Cast und Crew
- Regie: Florian Baxmeyer
- Drehbuch: Holger Karsten Schmidt
- Darsteller: Aljoscha Stadelmann, Alwara Höfels, Johannes Krisch, Anja Kling, Stephan Grossmann, Moritz Fürmann, Anna Fischer, Michael Klammer, Matthias Bundschuh, Sebastian Hülk, Josef Ostendorf
- Kamera: Peter Joachim Krause
- Schnitt: Jan Ruschke
- Musik: Stefan Döring
- Produktionsfirma: H&V – André Zoch, Vitus Reinbold
Dafür ereilt sogleich jede Menge Trubel den entspannten Ermittler: Sein Revier scheint sich mit einem Schlag in den Wilden Westen zu verwandeln. Eine Schießerei fordert fünf Todesopfer, Koops zieht sich eine Verletzung zu. Der Grund für diese Tat: Der inhaftierte Mafiaboss Petrovic ordert ein Blutbad, um eine Kronzeugin zu erledigen – ein Auftrag, der erfolgreich umgesetzt wurde. Glaubt der Gangster. Denn wie Koops' Jugendfreundin, die zum Schutz der Zeugin angesetzte LKA-Beamtin Christiane Kuschnereit, ihm mit ihren letzten Atemzügen mitteilt:
Die echte Kronzeugin namens Matilda Schönemann wurde unter falschem Namen versteckt. Und so übernimmt Koops die Aufgabe, die Kronzeugin aufzugabeln und unversehrt zur Gerichtsverhandlung gegen Petrovic zu bringen. Doch er muss vorsichtig sein – denn im LKA befinden sich Maulwürfe …
Was nun so klingt, als müsste ein spannendes und temporeiches Katz-und-Maus-Spiel entstehen, wird stattdessen zu einem bequemen, entschleunigten Polizistenstück mit einer dezenten Prise Humor: Der bärig-behäbige, bierbäuchige Dorfpolizist hat immer die Ruhe weg – ein Gag, wie ihn auch diverse vorabendliche Schmunzelkrimis versuchten. Im zweiten «Harter Brocken»-Film zündet er jedoch ungleich besser als in den meisten Lokalkrimis. Erstens, weil Stadelmann seinen stoisch-ruhigen Polizisten mit einer zerzausten Ernsthaftigkeit spielt, statt auf eine die humorige Diskrepanz zwischen Selbstbild und Situation attackierende, karikaturesk-grinsende Zufriedenheit zu setzen.
Zweitens, weil die Fallhöhe ungleich höher ist als in dem, was etwa die «Heiter bis tödlich»-Reihen einst geboten haben: Wenn Koops die Umgebung genießend vor einem Killer davonschlendert und Regisseur Florian Baxmeyer dies in einer unaufgeregten Geradlinigkeit inszeniert, ohne aufgesetzte Albernheit oder dramatische Ironie, dann fällt es schwer, sich das Schmunzeln zu verkneifen. Oder den Respekt, den sich Koops mit dieser Selbstsicherheit verdient.
- © ARD Degeto/Volker Roloff
Wenn es dann doch mal zu entscheidenden Actionmomenten kommt, switchen Baxmeyer, Kameramann Peter Joachim Krause und Cutter Jan Ruschke prompt den Modus Operandi und setzen auf stylische Nah- und Weitwinkelaufnahmen in Schnellfeuerabfolge. Koops erweist sich in diesen Szenen als zwar cleverer Bursche, der weiß, wie er sein Gegenüber effektiv durch das Vortäuschen, er sei einfach nur ein Dorftrottel, in Sicherheit wiegen kann, doch zugleich zeigt er sich als sehr schlechter Schütze. Damit wird für den Rest des Neunzigminüters Spannung geschürt – was sehr entscheidend ist. Denn bei aller Gemächlichkeit hat das Skript von Holger Karsten Schmidt dennoch wenig Tiefe aufzuweisen. Es bleibt bei der sedierten Form des Katz-und-Maus-Spiels, die Hintergründe des Kriminalfalls werden nur angerissen und Alwara Höfels gibt in der weiblichen Hauptrolle eine zwar sympathische Verängstigte ab, facettenreich ist ihre Rolle aber wahrlich nicht geschrieben.
Für ein Must-See reicht es dem positiv auffallenden Handwerk zum Trotz daher nicht – wohl aber für eine zufriedenstellende Fortsetzung der 2015 gestarteten Krimireihe, die zugleich Lust auf den nächsten Teil macht. Der kommt auch schon direkt einen Monat später, statt nach einer Wartezeit von über zwei Jahren. Feine Sache.
«Harter Brocken – Die Kronzeugin» ist am 25. November 2017 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
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