen sich die Serienmacher viel Zeit, um ihr Publikum in ihre dystopische Welt zu versetzen und auf atmosphärische Weise ihre Details näher zu bringen. Von dieser Gemächlichkeit, die dank der thematischen Dichte der Erzählung nicht in Langeweile mündet, profitieren neben Holloway und Callies, die mit dezenter, aber intensiver Mimik punkten, auch Amanda Righetti als Katies Schwester und Tory Kittles als dubioses Mitglied des Widerstands.

Doch ist die Plotmaschine erst einmal in Gang gesetzt, zeigt sich «Colony» als Serie, die neben der geschickt eingesetzten Bildsprache nur wenig mit ihrem Grundkonzept anzufangen weiß. Der erzwungene Konflikt innerhalb der Familie Bowman, in der für beide Seiten des großen politischen Wettstreits gearbeitet wird, plätschert vor sich hin, das zentrale Rätsel, ob es nun Aliens gibt oder das alles nur ein aufwändiger Regierungstrick ist, schwebt im Raum, wird allerdings ohne erzählerischen Biss eingebunden. «Colony» fühlt sich an wie die zahlreichen Serien, die im Fahrwasser von «Lost» für eine Mysterywelle im Network-Fernsehen gesorgt haben, bei denen über den packenden Grundgedanken hinaus aber weder Episodenplots noch die Figuren zu räsonieren wussten. Zumindest gibt es keine Fremdscham-Momente – eifrige Genrefans dürfen also wenigstens probegucken.

«Colony» ist ab dem 11. Oktober 2017 immer mittwochs um 20:15 Uhr auf TNT Serie zu sehen.

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