Nicht die erste «Beste Show»-Auskopplung
Bereits im November 2016 hatte ProSieben zwei Folgen von «My Idiot Friend» auf Sendung geschickt, das ebenfalls erstmals bei «Die beste Show der Welt» das Licht der Fernsehwelt erblickt hatte. Mit 13,6 und 11,2 Prozent Zielgruppen-Marktanteil lief es damals am späteren Donnerstagabend nicht schlecht - aber im Nachgang an «The Voice» eben doch eine Idee zu mittelmäßig für eine Fortsetzung.Das Konzept der ursprünglich als "Dabei sein ist teuer" und anschließend auf den Screenforce Days noch als "Jokos Sportshow" bezeichneten Sendung: Hobbysportler treten gegen Profis ihres Fachs an, wobei die Amateure ihren namhaften Gegnern ein Handicap verschaffen können, wodurch ein Duell auf Augenhöhe realisiert werden soll. So tritt etwa Timo Boll mit der Bratpfanne im Tischtennis an oder Weitspringer Alyn Camara schlüpft in ein Dinosaurier-Kostüm. Eine prominente Jury (in der ersten Folge bestehend aus Matthias Opdenhövel, Elias M'Barek und dem ehemaligen Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg) hat zudem die Aufgabe, den voraussichtlichen Ausgang des Duells vorherzusehen und einen Geldbetrag auf den Beginner-Sieg zu setzen. Dadurch und durch ein weiteres Joko-Duell, in dem der Moderator in die Rolle des Beginners schlüpft und um weitere 50.000 Euro spielt, kommen letztlich im Bestfall bis zu 150.000 Euro Gewinnsumme für einen Kandidaten zusammen.
Tolles Aufgebot mit pfiffigen Handicaps
Die personellen Entscheidungen, die ProSieben im Rahmen der Show getroffen hat, sind dabei in jedem Fall schon einmal lobend zu erwähnen: Joko Winterscheidt macht als Moderator einen vorzüglichen Job, hat sichtlich Spaß und präsentiert diese auch mit einem gewissen Maß an Empathie für die Kandidaten und Sportsgeist. Auch die Namen der Profis können sich durch die Bank weg sehen lassen, zumal neben großen Stars wie Timo Boll oder Arne Friedrich auch eher abseitige Weltklasseathleten wie Sportholzfäller Dirk Braun die Screentime bekommt, die Sportlern wie ihm sonst meist verwehrt bleibt. Die Sinnhaftigkeit der Jury darf derweil in Zweifel gezogen werden, befeuert aber auch ein wenig das "couchige" Samstagabend-Erlebnis und sorgt überdies für einen Austausch bezüglich der potenziellen Auswirkungen der Handicaps.
Und die Momente, in denen sie enthüllt werden, sind in manchen Fällen sogar die unterhaltsamsten und spannendsten, da man als Hochleistungs-Sofasportler vorm heimischen Fernsehgerät automatisch in die Situation gebracht wird, über deren Für und Wider nachzudenken. Zumal sich hier das Team von Florida TV natürlich auch wieder so Einiges hat einfallen lassen, um die Handicaps nicht nur anspruchsvoll zu machen, sondern auch urkomisch. Auch sonst ist der Produktionsstandard hier einmal mehr sehr hoch und gibt keinerlei Anlass zur Wehklage - audiovisuell spielt die neue Joko-Show sicherlich in der oberen Liga mit.
Einseitige Duelle und verfrühte Werbepausen führen zu Stotterstart
Nicht immer ganz rund im Sinne der Spannung laufen hingegen die Duelle an sich ab, bei denen die Crux natürlich daraus besteht, eine Ausgangsposition zu schaffen, bei denen der Profi vor argen Problemen steht, diese aber zumindest so gut noch bewältigen kann, um noch eine Chance gegen den Beginner zu haben. Das geht bedauerlicherweise gleich in den ersten beiden Spielen komplett schief und führt zu eher unbefriedigenden, da sehr einseitigen Zweikämpfen. Da es die Programmverantwortlichen überdies für angebracht hielten, bei einem Neustart gleich mal die ersten 45 Minuten der Show mit zwei längeren Werbeblöcken zu bestücken, dürfte ein Teil des Publikums wohl schon entflohen gewesen sein, bevor es mit Bratpfannen-Timo erstmals wirklich spannend wird. Besonders clever ist diese Form der Ausstrahlungsstrategie nun zumindest mit Blick auf die Zuschauerakquise nicht gewesen - zumal man schon zur Enttäuschung einiger Fans nicht auf eine Live-Präsentation setzte und auf den Ablauf hätte reagieren können.
Im weiteren Verlauf kommt es dann aber doch noch zu der einen oder anderen Überraschung, bevor schließlich kurz vor dem großen Finale Winterscheidt selbst antritt und in ein herausragend gefilmtes und kommentiertes PS-Duell gegen Nico Hülkenberg steigt, das dermaßen spannend und ausgeglichen ist, dass es in seinem Verlauf fast schon wieder zu perfekt erscheint, um nicht abgesprochen zu sein. Dahingehenden Vorwürfen hätte man in einem gewissen Maße vorbeugen können, indem man nicht gerade dieses Duell vorher aufzeichnet, aber die Bildgewalt und Hochspannung hätte man mit einem weiteren Studio-Spiel wohl kaum auf die Beine gestellt bekommen. Weitaus weniger bombastisch wiederum kommt schließlich das Finalspiel daher, ist deshalb aber nicht weniger spannend und dramatisch.
Trotz Stotterstart mit Werbetortur ein Gewinn für den Samstagabend
Unterm Strich ist ProSieben mit «Beginner gegen Gewinner» eine über weite Strecken gute Sportshow gelungen, die personell zumindest in ihrer Auftaktfolge stark besetzt ist, mit Joko Winterscheidt einen optimalen Moderator gefunden hat und hervorragend produziert ist. An einigen Stellen kommt ein wenig «Wetten, dass..?»-Stimmung auf, in anderen fühlt man sich an «Schlag den Raab» oder «Klein gegen Groß» erinnert, ein wenig «Duell um die Welt»-Atmosphäre wabert natürlich auch durchs Studio. Das alles sorgt dafür, dass die mit knapp vier Stunden wieder einmal sehr üppig bemessene Sendezeit zwar nicht im Fluge vergeht, aber sich zumindest nicht elendig dahinschleppt und man als Zuschauer durchaus gewillt ist, die samstagabendliche Werbetortur über sich ergehen zu lassen, für die ProSieben bereits berüchtigt ist, hier aber in ihrer Penetranz vor allem zu Beginn nahe dran war, neue Maßstäbe zu setzen.
Letzteres ist nicht schön und könnte dem Team um Joko Winterscheidt diesmal sogar einige Zuschauer gekostet haben, da es dem Rezipienten unnötig erschwert wurde, im ohnehin nicht sonderlich spannenden ersten Showdrittel reinzufinden, schmälert das gute Gesamtbild aber nur leicht. Anders als «My Idiot Friend» hat dieses Konzept durchaus das Potenzial dazu, auf größerer Bühne zu bestehen und das Samstagabend-Portfolio des Senders zu bereichern - wenn denn die Quoten am Sonntagmorgen ein zumindest ordentliches Bild zeichnen.
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
29.10.2017 08:29 Uhr 1
und in der nächsten Show:
Ein 7 jähriger muß eine Tafel Schokolade mit bloßen Händen auspacken und diese verzehren.
(Milka + Fackyugöte-Shirt Productplacement bitte hier einfügen)
Auf der Gegenseite: Worldchampion im Wettfressen, 260 kg Lebendgewicht.
(Milka + Dekrakäppi, +Adidas Sportschuhe - Productplacement hier einfügen)
muß mit Messer und Gabel eine (mehrlagig in Zeitungspapier) eingepackte Tafel auspacken und diese dann mit Messer und Gabel verzehren.
Das mit der Bratpfanne kann ja ganz witzig sein, bleibt aber trotzdem Kindergeburtstag.
Da kann Joko noch so ernst dreinschauen und einen auf Showmaster spielen.
Das Wort "Werbetortur" trifft es zudem.
Warum sollte man mit sowas sein Leben verschwenden.
Vielleicht im Nachmittagsprogramm, max 60 Minuten.
29.10.2017 15:50 Uhr 2
30.10.2017 11:40 Uhr 3
du wärst sicher der erste, der sich dann drüber lustig gemacht hätte
30.10.2017 12:27 Uhr 4
Die Handicaps sind albern, man kann es auch stärker herausarbeiten.
Das wäre auf jeden Fall unterhaltsamer.
Und ich liebe albern-fröhliche Musik im Hintergrund. Ich finde auch die Finalmusik bei Wer weiß denn sowas auch gut, aber leider läuft sie nur am Ende der Sendung, davor mehren sich die Kandidaten bei Fragen aus.