Zwar liefern die US-Sender derzeit immer seltener wirklich neue und frische Ideen, im Laufe der Serienhistorie lernten Serienfans jedoch einige Figuren kennen, über die Zuschauer liebend gerne mehr erfahren hätten. Wir haben vier Vorschläge für sehenswerte Spin-Offs über zu kurz gekommene Seriencharaktere gesammelt.
Petyr ‚Littlefinger‘ Baelish, «Game of Thrones»
Fans der derzeit wohl beliebtesten Serie der Welt würden sich sicher so einige Spin-Offs wünschen, die sich ganz und gar Charakteren des Hauptformats annehmen. Ob über Ned Stark, dessen Zeit in der Serie für nicht wenige Beobachter viel zu kurz geriet oder über dessen alten Freund König Robert, der sich vor den Geschehnissen in «Game of Thrones» auf spektakuläre Weise auf den Thron schwang. Die Liste an Figuren, nach denen sich Zuschauer für ein eigenes Spin-Off die Finger lecken würden, ist lang. Doch obwohl derzeit schon einige «Game of Thrones»-Ableger konzipiert werden, wurde der Idee, eine Figur aus der Originalserie ins Zentrum dieser neuen Formate zu rücken, bereits ein Riegel vorgeschoben.
Müsste man sich jedoch für eine Figur im «Game of Thrones»-Universum entscheiden, die aufgrund ihrer Eigenschaften allein eine Serie tragen könnte, obwohl das Mutterformat doch chronisch von Handlungsstrang zu Handlungsstrang hüpft, dann sollte die Wahl auf eine Figur fallen, die bis zuletzt Rätsel aufwarf. Während ein Ned Stark aufgrund seiner stoischen Pflichtbewusstheit wohl nur wenig spannende Geschichten liefern würde, könnte sich der Aufstieg des als in einfachen Verhältnissen geborenen Petyr Baelish als einnehmende Erfolgsgeschichte erweisen. Kein Charakter kam so unausrechenbar daher wie ‚Littlefinger‘, der das «Game of Thrones» spielen konnte wie kein Zweiter und sich dabei erst zum Sir, dann zum Schatzmeister der sieben Königreiche und schließlich zum Lord aufschwang.
Die Vorgeschichte des größten Pläneschmieders des Buchuniversums, der die Geschehnisse in «Game of Thrones» maßgeblich beeinflusste, könnte aufgrund der legendären Intrigen des gnadenlos unterschätzten Charakters eine Art «House of Cards» in Westeros werden. Obendrein könnte die unerwiderte Liebe zu Catelyn Stark, um die Baelish in jungen Jahren warb, schließlich helfen, ‚Littlefinger‘ menschlicher wirken zu lassen, um dem Zuschauer damit mehr Zugang zu dieser undurchschaubaren Figur zu ermöglichen.
Rustin Cohle, «True Detective»
Die von Nic Pizzolatto erdachte HBO-Serie «True Detective» ist zwar als Anthologie konzipiert, hat als solche allerdings bislang noch nicht einwandfrei funktioniert. Nach der atemberaubenden ersten Season, in der Matthew McConaughey und Woody Harrelson als zwei von persönlichen Dämonen begleitete Ermittler einem mysteriösen Mord in Louisiana nachgingen, folgte eine zweite Staffel, die weit weniger Zuschauer zufriedenstellte. Warum also nicht wieder zu den Charakteren zurückkehren, die «True Detective» einst neue Maßstäbe bei HBO setzen ließen und in den Augen nicht weniger Beobachter die beste Serienstaffel seit vielen Jahren hervorbrachten?
Besonders sehenswert könnte sich die Vorgeschichte zu Detective Rustin Cohle gestalten. Der Polizist verfügte nämlich nicht immer über seine ernste, intensive Art, die ihn in Staffel eins der düsteren Crime-Serie auszeichnete. Erst der Tod seines Kindes und seine Arbeit in der Drogenfahndung machten aus ihm einen gebrochenen, verbotenen Substanzen und Alkohol nicht abgeneigten Mann, der sein ganzes Leben der Verbrechensbekämpfung verschreibt. Schon kurz nachdem die erste Staffel «True Detective» bei HBO erschienen war, signalisierte Darsteller Matthew McConaughey, er habe durchaus Interesse daran, in seiner Rolle zurückzukehren, die eine wichtige Station auf dem Weg zu seinem ersten Oscar darstellte und für die er einst zur Vorbereitung eine 450-seitige Abhandlung anfertigte. Rust Cohles Vorgeschichte könnte das wohl aufwühlendste Crime-Drama aller Zeiten darstellen.
Randy Marsh, «South Park»
Seit mittlerweile über 20 Jahren bespaßt «South Park» seine Zuschauer. Die animierte Satire über eine ruhige Kleinstadt in Colorado hat aufgrund ihres kompromisslosen Humors und Obszönitäten schon für so einige Skandälchen gesorgt, aber auch stets für herzhafte Lacher. Gelegenheitszuschauer des Formats von Trey Parker und Matt Stone verbinden wohl den manipulativen, vulgären und politisch inkorrekten Cartman mit der Animationsserie, schließlich erhält dieser als Teil der Jungsgruppe, die im Zentrum des Formats steht, mit am meisten Sendezeit. Doch im letzten Jahrzehnt erklomm dem Vernehmen vieler Fans nach eine andere Figur langsam aber sicher die Spitze der beliebtesten «South Park»-Charaktere.
Randy Marsh, Vater von Stan, sorgte für einige der besten Momente in der langen Geschichte des Formats. Zwar startete er als eher kleiner Charakter, in der Zwischenzeit sicherte sich der mittelalte Schnauzbartträger durch seine Impulsivität und Wankelmütigkeit, die immer nahe einer Midlife-Crisis zu verorten ist, jedoch einen Platz im Olymp der TV-Väter. Mit seinem Alkoholproblem, seiner patriotischen Ader und der Bereitschaft, sich in Windeseile zum Sprachrohr verschiedenster Protestmärsche und Trends aufzuschwingen, verfügt Randy über reichlich Facetten, die ihm bereits ein ums andere Mal wichtige Rollen in einzelnen Episoden einbrachten. Und wenn Randy sich erst einmal neuen Beschäftigungen verschreibt, verrennt er sich darin nicht selten bis zum absoluten Wahnsinn – und bietet trotzdem reichlich Identifikationspotenzial für Zuschauer. Die vielen feinen Beobachtungen über das Leben eines Kleinstadt-Vaters könnten genauso für tolle, episodenfüllende Unterhaltung sorgen, wie die Vorgeschichte des herrlich verrückten Geologen, der erst 2015 von Fans zur beliebtesten Figur des Formats gewählt würde. Vor Eric Cartman.
Daryl Dixon, «The Walking Dead»
Als der armbrustschwingende Redneck Daryl Dixon in AMCs «The Walking Dead» auf der Bildfläche erschien, ahnten wohl nur wenige, dass dieser sich in Windeseile in die Herzen der Zuschauer schießen sollte. Der Norman Reedus-Charakter stellte den Archetyp des postapokalyptischen Rächers dar, der in Videospielen längst zum Klischee verkommen ist. Daryl brachte dafür emotionalen Ballast, eine kurze Zündschnur und einige Fähigkeiten mit, die ihn für Zombies zum absoluten Albtraum machen. Angesicht seines Temperaments mussten Zuschauer zunächst einnehmen, Daryl stelle ein Problem für die Gruppe aus Überlebenden der Zombie-Apokalypse dar. Schnell kristallisierte er sich jedoch als fähigstes Mitglied heraus und half seinen Begleitern ein ums andere Mal aus der Klemme.
Gerade aufgrund seiner distanzierten Art, die jedoch bereits häufig selbstlosem, fürsorglichem Verhalten und gelegentlich auch einer verletzlichen Seite wich, scheint es noch viel über die Figur Daryl Dixon herauszufinden zu geben. Nach dessen Einführung in Staffel eins rückte in Staffel drei der Zombie-Serie insbesondere sein schwieriges Verhältnis zu Bruder Merle in den Fokus, aus dramatischer Sicht eines der Highlights des ohnehin unglaublich erfolgreichen Formats. Seitdem wirkt die vielschichtige Figur in der Serie jedoch weitestgehend verschenkt. Während sich Beobachter des bislang einzigen «The Walking Dead»-Spin-Offs «Fear the Walking Dead» nahezu einig darüber sind, dass dieses inhaltlich immer mehr Fehler begeht, wäre ein Ableger über den wohl beliebtesten Charakter der Serie genauso folgerichtig wie im Falle von «The Big Bang Theory» und «Young Sheldon».
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05.12.2017 11:17 Uhr 1