Methodische Veränderung
- statt einer pauschalen Abfrage der Internetnutzung wurde das Nutzungsverhalten nun über konkrete Tätigkeiten abgefragt - etwa der Nutzung von WhatsApp
- mögliche Implikation dessen: manch WhatsApp-Nutzer dürfte sich zuvor nicht als Internetnutzer verstanden haben (da keine klassische Online-Tätigkeit und häufig über Smartphones)
Entwicklung der Onlinenutzung
Mittlerweile geben 62,4 Millionen Menschen an, das Internet zu nutzen, was gegenüber dem Vorjahr noch einmal einem deutlichen Wachstum um mehr als drei Millionen entspricht. Der Anteil der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren liegt bei stattlichen 89,8 Prozent, 2016 waren es noch 83,8 Prozent gewesen. Seit 1997 steigt die Nutzung kontinuierlich an, wobei letztmals im Jahr 2003 (damals 34,4 Millionen bzw. 53,5 Prozent) ein noch kräftigeres Wachstum zu verzeichnen gewesen war. Dies dürfte auch mit der veränderten Methodik zusammenhängen. 72 Prozent nutzen Merkels liebstes "Neuland" mittlerweile gar täglich.
Bezogen auf die Altersgruppen ist das Internet erwartungsgemäß bei den 14- bis 49-Jährigen mit Abstand am stärksten frequentiert, hier wird es täglich über viereinhalb Stunden (274 Minuten) genutzt. Mit zunehmenden Alter sinkt dann das Interesse für das Netz kontinuierlich, die Altersgruppe ab 70 Jahren kommt gerade einmal noch auf 36 Online-Minuten täglich. Im Schnitt kommen bundesweit 149 Internet-Minuten pro Tag zustande, ein saftiges Wachstum um 21 Minuten. Männer sind mit 175 gegenüber 125 Minuten deutlich länger im Netz der Netze als Frauen.
Nutzung von Video- und Audio-Anwendungen
Erstaunlich angesichts dieses Wachstum ist der Umstand, dass 2017 der Anteil der Bevölkerung, der mindestens wöchentlich Video-Anwendungen nutzt, von 56 auf 53 Prozent gesunken ist. Den höchsten Zuspruch erfahren dabei weiterhin Videoportale wie YouTube (31 statt 33 Prozent), wobei der ärgste Verfolger mittlerweile Streaming-Dienste wie Netflix sind. Binnen eines Jahres stieg die Nutzung hier signifikant von 12 auf 23 Prozent an, während Fernsehsendungen live oder zeitversetzt bei 22 Prozent quasi stagnieren (Vorjahr: 21 Prozent). Den deutlichsten Rückgang hatten derweil die Online-Mediatheken zu verkraften, die pro Woche nur noch von 18 statt 22 Prozent der Bevölkerung gesehen wird.
Wenngleich ARD und ZDF das starke Wachstum der Streamingdienste in einer Einordnung der Zahlen zu relativieren und als Kernproblem der privaten Sender darzustellen versuchen, dürfte ihnen diese neue Konkurrenz durchaus zu denken geben.
Stark gewachsen ist indes dagegen die Audio-Nutzung, konkret binnen eines Jahres von 33 auf 46 Prozent, die eben solche Angebote mindestens einmal wöchentlich nutzen. Dominierender Akteur bleibt hier YouTube mit einem kleinen Plus von 22 auf 24 Prozent, während Musikerkennungsdienste wie Shazam nur noch 3 statt 6 Prozent erreichen. Einen deftigen Schub bekamen die Musik-Streamingdienste verpasst, von 10 auf 19 Prozent ging es für Spotify und Co. bergauf. Aber auch Live-Radiostreams konnten sich immerhin leicht von 12 auf 14 Prozent steigern.
Tägliche Online-Nutzung unterwegs
Fernab der eigenen vier Wände gehen mittlerweile 30 Prozent (2016: 28 Prozent) ins Netz, wobei hier einmal mehr die Diskrepanz zwischen jüngeren und älteren Nutzern auffällt: Bei den 14- bis 29-Jährigen gehen 63 Prozent mobil ins Netz, bei den 30- bis 49-Jährigen noch 41 Prozent, bei den Über-70-Jährigen macht von dieser Möglichkeit gerade einmal ein mickriges Prozentchen von dieser Möglichkeit Gebrauch. Zudem interessant: Männer sind offensichtlich eher mobile Netz-User als Frauen, die Anteile nach Geschlecht divergieren zwischen 36 und 25 Prozent.
Nutzung von WhatsApp und Social Media
Weitgehende Stagnation weist die Studie für die diversen Social-Media-Dienste aus, wobei hier wenig überraschend zwei Akteure dominieren: 64 Prozent der Befragten gaben an, WhatsApp mindestens wöchentlich (55 Prozent gar täglich) zu verwenden, wobei dieser Dienst auch als einziger ein signifikantes Plus gegenüber dem Vorjahres-Wert von 58 Prozent zu verbuchen hat. Facebook wiederum kommt immerhin noch auf 33 Prozent (21 Prozent täglich), während auf Rang drei Instagram mit schon nur 9 Prozent liegt. Das vor allem bei jungen Menschen sehr beliebte Snapchat hat mit 6 Prozent noch einmal weniger vorzuweisen, liegt aber immerhin noch klar vor Twitter, das mit erstaunlich schwachen 3 Prozent sogar nur minimal Xing (2 Prozent) abhängt.
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Es gibt 8 Kommentare zum Artikel
11.10.2017 17:27 Uhr 1
Das ist kein schönes Free-Fernsehn mehr. Das ist pure Langeweile und Öde!
11.10.2017 17:34 Uhr 2
11.10.2017 17:39 Uhr 3
11.10.2017 19:45 Uhr 4
13.10.2017 09:55 Uhr 5
Nur 30%? Entweder ist die Frage sehr ungenau, oder die Leute wissen gar nicht, dass sie zumindest mit Smartphones ständig internetbasierte Dienste nutzen.
Die Trennung "Internet" und klassische Medienkanäle weicht immer weiter auf. Früher ist man in den Hobbykeller gegangen, hat die große graue Kiste angeworfen und sich dann mit tütütziepziep 56k Modem eingewählt und dann war man drin...
Heute nutzen Leute ganz selbstverständlich Services, Dienste, Apps, die internetbasiert funktionieren, wie genau das funktioniert, interessiert aber nicht.
Es wird aus meiner Sicht immer schwieriger, diese Multinutzung zu messen. Wenn z.B. der TV läuft, Leute aber auf ihrem Smartphone klicken, zählen dann die TV Minuten noch als echte Nutzung?
Den Sendern mag das noch egal sein, hauptsache das Gerät läuft und die Nutzung wird irgendwie erfasst. Den Werbetreibenden könnte es schon interessieren, ob ihre teuren Spots überhaupt noch wahrgenommen werden.
13.10.2017 10:11 Uhr 6
Dazu braucht es aber nun kein Smartphone. Da reicht doch auch bügeln, kochen etc., wenn der Ferseher läuft. Das gibt's alles schon länger.
13.10.2017 11:06 Uhr 7
Das ist aber ohnehin nur ein Aspekt von vielen wenn es um die Bewertung der Werbewirksamkeit und damit um den Preis von TV Werbung geht. Viel wichtiger ist vermutlich, welche Zielgruppe kocht, bügelt und daddelt, während im Hintergrund der Fernseher läuft.
Alter, verfügbares Einkommen, Konsumausgaben, etc.
13.10.2017 17:17 Uhr 8
"Second Screen", "Multiscreen", "Cross-Channel" ... die Themen sind beiden Seiten seit vielen Jahren sehr bewusst und ständig diskutiert und untersucht. Die Zahl der Studien dazu geht sicher in die Hunderte, aber je nach Auftraggeber auch mit gesunder Vorsicht zu genießen.