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Platz 10: «Manchester by the Sea» (Regie: Kenneth Lonergan)
Ein wortkarger Eigenbrötler (Casey Affleck) muss sich aufgrund eines Todesfalls in der Familie um seinen Neffen (Lucas Hedges) kümmern. Da die Zwei nicht nur generell grundverschiedene Typen sind, sondern ganz besonders in der Verarbeitung von Tragödien vollkommen unterschiedliche Wege einschlagen, führt dies zu stressigen Monaten, die beide Männer zwischenzeitlich an den Rand der Verzweiflung treiben. Regisseur und Autor Kenneth Lonergan exerziert seine Motive der Trauerverarbeitung, Schuldzuweisung, Selbstmanipulation und Kommunikationstücken mit filigraner Beobachtungsgabe, fein dosiertem Humor und unpathetischer Dramatik. Hinzu kommen preiswürdige Performances von Affleck, Hedges sowie einer intensiv agierenden Michelle Williams, und schon präsentiert sich uns ein Drama, das trotz Überlänge und schwerer Grundthematik beeindruckend zugänglich und unterhaltsam geraten ist.
Platz 9: «Baby Driver» (Regie: Edgar Wright)
«Hot Fuzz»-Regisseur Edgar Wright knöpft sich die Genres des Autoactionkinos und Heist-Movies vor – und verwandelt sie mit großer Vergnüglichkeit und sensationellem technischen Handwerk in das uneheliche Kind von «La La Land» und «Mad Max: Fury Road»: Erzählt wird eine schlichte Story mit liebenswert überzeichneten Nebenrollen und einer ebenso nuancierten wie ikonografischen Hauptfigur (Ansel Elgort). Ein Fluchtwagenfahrer mit Tinnitus und gigantischem Musikfaible möchte das kriminelle Leben hinter sich lassen. Doch durch eine famose Schnitt-, Ton- und Kameraarbeit lernen die Bilder hier das Tanzen: Praktisch perfekt auf den ultracoolen Soundtrack abgestimmte Actionszenen verleihen dem Film ein immenses Tempo, eine faszinierende Eleganz und eine beneidenswerte Lässigkeit.
Platz 8: «A Cure for Wellness» (Regie: Gore Verbinski)
15 Jahre nach dem gefeierten Horrorfilm «Ring» kehrt «Fluch der Karibik»-Regisseur Gore Verbinski ins Schauerfach zurück – und liefert ein Kunstwerk ab: In makaber-betörenden Bildern und mit verschwörerisch-bezirzender Hintergrundmusik untermalt, zeichnet Verbinski einen Retropsychofilm, der mit deutlichen Signalen auf das Unvermeidliche hinsteuert. Und darin liegt die Faszination: Wie die Motte vom Licht angezogen wird und der überarbeitete Protagonist (Dane DeHaan) gegen jegliche Vernunft immer tiefer in ein wahnhaftes Schweizer Spa hinabsteigt, kann sich das geneigte Publikum nicht der Sehnsucht verwehren, die Schrecken bestätigt zu sehen, die es sich ausmalt. Ob das wirklich die Heilung vom banalen Alltag darstellt, die wir uns versprechen? Diese Frage schwingt in «A Cure for Wellness» subtil-bedrohlich mit – und im Gegensatz zu vielem anderen in diesem malerischen Filmabtraum gibt es hierfür keine klare Antwort. Das wäre dann doch zu einfach und beruhigend …
Platz 7: «Paddington 2» (Regie: Paul King)
Hier steppt der Bär nicht etwa, sondern schlichtet und erwärmt die Herzen seiner Umwelt: Paul Kings Fortsetzung seines Überraschungserfolgs aus dem Jahr 2014 nimmt die beliebte Kinderbuchfigur eines freundlichen, Dufflecoat tragenden und Orangenmarmelade liebenden Bären, und versetzt sie in ein knuffiges, aufmunterndes und liebenswürdiges Abenteuer. Mit einigen bildschönen inszenatorischen Einfällen versehen, macht King aus diesem Familienfilm über einen Buchdiebstahl ein Stück Kino, das aufgrund seines Kunsthandwerks auch das ältere Publikum um den Finger zu wickeln vermag.
Platz 6: «mother!» (Regie: Darren Aronofsky)
Nur wenige Filme spalteten 2017 ihr Publikum so sehr wie die jüngste Regiearbeit des «Black Swan»-Regisseurs Darren Aronofsky: Für manche öde und sinnbefreit, für andere unnötig provokant – und für einige ein passioniert umgesetztes, experimentelles und (wenn man sich denn mal drauf einlässt) dennoch zugängliches Thriller-Kammerspiel mit Hintersinn: «mother!» jagt Jennifer Lawrence durch eine metaphorisch aufgeladenes Streitstück, daslangsam brennt, um dann geradezu in Form einer Sinnesattacke zu explodieren.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
24.12.2017 15:27 Uhr 1
24.12.2017 15:32 Uhr 2
24.12.2017 17:41 Uhr 3
Das macht ja nichts - unter anderem dafür sind solche Listen ja gedacht. Damit sich jeder die Tipps raussuchen kann, die ihn ansprechen.
Sehr gern geschehen! Ich hoffe, er hält, was du dir versprichst.