Facts zu «New Girl»
- sieben Staffeln beim US-Sender Fox
- damals erfolgreichster Fox-Neustart seit 2001
- Für Serienerfinderin Elizabeth Meriwether war dies die erste TV-Serie
- Hauptdarsteller: Zooey Deschanel, Jake Johnson, Max Greenfield, Hannah Simone, Lamorne Morris
- Gaststars sind u.a. Taylor Swift, Megan Fox, Jessica Biel und Prince
Sechs Jahre später finden wir eine veränderte Comedy-Landschaft vor: Multi-Camera-Formate vor Publikum, also die großen Quotenrenner der 90er und 2000er, fristen mittlerweile ein Nischendasein. «The Big Bang Theory» und «Fuller House» sind die erfolgreichen Ausnahmen. Stattdessen haben die Single-Camera-Comedys die Herzen der Zuschauer erobert, auch meines. Von ihnen gibt es unzählige bei den klassischen TV-Sendern und bei den Streamern. Tendenziell sind diese Formate eher kompatibel mit dem modernen Konsumverhalten von Serien, weil sie schneller und abwechslungsreicher erzählen können, somit also dem Binge-Watching entgegenkommen. Gleichzeitig funktionieren viele ihrer Vertreter über einen intelligenten, subtilen Humor, der bei jungen urbanen Zielgruppen gut ankommt. Klassische Sitcoms dagegen setzen oft auf das Wiederholende, den Running Gag, das wöchentliche Wiedersehen mit liebgewonnenen Charakteren.
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Zwei Staffeln habe ich gesehen, und allein darin hat sich die Serie mehrmals neu erfunden: von einer großartig-brachialen Comedy über subtilen Humor und dramatisch-melancholische Folgen spielt das Format die Klaivatur der Emotionen hoch und runter. Dies hängt meist mit einzelnen Charakteren zusammen, auf die immer wieder für ein paar Folgen ein Fokus gelegt wird: Mal geht es um den neuen Freund von Jess, den sie nicht wirklich verehrt; dann um Nicks nihilistische Fuck-Off-Attitüde, die ihn in eine Sinnkrise führt; dann um Schmidt und sein unnahbares Selbstbewusstsein, das im Kontrast steht zu seiner oft verzweifelten Liebe zu Cece.
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«New Girl»: Ein Plädoyer gegen Wunschlisten
Viele aktuell großartige Comedys, auch Sadcoms genannt, thematisieren diesen Lebensabschnitt junger Großstädter zwischen 25 und 35, darunter «Master of None», «Fleabag» und «Love». «New Girl» war mit all dem viel früher dran – und hat so wiederum Pionierarbeit geleistet. Vielleicht ist das ein Grund dafür, warum die Serie jetzt von vielen wiederentdeckt wird, auch von mir. Zum Start 2011 war ich noch zu jung, um die Ansichten und Probleme von Jess, Nick und Co. nachvollziehen zu können. Sechs Jahre später bin ich in einem ähnlichen Alter wie die Protagonisten. Hätte ich das Format damals bereits geschaut, hätte ich mit ihm vielleicht zu wenig anfangen können – und hätte 2017 nicht auf „Jetzt anschauen“, wäre nicht Netflix‘ Empfehlung gefolgt, weil ich die Serie als nicht sehenswert abgespeichert hätte. Mir wären viele großartige Stunden Unterhaltung entgangen.
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Die Entdeckung von «New Girl» hat also letztlich dafür gesorgt, mich wieder bewusster auf Seriensuche zu begeben – auch wenn letztlich der Algorithmus von Netflix den Vorschlag gemacht hat. Dass man bei solch einer Suche nicht immer auf unentdeckte Juwelen trifft, ist klar. Schließlich bleibt auch «New Girl» vor allem eines, unabhängig von ihrem Alter: eine richtig gute Comedy. Und davon gibt es nicht allzu viele.
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