Cast & Crew
Vor der Kamera:Anja Kling als Caroline Schäfer
Magnus Krepper als Till Schäfer
Silke Bodenbender als Anne Roth
Roeland Wiesnekker als Martin Brühl
Meike Droste als Susanne Koch
Dario Prodoehl als Janosch Frings
Marc Ben Puch als Eli Wiesner
Hinter der Kamera:
Produktion: Good Friends Filmproduktions GmbH
Drehbuch: Christoph Darnstädt und Annette Simon
Regie: Andreas Senn
Kamera: Markus Hausen
Produzenten: Moritz von der Groeben und Nataly Kudiabor
Dem leitenden Ermittler Martin Brühl (Roeland Wiesnekker) ist das alles scheißegal. Er sieht Parallelen zu einem früheren Fall, in dem ebenfalls ein kleines Kind entführt wurde. Der Entführer schickte zwar ein Erpresserschreiben mit der Post, holte das Lösegeld aber nie ab. Das Kind wurde nie wieder gesehen – und Martin versumpft seitdem in Depressionen und Schlaflosigkeit. Die abscheulichste Frage, die man ihm stellen kann: „Hast du dein Fluctin genommen?“
Das wird er gerne von Susanne Koch (Meike Droste) gefragt, einer Polizeipsychologin, mit der er schon seit längerer Zeit liiert ist. Auch sie wird auf den Fall angesetzt, sehr zu Martins Missfallen: „Ich arbeite nicht mit Frauen zusammen, mit denen ich schlafe.“ Muss er jetzt aber.
«Der Kommissar und das Kind» macht einen angestrengten Eindruck. Nicht nur der Umstand, dass eine der Figuren (der Vater des entführten Kindes) Schwede ist, legt Vergleiche mit einschlägigen Scandi-Noir-Reihen aus den nordischen Ländern nahe: Die trist-graue, kühle Atmosphäre auf dem novemberlichen Grundstück der Schäfers mit seiner modernen Architektur aus lauter Glasfronten, der depressive Ermittler Martin mit all seinen seelischen Wunden, und nicht zuletzt all die Raben, die ihn heimsuchen und den Weg freimachen in eine zu überladene, zu forcierte Symbolik.
Gleichzeitig kann sich der Film nicht so recht für eine Hauptfigur und damit einen kohärenten Betrachtungswinkel entscheiden: Soll es in «Der Kommissar und das Kind» vor allem um die Heldenreise von Martin Brühl gehen, wie er versucht, die Fehler des letzten ähnlich gelagerten Falls zu vermeiden, die Vorwürfe, die er sich ständig macht, auszuräumen und eine Läuterung zu erfahren, wenn diesmal (hoffentlich) alles gut geht, um seine Depressionen in den Griff zu bekommen? Oder geht es vornehmlich um die Workaholic-Eltern, insbesondere Mutter Caroline, die sich selbst als schlechte Mutter bezeichnet, weil sie denkt, dass alle anderen permanent denken, sie sei eine schlechte Mutter?
Vermutlich wollte man beides erzählen. Das Ergebnis ist unweigerlich: Oberflächlichkeit. Denn gerade eine aufrichtige, tiefgreifende Begegnung mit Martin Brühls Dämonen wird vermieden, beziehungsweise durch laue Symbolkraft verwässert. Da kann auch Fluctin nicht mehr helfen.
Der Abriss um die Schuldgefühle der berufstätigen Mutter ist dagegen nicht nur ein küchenpsychologisches Herumwühlen in diffusen Allgemeinplätzen, sondern auch hinsichtlich seiner gesellschaftskritischen Komponente dünn. Wir sehen, wie Caroline Schäfer die reflexartigen reaktionären Bedenken eines gewissen Teils der Gesellschaft vorträgt und diese Vorwürfe auf sich ummünzt – aber eine kohärente dramaturgische, filmische (!) Auseinandersetzung wird uns vorenthalten. Pflichtbewusst heruntergeratterte Monologe darüber, was andere Leute so denken, und wie auch immer dadurch ein gewisses gesellschaftliches Klima entsteht, verbunden mit allerhand doofen bis unerfüllbaren Erwartungshaltungen, ist eben das Gegenteil dessen, was einen guten Film über dieses Thema ausmacht: die Auseinandersetzung, die Dramatisierung, das Zeigen und Vorführen – und nicht der didaktische monologhafte Vortrag. Jemand eine Fluctin?
Das ZDF zeigt «Der Kommissar und das Kind» am Montag, den 20. November um 20.15 Uhr.
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