Zum Format und seinen Darstellern
Bisher war «Der Lack ist ab» ein Format von MyVideo bzw. Sat1.de. Jetzt wechseln alle Folgen, die meist um die zehn Minuten lang sind, zu Amazon. Kai Wiesinger («Restrisiko», «Der Rücktritt») und Bettina Zimmermann («2030 - Aufstand der Jungen», «Bermuda Dreieck Nordsee») spielen die tragenden Rollen. Eine fünfte Staffel hat Kai Wiesinger in unserem Interview schon bestätigt.Kai Wiesinger: Ja! Für uns alle ist das eine großartige Weiterentwicklung und letztlich auch der Beweis, dass sich gute Unterhaltung durchsetzt.
Sie sind ja eigentlich nicht der Darsteller, den man in vielen Serienhauptrollen gesehen hat. Es gab da aber mal die Serie «Die Anwälte» mit Ihnen in tragender Position. Die wurde von RTL schnell abgesetzt, dann aber vom Ersten gekauft, was ja schon kurios ist.
Kai Wiesinger: Kurios war dann aber auch wieder der Sendeplatz am Ersten, da liefen wir montags, wo vorher und nachher auch nichts erfolgreich war. Genau deshalb gehen wir jetzt auch einen anderen Weg. «Die Anwälte» waren auf dem DVD-Markt total erfolgreich…
…auch so ein Relikt von gestern, möchte man fast sagen…
Kai Wiesinger: Die Geschichte der Serie war wirklich verrückt. Von der ersten Idee bis zur ersten Folge im Fernsehen bei RTL vergingen rund sieben Jahre. Das muss man sich mal vorstellen. Und dann wirst du nach einer Folge abgesetzt, weil der Sender eine fixe Messlatte in Sachen Quote hat und die Serie diese um zwei oder drei Prozentpunkte verfehlt hat. In dieser ersten Folge hatte Christoph Waltz die Episodenhauptrolle. Dieser Christoph Waltz gewann rund ein Jahr später dann einen Oscar. Unsere Serie aber wurde durch ein «CSI»-Format ersetzt, was in der ersten Woche 0,2 Prozentpunkte mehr holte. Genau das alles stellt das Risiko einer Serienproduktion in Deutschland gut dar. «Der Lack ist ab» ist einen ganz anderen Weg gegangen. Wir haben die Serie durch die Zusammenarbeit mit Marken finanziert und einfach gute Geschichten erzählt. Ohne Gedanken an Quoten und Sendeplätze. Zur Zeit lässt Amazon die Serie für den internationalen Markt englisch synchronisieren. Aus London hört man erste sehr schöne Stimmen, dass unser Humor auch weltweit verstanden wird.
- © Amazon
Wollen die Welt erobern: Der Cast von «Der Lack ist ab». Die neue Amazon-Original-Serie läuft ab Januar weltweit. "Für uns alle ist das eine großartige Weiterentwicklung und letztlich auch der Beweis, dass sich gute Unterhaltung durchsetzt", sagt Kai Wiesinger im Quotenmeter.de-Interview.
Frau Zimmermann, auch Sie waren bisher eigentlich nicht die Seriendarstellerin…
Bettina Zimmermann: Serien waren ja auch lange ganz was anderes als das, was sie heute sind. Es gab lange ganze Zeit in Deutschland nur ganz bestimmte Serien. In den letzten Jahren wurden ganz andere Stoffe verwirklicht als davor. Eine ganz andere vielfalt und Qualität Die neuen Medien, ob jetzt Amazon oder Netflix, die sind da eine tolle Chance für schöne neue Projekte. Es will da auch niemand das klassische Fernsehen absetzen. Das wird es weitergeben. Aber ich denke, Amazon ist ein großartiges Zusatzangebot.
Dann sprechen wir doch mal über die aktuelle vierte Staffel, die es jetzt zu Amazon schafft. Was ändert sich denn?
Bettina Zimmermann: Es bleibt alles weiterhin humorvoll, doch eine Folge handelt vom Verlust eines guten Freundes. So eine Nachricht schlägt natürlich ein wie eine Bombe, das können Sie sich vorstellen. Und es ist letztlich auch eine Geschichte, die mal nicht gut ausgeht. Ich finde aber, dass wir sie nicht hoffnungslos erzählen. Wir erzählen ja grundsätzlich Geschichten über Situationen, auf die man sich einstellen muss, wenn man nicht mehr 30 ist, sondern auf die 50 zugeht. Meist ist es dabei eher lustig, weil wir uns beobachten, die wir alle im selben Boot sitzen, doch dieses Mal haben wir auch eine sehr traurige Geschichte eingebaut, die aber genauso dazu gehört wenn man älter wird.
Kai Wiesinger: Das wollen wir übrigens auch weiterhin machen. Im Hintergrund arbeiten wir ja schon an der fünften Staffel, in der es auch zwei, drei Folgen geben wird, die unangenehmere Themen behandeln.
Wenn ich nachher jemandem erzähle, dass ich gerade ein Interview zur Serie «Der Lack ist ab» geführt habe, wird derjenige nicht unbedingt wissen, von was ich spreche. Nämlich von einer Webserie mit rund zehn Minuten langen Episoden, die sich um Alltagssituationen eines Paares dreht. Ist das in Ordnung oder wären Sie doch gerne in aller Munde?
Kai Wiesinger: Lassen Sie es mich so sagen: Wir haben ja etwas ganz Neues aus der Wiege gehoben, das können noch gar nicht so viele Zuschauer kennen. Sie werden es aber sehr bald! Das neue Prinzip, das wir verbreiten heißt: Vertrauen. Erst war Vodafone unser Sponsor, dann Opel. Opel war in Staffel drei sogar unser alleiniger Partner. Dort hatte man verstanden, dass es durchaus Sinn macht, Werbebudget in gute Geschichten zu investieren. Jetzt ist Amazon eingestiegen und wird zusätzlich zur 4. Staffel auch die ersten drei Staffeln sogar einem weltweiten Publikum zugänglich machen. Mir und dem gesamten Team wurde bei «Der Lack ist ab» so viel Vertrauen entgegen gebracht – das ist ein großes Geschenk und macht diese Serie erst möglich. Da ist in der Entwicklung oder am Set niemand, der Angst hat, dass die Quote nicht stimmen wird und der deshalb etwas beschneiden will. Wenn «Der Lack ist ab» nicht jedermanns Sache ist, dann ist das okay. Wir wollen nicht Mittelmaß sein und dafür Ecken und Kanten abgeschliffen bekommen.
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Man könnte uns ein bisschen mit so kleinen französischen Filmen im Kino vergleichen. Die laufen oft auch in kleinen Sälen, entwickeln durch tolle Mund-zu-Mund-Propaganda dann teilweise aber einen Hype und werden plötzlich sehr erfolgreich.
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Bettina Zimmermann über «Der Lack ist ab»
Aber zweifelsohne ist Ihr Weg doch ein sehr unkonventioneller und in jedem Fall mutiger…
Kai Wiesinger: Natürlich. Wir sind ein ganz kleines Team gewesen, als wir begonnen haben. Wir wollten mit einer Serie, endlich mal das tun, worauf wir wirklich Lust haben. Und dann sind wir den Weg einfach gegangen. Da gab es schon einige, die auch gewarnt haben. Aber es war erfolgreich: Die drei Staffenl hatten einige Millionen Zuschauer im Netz. Das ist eine Zahl, von der ich sagen würde, dass es nicht wenig ist. Und jetzt die Zusammenarbeit mit Amazon prime ist einfach großartig.
Wie darf ich mir denn die Arbeit am Set vorstellen? Die Arbeitsweise dürfte doch vollkommen anders sein als etwa bei «Cobra 11», «Tatort» und Co.?
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Wir haben vor zwei Jahren noch darüber nachgedacht, ob wir ein Format wie «Der Lack ist ab» eventuell mit dem Handy filmen sollen.
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Kai Wiesinger über «Der Lack ist ab»
Danke für das Gespräch und viel Glück mit den neuen Folgen, die es ab sofort bei Amazon gibt.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
19.12.2017 13:09 Uhr 1
22.12.2017 18:34 Uhr 2