Die glorreichen 6

Die glorreichen 6 – Remakes, die das Original schlagen (Teil II)

von   |  3 Kommentare

Neuverfilmungen genießen noch immer einen schlechten Ruf. Dabei gibt es einige von ihnen, die ihre Vorlagen überbieten – wie Gore Verbinskis J-Horror-Remake «Ring».

Die Handlung


Filmfacts: «Ring»

  • Regie: Gore Verbinski
  • Produktion: Laurie MacDonald, Walter F. Parkes
  • Drehbuch: Ehren Kruger
  • Darsteller: Naomi Watts, Martin Henderson, Brian Cox, David Dorfman, Jane Alexander, Lindsay Frost, Daveigh Chase
  • Musik: Hans Zimmer
  • Kamera: Bojan Bazelli
  • Schnitt: Craig Wood
  • Veröffentlichungsjahr: 2002
  • Laufzeit: 115 Minuten
Rachel (Naomi Watts), eine junge, aufstrebende Journalistin, kommt nach dem Tod ihrer Nichte in den Besitz eines unheimlichen Videobandes, das sieben Tage nach dem Anschauen den Tod bringen soll. Nicht nur einer guten Story zuliebe, sondern auch, weil ihr Sohn Aiden (David Dorfman) es mittlerweile angesehen hat, macht sich Rachel auf die Suche nach der Herkunft der Kassette und versucht, zu ergründen, welche bösen Mächte das Video in Umlauf brachten. Doch die Zeit drängt. Schließlich hat Rachel den mit albtraumhaften Sequenzen gespickten Videoclip mittlerweile selbst gesehen und daher nur noch sieben Tage zu leben. Gemeinsam mit ihrem Ex-Freund Noah (Martin Henderson) begibt sie sich auf einen tödlichen Wettlauf gegen die Zeit und stößt dabei auf ein finsteres Familiengeheimnis...

Das Original und die Neuauflage


1998 brachte Hideo Nakata mit «Ringu» (auch bekannt unter «Ring - Das Original») einen der wichtigsten Beiträge des asiatischen Horrorkinos auf den Markt. Er basiert auf dem gleichnamigen Roman des japanischen Schriftstellers Kōji Suzuki, der das Buch 1991 veröffentlichte. Der «Ring»-Serie fügte er mit «Spiral - The Ring II» und «Loop - The Ring III» zwei weitere Werke an, von denen «Spiral» ein Jahr später ebenfalls verfilmt wurde, jedoch nicht annähernd an den Erfolg des Auftakts anknüpfen konnte. Trotzdem nahm man sich die «Ring»-Reihe bis heute noch mehrmals zwecks Verfilmung vor: Im Jahr 2000 erschien mit «Ring 0» ein Prequel, 2012 mit dem schmalbudgetierten «Sadako 3D» ein weiterer, lose von den «Ring»-Ereignissen inspirierter Film. All diese Produktionen waren vornehmlich in ihrem Herkunftsland Japan ein Erfolg. Dort gewann «Ringu» auch den Japanese Academy Award in der Kategorie "Populärster Film" und setzte eine ganze Reihe von Horrorfilmen ähnlicher Ausrichtung in Gang, die später für den US-Markt und andere Länder wie etwa Korea neu verfilmt wurden. Darüber hinaus gibt es einige TV-Projekte, doch das wohl berühmteste Remake von «Ringu» ist zweifelsfrei die auch in Kennerkreisen für "besser als das Original" befundene Version von Regie-Virtuose Gore Verbinski.

Der «Pirates of the Caribbean»- und «Lone Ranger»-Regisseur nahm sich im Jahr 2002 des Stoffes an und ebnete damit den Weg für eine ganze Reihe an J-Horror-Neuverfilmungen, denen sich später auch Filme wie «The Grudge» oder «Dark Water» anschlossen. Während sein Kollege Hideo Nakata im Original noch auf eine zwar bedrohliche, aber weitestgehend unverfälscht-authentische Atmosphäre setzt, geht Verbinski mit seinem Film in die Vollen und kreiert ein albtraumhaftes, stilistisch überhöhtes Szenario mit surrealistischen Anleihen. Sein Film ist wesentlich düsterer, dynamischer und legt seinen Fokus mehr auf die Ermittlerin Rachel, während «Ringu» in seiner Betrachtung des bösen Mädchens Samara (im Original: Sadako) ein wenig genauer ist. So wirkt das Remake auf viele deutlich gruseliger, besitzt mehr Schockeffekte und wer mit dem asiatischen Kino nicht vertraut ist, wird schlicht und ergreifend feststellen, dass in «Ring» mehr passiert, als in «Ringu». Da sich beide Filme auf ganz unterschiedliche Weise ihrer Geschichte nähern, ist trotzdem die Sichtung beider Filme ihre Zeit wert.



Die 6 glorreichen Aspekte von «Ring»


Die US-Version des ursprünglich aus Japan stammenden Films vereint knallharte und zutiefst angsteinflößende Elemente das klassischen J-Horrorfilms mit einer Crime-Thriller-Story und einem Hauch von Familiendrama. Gekleidet in hypnotisch-elegante Bilder vom schon öfter mit Verbinski zusammenarbeitenden Kameramann Bojan Bazelli («Lone Ranger») und ausgefüllt von einer Top-Besetzung ist «Ring» der Inbegriff eines tiefsinnigen, kreativen und einfallsreichen Horrorfilms, der seinerzeit neue Maßstäbe setzte und sich nicht auf Klischees und abgegriffene Stereotypen verlässt.

Die eigentliche Hauptfigur des Films, der böse Geist des Mädchens Samara, ist mittlerweile zu einer Ikone des Horrorfilms aufgestiegen. Ihr tragisches Schicksal, das Naomi Watts‘ Figur sich anschickt, zu ergründen, gehört im modernen Gruselfilm zu einem der intensivsten und bildet einen Background, der nicht jedem Film-Bösewicht im heutigen Zeitalter vergönnt ist. Während die Vermischung mehrerer Genres in «Ring» von einigen Cineasten kritisch beäugt wird und der Film dementsprechend nicht als alleiniger Horrorfilm anzusehen ist, funktionieren die hervorragend in die Schockszenerien eingegliederten Krimi-Elemente und ziehen den Zuschauer jedes Mal aufs Neue in den Bann dieser übernatürlichen Ermittlungen. Naomi Watts spielt ihre Rachel ebenso zerbrechlich wie tough. Dabei gelingt es ihr, beide Seiten gleichermaßen glaubwürdig zu verkörpern und bildet somit die perfekte Hauptfigur für eine Geschichte, in der Brutalität und Tragik so dicht beieinander liegen.

Vor allem das berühmt berüchtigte Video, das so in der Form nicht nur im Internet zu finden, sondern auch als verstecktes Easter-Egg auf einigen DVD-Editionen enthalten ist, bildet ein bedeutendes Element in «Ring» und lässt am überdeutlichsten die Handschrift des Visionärs und Filmemachers Gore Verbinski erkennen. Symbolträchtige Bilder, albtraumhaft eingefangen und auf diese Weise extrem verstörend bildet es künstlerisch das absolute Highlight des Films. Doch auch „der Rest“ – sprich, die Handlung – ist in fiebrig-elegante Bilder gekleidet. So gehört «Ring» zu den bestaussehendsten Horrorfilmen aller Zeiten, von dem eine ab der ersten Minute um sich greifende Faszination ausgeht. Mit technischen Kniffen gerät vor allem die Darstellung von Samara enorm intensiv, wenn es der ausführenden Front hinter den Kulissen gelingt, Samara in der wohl bekanntesten aller Szenen aus dem Fernseher steigen zu lassen.

«Ring» ist anders. «Ring» bietet Horrorunterhaltung mit Köpfchen, ohne sich dabei intelligenter zu verkaufen, als er ist. Dennoch ist die Inszenierung voller Details (wie etwa Ring-Einblendungen für den Bruchteil einer Sekunde), die sich erst im Laufe der Zeit und nach mehrmaligem Sehen vollends erschließen. So sind die eigentliche Herkunft des Bandes sowie detaillierte Hintergründe immer noch Bestandteil vieler Diskussionen im Internet, wodurch «Ring» eines erreicht hat: Er ist – trotz seines Filmdaseins – Teil von Diskussionen im wahren Leben. Mehr kann man sich für ein fiktives Zelluloid-Projekt wohl kaum wünschen.

«Ring» ist auf DVD erhältlich sowie via Amazon, maxdome, iTunes, Google Play, Sky Store, Microsoft, Juke, Rakuten TV, Videoload, CHILI sowie Sony abrufbar.

Kurz-URL: qmde.de/96614
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Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
Quotermain
22.10.2017 13:34 Uhr 1
Wenn "The Ring" besser ist als das Original, dann muß die japanische Version ja zum Abschalten sein.



"The Ring" ist doch die PG-13 Teenie-Version eines Horrorfilms, wenn man z.B. den "Exorzisten"(1) , als "Erwachsen" bezeichnen kann.

Also "American Pie" im Genre der Comedy, verglichen mit "When Harry met Sally"



Finde es aber extrem schade, daß sie Gore Verbinski nicht den Bioshock-Film machen lassen. optisch kanns der nämlich.
Nr27
22.10.2017 14:54 Uhr 2
Zustimmung (zu Frau Wessels natürlich): Grandioser Gruselfilm und deutlich besser als das Original. In dem Fall hat der etwas eingängigere Hollywood-Touch tatsächlich mal geholfen.
Quotermain
23.10.2017 10:11 Uhr 3


a) ROTFL...wieso natürlich?

b) "Gruselfilm"? Der Beitrag schreibt "Horrorfilm".

Gruselfilme sind kein Horror, daher muß sich The Ring mit anderen Größen messen lassen.



Bei Rottentomatoes haben 32Mio Besucher/Zuschauer dem Film 50% gegeben.

Gewichtung bestimmt:

unter 20 Jahre: 90% Fresh, 10% Rotten

über 25 Jahre: 10% Fresh, 90% Rotten



Vielleicht sollte man eine neue Bezeichnung für Heranwachsendenunterhaltung wie BlairWitch/Ring/ParanormalActivity/FriendRequest einführen.

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