Im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung zu einer Aussage von Thomas Ebeling aus einem Analysten-Call möchten wir uns wie folgt äußern: pic.twitter.com/M9KjiQPY2c
— ProSiebenSat.1 (@P7S1Group) 15. November 2017
Für Kritiker ist das freilich gefundenes Fressen. So äußerte sich Tele5-Chef Kai Blasberg in einer langen Kolumne bei den Kollegen von w&v und schrieb dort unter anderem: „Als Kind des Privatfernsehens sehe ich seit Jahren den Niedergang der Sender aus Unterföhring mit Zorn im Gemüt. Ist es doch dieser Verachtung eines gekränkten älteren Mannes geschuldete unnötige Selbstaufgabe von Freude an der Phantasie, die leb- und seelenlose Fernsehverwaltung hat entstehen lassen, die meiner Branche so sehr schadet.“ Ebeling würde die Liebe zum Fernsehen fehlen, stellt der Senderchef in dem Text fest. „Wahrscheinlich will Thomas Ebeling, der mit dem Satz "Ich hasse Fernsehen" zitierbar sein soll, eh nur vom schweren Joch seiner Aufgabe befreit werden. Bei vollem Lohnausgleich selbstverständlich“, so Blasberg.
In die gleiche Kerbe haut auch Moderator Oliver Kalkofe, Deutschlands bekanntester TV-Kritiker, der regelmäßig auch Sendungen für Tele5 moderiert. In einem Interview mit dem Boulevard-Blatt Bild sagte dieser: „Die Privatsender um RTL und Sat.1 herum haben viele Jahre alles getan, mit billigen und oft unterirdisch schlechten Programmen die Messlatte immer tiefer zu legen. Wer ein paar Wochen nur Scripted Reality schaut, kann sich irgendwann gar nicht mehr auf komplexer erzählte Serien oder Filme einlassen. So wurde das Publikum langfristig verblödet. Und wer nicht darauf angewiesen ist, kehrt dem Fernsehen den Rücken und geht zu anderen Anbietern. Wenn die TV-Macher ihre Zuschauer derart verachten wie offensichtlich Herr Ebeling das seine, wird sich das Fernsehen auf Dauer selbst abschaffen.“
Tele5 selbst positioniert sich seit geraumer Zeit als Sender für Fernsehen abseits des klassischen Mainstreams und will auch typische Zielgruppen-Definierungen wie die Zielgruppe 14 bis 49 nicht mitgehen.
Es gibt 11 Kommentare zum Artikel
16.11.2017 11:31 Uhr 1
Kalkofe hat das schön zusammengefasst:
"Wenn die TV-Macher ihre Zuschauer derart verachten wie offensichtlich Herr Ebeling das seine, wird sich das Fernsehen auf Dauer selbst abschaffen.“
Genau das passiert seit einigen Jahren und Veränderungen sind nicht in Sicht.
16.11.2017 13:43 Uhr 2
16.11.2017 14:01 Uhr 3
Das ist eine klassische Abschöpfungsstrategie, es wird kein frisches Geld in die Sender gesteckt, sondern die Erträge für den Konzernum- und Ausbau genutzt.
Wie viel Zeitgeist und Gespür Ebeling hier hat, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Auch eine Abschaltung einzelner Sender kann im Konzept enthalten sein, so lange ausreichend neue und lukrative Märkte erschlossen werden.
Der gesamte Medienmarkt befindet sich in einem Umbruch, das betrifft nicht nur VOD. Wer einfach so weiter macht wie bisher, wird irgendwann verschwinden.
16.11.2017 14:28 Uhr 4
Dass Ebeling kein Gespür für Zeitgeist hat, sieht man am Programm. Reihenweise Flops, sinkende Einschaltquoten, kaum neue Marken, Voice of Germany ist auch fast 6 Jahre alt, Big Bang Theory fast 10 Jahre.
Fachjournalisten bemängeln selbst seine E-Commerce-Strategie, die auch nicht sonderlich erfolgreich ist
16.11.2017 15:17 Uhr 5
Ein Invest in Parship ist natürlich auch nicht die genialste Digitalisierungsstrategie. Solche Plattformen können von heute auf morgen vom Markt gefegt werden, wenn sich ein Dienst wie Tinder in der entsprechenden Zielgruppe etabliert.
Da scheint mir ein Invest in Verivox schon schlauer.
Dennoch halte ich einen Umbau weg vom klassischen TV hin zu neuen Geschäftsmodellen unabdingbar für so einen Konzern.
Der Digitalisierung sind z.B. bereits Quelle und Neckermann zum Opfer gefallen, weil sie ihr sinkendes Kerngeschäft "Offline-Versandhandel" zu lange künstlich über Wasser gehalten haben und die neuen Geschäftsmodelle zu zögerlich angegangen sind.
16.11.2017 17:01 Uhr 6
Das Entwickeln und Etablieren neuer Entertainmentmarken dürfte etwas sein, wofür es immer Bedarf gibt.
16.11.2017 17:35 Uhr 7
Momentan befindet es sich gefühlt im freien Fall, ein Flop jagt den nächsten, das Programm wird immer unterirdischer, einzig ein paar "Inselformate" wie The Voice oder Höhle der Löwen halten sich noch.
Wo sind denn die neuen Formate im Privat TV, über die jeder spricht? Klar schauen sich bestimmt genug Leute Adam&Eva an. Aber hat das den Stellenwert der ersten Big Brother Staffeln oder DSDS oder IBES?
Was passiert z.B. mit RTL wenn Bohlen keinen Bock mehr hat und so wie Raab seinen Rückzug verkündet? Vielleicht noch im gleichen Atemzug wie Jauch? Das passiert doch eher früher als später.
Heidi Klum macht wahrscheinlich noch einige Jahre weiter, aber dennoch kann jede weitere GNTM Staffel die letzte gewesen sein.
Klar ist Netflix noch eher Nische. Laut Goldmedia sind es 5 Mio. Kunden 2017, wobei man hier noch mal hinterfragen muss, ob es sich um 5 Mio. Abos handelt oder um 5 Mio. Nutzer. Ich kenne fast keinen Netflix Abonnenten, der sein Abo nicht mit anderen teilt.
Aber es ist ja nicht Netflix alleine, Amazon, Sky und maxdome sind auch noch dabei und bald kommt wohl noch Disney dazu.
Naja, eine funktionierende Glaskugel hat wohl keiner. Ich würde mich aber ziemlich wundern, wenn einer der Privatsender in den nächsten Jahren noch mal so richtig viel Geld in die Hand nimmt und was auf die Beine stellt, was so so noch nicht gegeben hat.
16.11.2017 17:49 Uhr 8
Adam sucht Eva hat ordentliche Marktanteile, manchmal über 20 %. So revolutionär wie Big Brother ist es nicht, deswegen holt es nicht ganz die hohen Quoten, aber das Format läuft mehr als ordentlich.
Daneben hat RTL noch Ninja Warrior etabliert. Gleich zwei Formante, die ganz ohne Bohlen auskommen. Ich glaube, das Supertalent würde auch ohne Bohlen funktionieren. RTL ist nicht ganz auf Bohlen angewiesen wie Pro Sieben auf Raab. Wenn nicht, kann sie sich bei der Schwester Vox bedienen.
Das große Problem ist wahrscheinlich nicht das Geld, sondern die Ideen und den Mut, sie auszuprobieren.
16.11.2017 20:42 Uhr 9
16.11.2017 21:21 Uhr 10