Zur Person: Frank Rosin
- Der 1966 in Dorsten geborene Sternekoch bekam das Interesse am Kochen in die Wiege gelegt: Seine Eltern waren als Großhändler für Gastronomiebedarf und Imbissstand-Betreiberin tätig
- Von 2008 an war er Teil des kabel-eins-Formats «Fast Food Duell», das bis 2009 immer montags bis freitags zu sehen war
- 2009 startete er mit «Rosins Restaurants» eine Helfer-Dokusoap bei kabel eins, in der er Gastronomen hilft, ihren Laden auf Vordermann zu bringen
- Seit 2013 ist er beim Sat.1-Format «The Taste» zu sehen
In fremde Küchen zu schauen ist immer spannend. Wie, womit und wo die Menschen täglich ihr Essen zubereiten ist doch sehr vielfältig. Ich glaube, dass man an der Küche die Kultur einer Familie erkennen kann.
Was geht in Ihnen als Sternekoch vor, wenn Sie im Rahmen der Sendung mitunter auch mit suboptimalen Zutaten und schlecht gepflegtem Material kochen müssen?
Natürlich arbeite ich als Profikoch in einer Profiküche mit hervorragenden Zutaten, aber bei diesem Format geht es nicht darum. Es geht vielmehr darum, den Menschen zu zeigen, wie sie sich in ihrem Alltag auch mit einem kleinen Budget ausgewogen ernähren können. Die alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, die 6,00 € pro Tag hat für Essen und Trinken, kann sicher nicht aus den Vollen schöpfen, sondern muss genau kalkulieren. Und wenn die Leute ohnehin Convenience-Produkte verwenden, dann können wir vielleicht zeigen, wie sie diese so gut wie möglich zubereiten können.
Fernsehsendungen zum Thema Kochen scheinen ja, wie viele Genres, kreativen Strömungen unterworfen zu sein. Eine Zeit lang dominierten etwa Formate, die quasi TV-Kochbücher waren – mit Rezeptanleitungen zum Nachmachen. Zwischendurch bekochten sich Profis oder sie haben die Speisen von Hobbyköchen bewertet. Im Moment sind Kochwettbewerbe mit Gimmick "in". Wie erklären Sie sich diesen Wandel?
Fernsehen will die Leute unterhalten und auch Kochsendungen sollen den Zuschauern Spaß machen und ihnen auf unterhaltsame Weise Kochen näher bringen. Und natürlich gibt es im Fernsehen Veränderungen, Entwicklungen und Trends, auch im Bereich der Kochsendungen. Es ist ja übrigens ein Irrglaube, dass man denkt, weil so viel Kochen im Fernsehen gezeigt wird, leben die Deutschen immer gesünder. Das stimmt nicht. Jedes Jahr wachsen die Umsatzzahlen der Convenience-Produkte und das zeigt ja, dass sich immer weniger Leute mit frischen Produkten auseinandersetzen.
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Das kulinarische Fernsehen könnte sich dahin gehend entwickeln, mit zeitgemäßen Unterhaltungsformen den Leuten Koch-Content, Ernährungs- und Gesundheitstipps zu vermitteln.
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Frank Rosin über die mögliche Zukunft von Kochsendungen
Das kulinarische Fernsehen könnte sich dahin gehend entwickeln, mit zeitgemäßen Unterhaltungsformen den Leuten Koch-Content, Ernährungs- und Gesundheitstipps zu vermitteln. Aber wie gesagt zeitgemäß. Ich erinnere mich noch, dass mich, als wir damals das «Fast Food Duell» gemacht haben, Eltern angesprochen und gesagt haben: „Seitdem mein Sohn Sie kochen sieht beim «Fast Food Duell», isst er auf einmal auch Brokkoli.“
Eine werktäglich laufende Show wie «Gekauft, gekocht, gewonnen» bedeutet natürlich auch ein großes terminliches Zugeständnis – wie viele Folgen im Jahr könnten Sie sich parallel zu ihren weiteren Verpflichtungen vorstellen?
Mit einem tollen Portfolio an bekannten und neuen Gesichtern, die wir für diese Sendung rekrutiert haben, wird es der Sendung an Spannung und Attraktivität nicht mangeln. Wie viele Folgen ich selbst im kommenden Jahr machen kann, weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall werde ich meinen Projekten treu bleiben und es könnte auch etwas Neues geben.
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Es ist mir wichtig, Menschen zu zeigen, wie man es richtig macht, um nicht nur davon leben zu können, sondern auch Spaß zu haben und sein Leben damit zu gestalten. Ich sehe das auch als eine Form der Nächstenliebe. Und das bedeutet eben nicht, dass man immer nur nett und lieb ist, sondern die Leute auch mal auf den Pott setzt, ernsthaft mit Ihnen redet, damit sich ihr Leben ändert. Nur wenn man auch Klartext spricht, kann man eine Veränderung in Gang setzen.
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Frank Rosin
«Rosins Restaurants» ist für mich eine Lebensaufgabe geworden. Ich bin so, wie man mich im Fernsehen erlebt, so arbeite ich auch in meinem Unternehmen. Es ist mir wichtig, Menschen zu zeigen, wie man es richtig macht, um nicht nur davon leben zu können, sondern auch Spaß zu haben und sein Leben damit zu gestalten. Ich sehe das auch als eine Form der Nächstenliebe. Und das bedeutet eben nicht, dass man immer nur nett und lieb ist, sondern die Leute auch mal auf den Pott setzt, ernsthaft mit Ihnen redet, damit sich ihr Leben ändert. Nur wenn man auch Klartext spricht, kann man eine Veränderung in Gang setzen.
Welcher Fauxpas ist der häufigste, der den Gastronomen passiert, denen Sie im Rahmen von «Rosins Restaurants» begegnet sind?
Von Fauxpas kann man gar nicht reden. Es gibt in Deutschland ein grundsätzliches Problem: hier kann sich jeder in der Gastronomie selbständig machen, ohne den Beruf erlernt zu haben und das führt zu vielen Gastronomie-Betrieben, die desaströs geführt werden. Wären die Bestimmungen so, dass man für die Selbständigkeit in der Gastronomie einen Beruf in diesem Bereich erlernt haben müsste, wäre die Situation sicher eine andere. Die Gastronomie ist ein komplexes Unternehmertum geworden, das unterschätzen die meisten. Das kann man nicht mal eben so machen, ohne es gelernt zu haben. Ich sage ganz gerne, nur weil ich «Grey‘s Anatomy» schaue, kann ich ja auch nicht am offenen Herzen operieren.
In «Rosins Restaurants» kritisieren Sie andere Gastronomen, um ihnen unter die Arme zu greifen – wie alle anderen medialen Persönlichkeiten öffnen Sie sich durch Ihre TV-Auftritte zugleich der Kritik einer breiten Öffentlichkeit. Welche Form der Kritik oder welche Vorwürfe bringen Sie besonders zur Weißglut?
Was mich zur Weißglut bringt, sind die Besserwisser, die meinen, dass unsere Sendung nur „Fake“ oder inszeniert bzw. gescriptet wäre und ihre Meinung lautstark in den sozialen Medien kundtun. Bei «Rosins Restaurants» wird nicht gedreht und geholfen, sondern geholfen und dabei gedreht. Wir besuchen Menschen, die nicht mit mir rechnen. Sie erzählen mir ihre Geschichte und ich kümmere mich nicht nur um ihr Restaurant, sondern auch um ihre sozialen und familiären Belange. Denn meist gehen mit den geschäftlichen Problemen auch persönliche familiäre Probleme einher. Und man kann nur dauerhaft helfen, wenn man alles anpackt. Was die Leute dann aus unserer Hilfestellung machen, liegt natürlich auch in ihrer Hand.
Und gab es auch konstruktives Feedback, sei es von Zuschauern, Kritikern oder aus dem Branchenkollegium, das Ihnen weitergeholfen hat?
Natürlich tausche ich mich auch intensiv mit meinen Koch-Kollegen, z.B. meinen Mit-Juroren bei «The Taste» aus und sicher lernt man auch aus diesem Austausch.
Vielen Dank!
«Gekauft, gekocht, gewonnen» ist ab dem 13. November 2017 immer montags bis freitags um 17.55 Uhr bei kabel eins zu sehen.
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