Facts zum Format: [[Veep]
- Genre: Polit-Satire / Comedy
- Idee: Armando Iannucci
- Darsteller: Julia Louis-Dreyfus, Anna Chlumsky, Tony Hale, Reid Scott, Timothy Simons, Matt Walsh u.v.m.
- Vorlage: «The Thick of It» (BBC)
- Episodenzahl: 58 (6 Staffeln)
- Premiere: 22. April 2012 (HBO
«Veep» wird sich auf seinem Zenit verabschieden
Anfang September verkündete HBO, dass «Veep» mit der kommenden siebten Staffel enden werde. Wie zum Trotz räumte das sieben Mal Golden Globe-nominierte Format Mitte September die Emmys Nummer 13, 14, 15, 16 und 17 ab. Unglaublich: Hauptdarstellerin Julia Louis-Dreyfus wurde bislang bei den Emmys im Rahmen jeder Staffel als beste Hauptdarstellerin einer Comedy-Serie ausgezeichnet – ein Rekord. Mit der Entscheidung der Produzenten, die Serie um die als Vizepräsidentin in die Serie gestartete US-Politikerin Selina Meyer zu beenden, fällt ungefähr in den gleichen Zeitraum wie die finale «Game of Thrones»-Staffel, womit HBO nicht nur seine erfolgreichste Drama-Serie verlieren wird, sondern auch seine herausragendste Comedy-Serie.
Ähnliches geschah einst mit den «Sopranos» und «Sex and the City», damals erholte sich HBO und feierte mit neuen Formaten Erfolge. Während «Game of Thrones» dieser Tage bereits den Popkultur-Thron bestiegen und mit angekündigten Spin-Offs den Grundstein für ein Serien-Vermächtnis gelegt hat, stellt sich die Frage: Was bleibt von «Veep»?
Über Umwege zu HBO
Darum geht's bei «Veep»
«Veep» handelt von der Vizepräsidentin Selina Meyer, der früheren Senatorin von Maryland, deren Beziehung zum US-Präsidentin in die Brüche gegangen ist. Zusammen mit ihrem bunten Team, versucht sie, sich in der Öffentlichkeit ständig ins Gespräch zu bringen, um sich als fähige Politikerin zu profilieren, was meist nach hinten losgeht. Doch die Wege der US-Politik sind unergründlich und ständig geschehen unerwartete Ereignisse...Mit dem gleichnamigen «The Thick of It» ließ ABC für die Saison 2007/2008 einen Serienpiloten produzieren, in dessen Zentrum einige Mitglieder des US-Kongresses und deren Mitarbeiter standen. Iannucci beteiligte sich lediglich als einer der Produzenten am Piloten, war aber darüber hinaus nicht am Format beteiligt, gegen dessen Fortführung sich ABC schließlich entschied. Iannucci distanzierte sich anschließend vom Piloten und bezeichnete ihn als „schrecklich“. Man habe seine Idee genommen und sie jeglicher Stilistik entzogen. Dennoch bemühten sich daraufhin neben HBO auch Showtime und NBC um eine Adaption des Formats. In den Gesprächen mit HBO kam es erstmals zu der Idee, eine Serie zu kreieren, die in den Büros des Vizepräsidenten der USA spielt, mit dem Titel «Veep» als umgangssprachliche Version des Vizepräsident-Kürzels „V.P.“. Iannucci übernahm schließlich als Showrunner eine tragende Rolle und holte sich Autor Simon Blackwell mit ins Boot, der schon für das britische «The Thick of It» geschrieben hatte.
Was «Veep» auszeichnet
Kritikerspiegel zu «Veep»
Staffel 1: 72/100Staffel 2: 75/100
Staffel 3: 86/100
Staffel 4: 90/100
Staffel 5: 88/100
Staffel 6: 88/100
Metacritic
Erst mit Staffel drei explodierte «Veeps» Wertung im Kritikerspiegel förmlich, was vor allem an der immer smarteren Comedy, großartigen Performances und einem erfrischenden Ansatz gegenüber der Politik in der US-Hauptstadt lag. Spätestens in Staffel vier hatte «Veep» einen Stil etabliert, der das Format vom Rest der Comedy-Landschaft weit abhob. Mittlerweile wurde «Veep» aufgrund der fest etablierten Charaktere, die ihre Darsteller nun komplett verinnerlicht hatten und daher großartige Improvisationen einsetzten, bereits unumstößlich als Ensemble-Comedy verstanden. Trotz der obszönen One-Liner, des losen Mundwerks und der von Opportunismus durchsetzten Umgangsformen, schafften es die Schauspieler, ihre Figuren menschlich und liebenswert wirken zu lassen. Mit Staffel vier erhielt «Veep» erstmals den Emmy als beste Comedy-Serie – einen Titel, den die Serie bis zum heutigen Tag verteidigt.
Innerhalb der vierten Staffel im Jahr 2015 stand die US-Politik dabei noch gar nicht so im Fokus, wie sie es heute tut. Mit dem teilweise absurden US-Wahlkampf 2016 und der drauffolgenden Trump-Präsidentschaft 2017 erhielt «Veep» ab Staffel fünf schlagartig mehr Gewicht. Was vorher wie eine kaum realitätsnahe, bitterböse Satire auf das unmoralische Treiben in der US-Politik wirkte, erschien plötzlich erschreckenderweise möglich. Der neue Showrunner David Mandel sorgte dafür, das «Veep» genauso unbarmherzig mit dem Politikgeschäft umging wie davor, mehr noch: Mit Staffel fünf hatte es den Eindruck, als wolle «Veep» etwas beweisen. Auch abseits der Serie machte es sich das Serien-Team daher zu Aufgabe, politische Botschaften zu verbreiten, um die Serienwirklichkeit nicht tatsächliche Realität werden zu lassen.
Es ist ein Jammer, dass die Produzenten «Veep» nach Staffel sieben für auserzählt halten, denn nie war die Serie aktueller als heute. Auf der anderen Seite kommen die Abgründe, die sich vor den Beobachtern der US-Politik dieser Tage auftun, der Absurdität der Serienvorgänge vielleicht schon zu nah. Was vorher himmelschreiend komisch wirkte, lässt Zuschauer angesichts der Möglichkeit der Authentizität heute vielleicht mit einem Lachen zurück, das schnell im Halse stecken bleibt. Trotzdem hat «Veep» zu keinem Zeitpunkt seinen Biss verloren und fungiert als kathartisches Sehvergnügen als Reaktion auf die Frustrationen, die die US-Politik auf Seiten der Zuschauer immer häufiger bewirkte. Schon im nächsten Jahr wird dies Geschichte sein. Was von «Veep» bleibt: Die Erinnerung an ein Format, dass die Kraft besaß, uns zum Lachen zu bringen, während die Welt brannte.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
04.11.2017 15:31 Uhr 1
04.11.2017 21:40 Uhr 2