Hingeschaut

«Gekauft, gekocht, gewonnen» - und endlich den neuen Vorabend-Hit gefunden?

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Frank Rosins neue tägliche Kochshow servierte ihrem Publikum ein durchaus schmackhaftes Menü aus Kurzweil, Dynamik und sogar einer Prise Originalität - was sie von ihrem Vorgänger-Format abhebt. Reicht das für den heiß ersehnten Erfolg?

«Gekauft, gekocht, gewonnen» ist als Kochformat ein Solitär, weil es wirklich Jeden
anspricht. Jeder Mensch geht mindestens einmal in der Woche in einen Supermarkt! Für mich war es dann megaspannend, in einer fremden Küche die Schränke nach Pfannen zu durchsuchen und aus einem bunten Haufen Zutaten was Geiles zu kochen. Es gibt keine Sendung, die so einen unverfälschten Einblick in den Küchenalltag ermöglicht.
Frank Rosin über seine neue Sendung.
Ob «Schätze unterm Hammer», «Sicher ist sicher» oder der jüngste Vorabend-Versuch «Schrauben, sägen, siegen»: Der große Hit war nicht unter den bisherigen Testläufen von kabel eins, wobei die zuletzt ausgestrahlte Heimwerker-Sendung mit 3,7 Prozent Zielgruppen-Marktanteil bereits das Höchste der Gefühle war (mehr dazu in unserem Quotencheck). Doch den dicksten Fisch hat sich der ansonsten kaum über relevante Sendergesichter verfügende Privatsender für das Jahresende aufgehoben und bietet seinem Publikum in «Gekauft, gekocht, gewonnen» nicht nur den gefühlt omnipräsenten Sternekoch Frank Rosin als Konsumargument an, sondern auch ein Konzept, das bei weitem nicht so abgegriffen daherkommt wie das des direkten Vorgängers. Viel mehr als eine nette, durchaus gewitzte Stunde vorabendlicher Unterhaltung wird zwar nicht angeboten - doch für den bügel- und essintensiven Vorabend könnte dies genau das richtige Rezept sein, um endlich wieder saftigere Einschaltquoten zu erzielen.

Das Konzept: Rosin und ein wechselnder Profikoch treten direkt gegeneinander an und müssen gemeinsam mit einem nicht-prominenten Mitstreiter ein leckeres Zwei-Gänge-Menü zaubern. Dabei suchen sich die Köche ihre Kandidaten selbst aus, indem sie zunächst per Überwachungskamera in einem Supermarkt (wobei jedem Zuschauer aufgefallen sein dürfte, dass es sich um Lidl handelt, so aufdringlich, wie das Logo an mehreren Stellen in Richtung Kamera gehalten wird) die Kundschaft ausspähen, bevor die beiden Big Brothers einen Kandidaten erblickt haben, deren Einkaufsverhalten ihren Kochgewohnheiten zupass kommt. Dann drücken sie den Buzzer, greifen die Person am Eingang auf und bitten sie darum, gegen einen möglichen Geldgewinn von 500 Euro gemeinsam alle erworbenen Lebensmittel zubereiten zu dürfen. Dieser Akt, die Heimfahrt zur Wohnung des Kandidaten sowie die Zubereitung der Lebensmittel zu möglichst schmackhaften Mahlzeiten muss alles innerhalb von nur zwei Stunden gelingen.

Und der beste, weil unverbrauchteste Teil der Sendung ist eigentlich schon der Einstieg, in dem Rosin und sein Kontrahent (in der Auftaktfolge Sebastian Lege) im Kameraraum sitzen und das Einkaufsverhalten der Kunden kommentieren. Das ist nicht immer charmant, aber dafür umso kurzweiliger und launiger. Ob es in den kommenden Wochen stets beiden Köchen gelingen wird, zeitnah einen Kunden aufzutreiben, der sich für das Projekt herzugeben bereit ist, dürfte spannend zu beobachten sein - wobei kaum davon auszugehen ist, dass sich die Produktion im Zweifelsfall damit begnügen wird, eine Folge ohne direktes Kochduell zu bestücken. Im Zweifelsfall gibt es ja immer Mittel und Wege, dort ein wenig... nunja, nachzuhelfen. In der ersten Folge lässt eine Dame Rosin gleich mal abblitzen, weil sie "direkt zu ihren Pferden" müsse. Der Fernsehkoch findet aber zeitnah eine Alternative.

Der weitere Verlauf ist dann mehr oder minder Kochshow-Routine, wie man sie bereits von vielen anderen Versuchen gesehen hat, das Thema Kochen TV-gerecht aufzubereiten: Ein bisschen Profi-Erklärung hier, ein paar Einblendungen zum heimischen Nachkochen dort, vor allem aber viele, viele markige Profi-Sprüche mit latentem (Rosin) bis überdeutlichem (Lege) Hang zur Selbstinszenierung. Dabei werden die Normalos zwar ein wenig zu Statisten degradiert, die mal ein bisschen rühren dürfen oder im Falle des durchaus sympathisch, aber von der Hibbeligkeit und dem permanten Brülldrang seines kulinarischen Zwangsbeglückers abwechselnd überfordert und leicht genervt wirkenden jungen Mannes im Team Lege (Orange) über ihre Shisha- und Pokalsammlung referieren. So richtig schlimm ist das aber nicht, der Fokus ist ohnehin von Beginn an ganz bewusst auf die Profis gerichtet.

Wie hat euch der Auftakt von «Gekauft, gekocht, gewonnen» gefallen?
Sehr gut, ich freue mich schon auf die weiteren Folgen.
38,4%
War in Ordnung, da kann man zumindest mal reinschauen.
20,0%
Ganz mies, das muss ich nicht noch einmal sehen.
15,8%
Habe es (noch) nicht gesehen.
25,8%


Am Ende darf dann eine dreiköpfige Jury noch ein wenig wichtigtun und darüber befinden, welches Team nun gewonnen hat und den atemberaubenden Lid... äh, Supermarkt-Gutschein gewinnt. Zack, feddisch, Stunde Sendezeit ist rum. Und das in diesem Fall ohne Längen, mit vielen unterhaltsamen Situationen und einigen netten konzeptionellen Ideen, die nun mit Sicherheit keine Weltneuheit darstellen und bestimmt schon irgendwo irgendwem einmal über den Weg gelaufen sind. Anders als bei «Schrauben, sägen, siegen», dessen Kreativität sich im Wortwitz bereits erschöpft hatte, muss man hier aber zumindest über den Tellerrand der täglichen Daytime-Standardberieselung der großen deutschen Sender hinausblicken, um offensichtliche Vorbilder zu finden. Und deshalb wird Rosins neue Sendung eine deutlich Spur interessanter und weniger verbraucht. Ja, das könnte diesmal wirklich was werden mit dem Erfolg.

kabel eins zeigt «Gekauft, gekocht, gewonnen» von nun an montags bis freitags um 17:55 Uhr.
Lesen Sie auch unser Interview mit Frank Rosin.

Kurz-URL: qmde.de/97077
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Lumpenheinz
14.11.2017 12:15 Uhr 1
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