Filmfacts: «Daddy's Home 2»
- Regie: Sean Anders
- Produktion: Will Ferrell, Adam McKay, Chris Henchy, John Morris
- Drehbuch: Sean Anders, John Morris
- Basierend auf Figuren von Brian Burns
- Darsteller: Will Ferrell, Mark Wahlberg, Linda Cardellini, John Cena, John Lithgow
- Mel Gibson, Alessandra Ambrosio
- Musik: Michael Andrews
- Kamera: Julio Macat
- Schnitt: Brad Wilhite
- Laufzeit: 100 Minuten
- FSK: ab 6 Jahren
Für eine «Daddy's Home»-Fortführung sprach jedoch der Schlussgag des Erstlings: Nachdem der komplette Film davon handelte, dass sich der besonnene, aber ungeschickte Stiefvater Brad Whitaker (Will Ferrell) mit dem coolen, aber vorlauten Vater Dusty Mayron (Mark Wahlberg) misst, bildete sich endlich eine familiäre Allianz zwischen den Beiden. Doch dann sieht sich Dusty auf einmal in der Rolle Brads, muss er sich doch mit dem leiblichen Vater seiner Stieftochter vergleichen – dem muskulösen Roger (John Cena). Theoretisch hätte eine Fortsetzung also auf diese Grundlage zurückgreifen können, indem sie Dusty und Brad als Ko-Dads gegen Roger ausspielt.
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Der für die «Daddy's Home»-Fortsetzung zurückkehrende Regisseur Sean Anders («Kill the Boss 2») und die Produzenten Will Ferrell, Adam McKay, Chris Henchy und John Morris gossen mit einem ihrer Cast-Neuzugänge ebenfalls Öl ins Feuer: Die Entscheidung, Mel Gibson einen wichtigen Part in «Daddy's Home 2» zu geben, erntete den Filmemachern einen mittleren Shitstorm. Schließlich ist der «Lethal Weapon»-Hauptdarsteller aufgrund seiner, in eigenen Worten, "ultrakonservativen" Weltsicht und diverser fragwürdiger verbaler Attacken gegen Minderheiten eine äußerst kontroverse Persönlichkeit.
Um «Daddy's Home 2» genießen zu können, braucht es vor diesem Hintergrund dringend den Willen und das Vermögen, dem Schauspieler Mel Gibson eine Chance zu geben, selbst wenn man die private Person Mel Gibson verurteilt. Ob solch eine Einstellung nun erstrebenswert ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt, trotzdem ist es schlichtweg so, dass einige der pointiertesten Gags und Passagen in dieser Komödie auf Gibsons Leinwandwirkung hingebogen sind. Und die lassen sich nicht goutieren, wenn man nach Kauf eines Tickets jedes Mal Groll hegt, sobald Gibson auftaucht.
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Immerhin: Wie schon der erste «Daddy's Home»-Teil übt sich die Fortsetzung nicht in einer geradlinigen Schwarz-Weiß-Zeichnung, welcher Typ Vater ideal ist. Genügend ähnliche Filme tendieren entweder dazu, den sanfteren Part als völlig verweichlicht und lachhaft darzustellen oder alternativ den harten Mann als daueraggressiv und strunzdumm zu skizzieren, nur um in einer fadenscheinigen, forcierten Szene der "Gegenseite" einen argumentativen Knochen hinzuschmeißen.
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Wie schon «Daddy's Home» gibt es in der Fortsetzung Phasen, wo sich die Frage stellt, wieso sich Anders und sein Cutter Brad Wilhite nicht dazu durchgerungen haben, etwas stringenter auf die Pointe hinzukürzen. Doch die "Ja, ich hab's kapiert, hört auf, weiter zu improvisieren, der Gag ist mausetot!"-Sektionen sind dieses Mal viel seltener und fallen auch kürzer aus. Dafür gibt es im zweiten Akt ein Übermaß an ähnlich gearteten, eskalierenden Slapsticksequenzen, die Ferrell mit gewohnter Routine rüberbringt und Anders durchaus mit einer gewissen Genüsslichkeit in Szene setzt. In ihrer hohen Taktung werden sie auf so komprimiertem Raum aber schnell vorhersehbar. Und die Versuche, aus Dons Geheimnis, wieso er die Adventstage so ausführlich mit seinem Sohn verbringt, einen kleinen dramatischen Plotfaden zu spinnen, sind arg bemüht.
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Fazit: Dummer Kinospaß mit Ansage, Haudrauf-Chaosslapstick und gelegentlichem Leerlauf – aber auch mit einem gut aufgelegten Ensemble, das sich den Dialoghumor und die Fremdschäm-Situationskomik so lange engagiert um die Ohren haut, bis der Film im letzten Akt eine ganz neue, heitere Identität entwickelt.
«Daddy's Home 2» ist ab dem 7. Dezember 2017 in vielen deutschen Kinos zu sehen.
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