Frank Buschmann 2017
"Ich bin nicht der komische Schrei-Onkel", sagte Frank Buschmann im Sommer im Quotenmeter.de-Interview, in dem es um seine damals noch kommende Sky-Sport-Zeit und vor allem auch um die RTL-Formate wie «The Wall» ging.Buschmanns letztes größeres TV-Projekt für dieses Jahr lief nun am Freitagabend, an dem er erstmalig die Moderation von «5 gegen Jauch» übernahm. Oliver Pocher, der die Sendung seit ihrem Start im Jahr 2009 präsentiert hatte, begründete seinen Abgang im September damit, dass er „nach acht Jahren als Zivildienstleistender von Herrn Jauch“ neue Projekte angehen wolle.
Nun ist es löblich, dass RTL seinem angestaubten «5 gegen Jauch» mit Schützenhilfe von Frank Buschmann zu neuem Schwung verhelfen will. Mehr als acht Jahre nach Start der Sendung war dies auch durchaus nötig, denn die Kombination aus Pocher und Jauch stellte zuletzt längst keinen Selbstläufer mehr dar. Gestartet vor über sechs Millionen Zuschauern war «5 gegen Jauch» zuletzt auf deutlich weniger als vier Millionen zurückgefallen. Die Quoten bei den Jüngeren lagen häufig nur noch im Mittelmaß. Und auch aus inhaltlicher Sicht mangelte es der Sendung an innovativen Ideen; das Konzept hatte sich mit der Zeit recht schnell abgenutzt.
Eine wirkliche Verbesserung dieser Situation ist «5 gegen Jauch» aber auch mit Frank Buschmann als Moderator nicht gelungen. Dabei steht außer Frage, dass Frank Buschmann eine starke TV-Persönlichkeit darstellt - ein Allheilmittel ist er damit aber noch nicht. Sein offensives Auftreten, das «Ninja Warrior Germany» im vergangenen Jahr zu Erfolg verholfen hat, brachte ihm bei «The Wall» Kritik ein. In der Auftaktfolge von «5 gegen Jauch» bleibt Buschmann hingegen überraschend zurückhaltend. Ein paar Sprüche hier, ein Witzchen da: Das ist nett, reicht aber nicht aus, um eine abendfüllende Show zu tragen. Stattdessen bleibt Buschmann über weite Strecken ziemlich blass – zumindest, wenn man seine Moderationsleistung mit der von Oliver Pocher vergleicht.
Nun kann man von Oliver Pocher halten, was man möchte. Mit seinem Humor mag er manchmal übers Ziel hinausschießen und nicht jeden begeistern. Trotzdem liegt eine seiner großen Stärken in der Interaktion mit Menschen. In Situationen, die Offenheit und Spontanität erfordern, läuft Pocher regelrecht zur Höchstform auf. Bei «5 gegen Jauch» waren es immer die Studio-Aktionen mit diversen Gästen, in denen der 39-Jährige zu einer echten Rampensau mutierte und «5 gegen Jauch» seine persönliche Note verlieh. Klar ist: Die eher ungewöhnliche Paarung aus Jauch und Pocher machte an sich noch keine unterhaltsame Sendung aus – aber sie verhalf dem lahmen Konzept irgendwie doch zu einem gewissen Charme.
Dieser gewisse Charme fehlt dem neuen «5 gegen Jauch». Für skurrile Studioaktionen ist Buschmann nicht zu haben, und auch sonst weiß er der Sendung nicht so wirklich, seine eigene Handschrift zu verleihen. Es ist kaum zu glauben, dass RTL mit dem weiterhin wenig innovativen Konzept und Buschmann als Moderator die jungen Zuschauer in Scharen ködern wird. Vor allem nicht an diesem Freitagabend in Konkurrenz zur «heute-show» und «Genial daneben». Streckenweise erinnert «5 gegen Jauch» an eine Sendung, wie sie auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen laufen könnte. Ziemlich unaufgeregt, ziemlich beliebig. Manchmal sogar langweilig.
Positiv hervorzuheben ist, dass die Redaktion fortan auf Promis verzichtet. Wie in den Anfangszeiten dürfen stattdessen wieder Normalos gegen Günther Jauch antreten, was in der Auftaktfolge durchaus angenehm ist. Ansonsten hat sich rein konzeptionell ziemlich wenig verändert. Die Bonus-Runden „Gib mir 5“, penetrante Musik für Günther Jauch, kleinere Studioaktionen nach den Fragen: das alles kennt man von «5 gegen Jauch» seit Jahren. Auch das Studio ist fast gleich geblieben.
Bei den Jokern hat man versucht, Buschi und Jauch in eine kleine Duell-Situation zu versetzen. Das ist an sich zwar nett gemeint, wirkt aber ein wenig konstruiert. Nach dem Motto: Lasst uns irgendwie versuchen, noch ein bisschen «Schlag den…»-Charakter in die Sendung zu bringen. Damit dreht man eher an kleinen Stellschräubchen und verpasst den großen Wurf. Das ist schade, weil die Umbesetzung in der Moderation eigentlich die ideale Chancen gewesen wäre, sich an größere Veränderungen heranzuwagen. Die hat RTL verpasst. Dass die Sendezeit mit knapp vier Stunden wie so oft viel zu großzügig bemessen ist, bedarf keiner weiteren Erklärung. Wirklich spannend wird «5 gegen Jauch» erst in der letzten halben Stunde beim veränderten Finalspiel, das durchaus gelungen ist. Nur kommt das etwas spät, um die Bilanz nach oben zu korrigieren.
Neben Buschmann bleibt in der Auftaktfolge noch ein weiteres Gesicht ziemlich blass: Günther Jauch. Im starren Sendungskonzept sticht er nur selten hervor. Dabei bewies Jauch erst Anfang des Monats, wozu er fähig ist, wenn man ihn nur machen lässt. In «2017! Menschen, Bilder, Emotionen» führte er seine Zuschauer durch eine mehr als dreistündige Sendung – und hatte sichtlich Spaß daran, nach längerer Zeit noch einmal eine große abendfüllende Liveshow zu präsentieren. Am Ende kam der RTL-Jahresrückblick überraschend kurzweilige daher.
Für die Auftaktfolge von «5 gegen Jauch» gilt das leider nicht.
Eine weitere Folge von «5 gegen Jauch» zeigt RTL kommende Woche Freitag um 20.15 Uhr.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
16.12.2017 00:59 Uhr 1
Das Ende fand ich deutlich spannender. Selbst wenn das Sortieren von 10 Begriffen nicht neu war, war es eine gute Idee, sie einzuführen.
16.12.2017 09:19 Uhr 2