Filmfacts: «Patti Cake$»
- Kinostart: 2. November 2017
- Genre: Drama/Komödie
- FSK: 12
- Laufzeit: 109 Min.
- Kamera: Federico Cesca
- Musik: Jason Binnick, Geremy Jasper
- Buch & Regie: Geremy Jasper
- Darsteller: Danielle Macdonald, Bridget Everett, Siddharth Dhananjay, Mamoudou Athie, Cathy Moriarty, McCaul Lombardi
- OT: Patti Cake$ - Queen of Rap (USA 2017)
Letztlich geht dieser Weg von der buchstäblichen Tellerwäscherin hin zum gefeierten Star auch nicht viel anders vonstatten, als in vielen anderen Filmen dieser Couleur auch, doch es ist in erster Linie die herausragende Neuentdeckung Danielle Macdonald «The East»), die aus «Patti Cake$» ein zwischen Komik und Tragik changierendes, kleines Filmjuwel macht, das gekonnt sämtliche menschliche Emotionen bedient.
Von der Tellerwäscherin zu Rapperin?
Patti (Danielle Macdonald), die drauf und dran ist, in ihrer heruntergekommenen Heimatstadt in New Jersey zu verkümmern, träumt von einer Karriere als Hip-Hop-Star. Während sie versucht, in der lokalen Szene mit originellen und berührenden Reimen als Killa P. alias Patti Cake$ groß herauszukommen, hangelt sie sich von Billigjob zu Billigjob. Gemobbt wegen ihres Übergewichts wird sie bei ihrem Kampf um Ruhm und Anerkennung nur von ihrer Großmutter (Cathy Moriarty) und ihren einzigen Freunden Jheri (Siddharth Dhananjay) und Basterd (Mamoudou Athie) unterstützt. Sogar ihre eigene Mutter Barb (Bridget Everett) hat für Pattis Traum nichts als Sarkasmus übrig und lädt auch noch ihren eigenen Kummer und Unglück auf ihrer Tochter ab. Aber Patti gibt nicht auf…
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Eine Hauptfigur, der man ein Happy End gönnt
Und dank der Australierin Danielle Macdonald ist dieser Killa P. eine echte Urgewalt. Die Schauspielerin beweist sich nicht bloß als ernstzunehmende Konkurrentin für diverse echte Rapmusiker (sämtliche für «Patti Cake$» komponierten Songs erweisen sich schon nach einmaligem Hören als echte Ohrwürmer), auch ihre natürliche Ausstrahlung, die der abgedroschenen Floskel „harte Schale, weicher Kern“ ein Gesicht gibt, macht ihre Patricia zu einer der stärksten (Frauen-)Figuren des diesjährigen Kinojahres. Macdonald spielt einfach jeden an die Wand, das ebenfalls ausschließlich von international eher unbekannten Darstellern bestückte Ensemble überlässt der ausdrucksstarken Blondine sehr gern die Bühne. Doch vor allem der Handlungsstrang um das gespaltene Verhältnis zwischen Patti und ihrer früher als Sängerin erfolgreichen Mutter Barb hebt sich innerhalb der geradlinig Pattis Weg als Musikerin verfolgenden Erzählung als besonders emotionaler Subplot heraus. Bridget Everett («Dating Queen») mimt den Inbegriff einer gescheiterten Star-Seele, die ihren Lebensmut erst wiederfinden kann, wenn es ihrer Tochter nicht genauso ergeht.
Ihr moralischer Wankelmut zwischen dem unbedingten Willen, Patti vor einer Enttäuschung zu bewahren und der Aufopferungsbereitschaft, ihrer Tochter jene Karriere ermöglichen, die ihr einst verwehrt blieb, zerrt emotional vielfach an den Nerven des Zuschauers – nicht zuletzt, weil Pattis erlittene Rückschläge sowie ihr darauf folgender Kampfgeist jederzeit beiden Seiten Recht zu geben scheinen.
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Dazu passt auch die sehr geerdete, technische Aufmachung. Kameramann Frederico Cesca («Roxanne Roxanne») kleidet seinen Film in nahezu dokumentarische Bilder ohne störende Filter oder spektakuläre Einstellungen. Um ganz nah an seinen Figuren zu sein, nimmt er schon mal einige Wackler in Kauf. Das stört jedoch kaum; im Gegenteil. Betont es doch nur einmal mehr die Herkunft dieser Geschichte als eine „von der Straße“, in der man sich nicht um eine ausgefeilte Inszenierung schert, sondern es vornehmlich darum geht, das Herz und die Seele von Patti einzufangen.
Fazit
Erzählerisch bleibt «Patti Cake$» zwar weitestgehend überraschungsarm, doch Regisseur Geremy Jasper versteht es, das Optimum an Emotionen aus seiner Geschichte herauszuholen und verhilft der bislang weitestgehend unbekannten Powerfrau Danielle Macdonald zu ihrem längst überfälligen Durchbruch.
«Patti Cake$ – Queen of Rap» ist ab dem 2. November in den deutschen Kinos zu sehen.
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