Wochenquotencheck

Noch mehr «Klinik am Südring» gefällig? Das Publikum winkt ab

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Seit dieser Woche hat Sat.1 wieder eine neue Idee, um noch immer erfolglosen 19-Uhr-Slot hinter sich zu bringen - und bedient sich bei seinem aktuell größten Nachmittags-Erfolg. Ein denkbar simples Rezept, nach dem bislang aber nur auf biederstem Niveau gekocht wird.

Aktuelle Sat.1-Daytime (Mo-Fr, 10-20 Uhr)

  • «Klinik am Südring»: 3,5 Stunden (10-11, 16-17:30, 19-20)
  • «Im Namen der Gerechtigkeit»: 1 Stunde (11-12)
  • «Anwälte im Einsatz»: 1 Stunde (12-13)
  • «Auf Streife»: 4 Stunden (13-16, 18-19)
  • «Schicksale»: 0,5 Stunden (17:30-18)
Warum verlieren die Privatsender eigentlich seit Jahren an Relevanz, Ansehen und letztlich auch an Einschaltquote? Raschen Aufschluss darüber kann schon ein Blick auf das regelmäßige Daytime-Programm der Sender geben, das etwa in Sat.1 schon seit geraumer Zeit an Einfalt kaum zu überbieten ist (siehe Infobox) und ausschließlich von gescripteten Formaten bestückt wird. Bedenkt man überdies, dass die aktuell am Nachmittag so erfolgreiche «Klinik am Südring» eigentlich auch noch dem «Auf Streife - Die Spezialisten»-Mikrokosmos angehört, erhöht das nicht gerade die inhaltliche Vielfalt. Doch der Ruf des Bällchensenders ist inzwischen im Tagesprogramm ohnehin längst ausreichend ruiniert, um nun einen weiteren ungenierten Anlauf zu starten, ohne nennenswerte Investitionen den chronisch schwachen 19-Uhr-Sendeplatz einigermaßen auf Vordermann zu bringen: Mit einer weiteren Folge am Südring. Das Publikum macht das bislang aber nicht so recht mit.

So debütierte das Format am Montag vor 1,57 Millionen Zuschauern, was einem für aktuelle Sat.1-Verhältnisse gar nicht mal so üblen, aber eben auch alles andere als beeindruckenden Marktanteil von 5,9 Prozent entsprach. Das junge Publikum suchte ohnehin verstärkt nach interessanteren Alternativen und war nur mit 0,56 Millionen vertreten, was klar unterdurchschnittlichen 7,4 Prozent entsprach. Deutlich besser sah es für die einstündige sowie die anschließende halbstündige Präsentation ab 16 Uhr aus, die auf zufriedenstellende 9,6 und 10,3 Prozent Zielgruppen-Marktanteil geplanten, währends insgesamt Marktanteile von etwa acht Prozent auf dem Papier standen.

Am Dienstag wuchs die Diskrepanz zwischen Vorabend- und Nachmittagsausstrahlung weiter, denn während um 19 Uhr nur noch richtig miese 5,1 Prozent Gesamt- sowie 5,5 Prozent Zielgruppen-Marktanteil bei 1,34 Millionen auf dem Papier standen, wurden um 16 Uhr noch sehr gute 8,6 und 12,5 Prozent bei 1,10 Millionen gemessen - auch der 17-Uhr-Halbstünder lief mit 7,7 und 10,4 Prozent bei 1,14 Millionen noch respektabel. Am Mittwoch wiederum enttäuschten die früheren Ausstrahlungen bei den 14- bis 49-Jährigen angesichts von nur noch 8,5 und 8,8 Prozent ein wenig, während sich das Format am Vorabend mit 6,8 Prozent wieder ein wenig zu berappeln wusste. Insgesamt gingen hier 1,54 Millionen mit denselben 5,9 Prozent einher, die bereits am Montag erreicht worden waren.

Am vierten Tag der Woche wurde es dann ganz bitter, denn die Vorabend-Ausgabe erreichte mit 1,15 Millionen Zuschauern und 4,5 Prozent einen neuen Tiefpunkt, bei den besonders stark Umworbenen wurden sogar völlig indiskutable 3,9 Prozent bei 0,26 Millionen verbucht - unter den acht großen Sendern performte um 19 Uhr lediglich kabel eins mit «Achtung Kontrolle» noch etwas schlechter. Darüber hinaus erreichten aber auch die beiden Nachmittagsfolgen mit 8,0 und 6,5 Prozent keine wirklich überzeugenden Werte. Am Freitag schließlich steigerte sich die Klinik am Vorabend wieder auf minimal bessere 5,2 Prozent Gesamt- bzw. sogar deutlich bessere 7,4 Prozent Zielgruppen-Marktanteil bei 1,30 Millionen Zuschauer, die Nachmittags-Präsentationen fielen dagegen mit 7,7 und 6,4 Prozent genauso klar durch wie am Vortag - und so schwache Werte ab 16 Uhr waren in den vergangenen Wochen und Monaten eigentlich eher die Ausnahme.

Im direkten Vergleich mit der «Ruhrpottwache» im Endstadium ist man aber sogar mit diesen schwachen Zahlen um 19 Uhr noch konkurrenzfähig, denn vor allem in der klassischen Zielgruppe wurden hier zuletzt kaum einmal mehr als 6,4 Prozent verbucht. Die letzten vier Episoden vor der Zwangspause waren zwischen dem 12. und 15. Dezember nur noch auf desaströse 4,6 bis 5,3 Prozent gelangt, einzig die Montagsausgabe hob sich mit einigermaßen akzeptablen 7,7 Prozent positiv ab - was allerdings auch der beste Wert seit mehr als einem Monat war. Insgesamt sahen zuletzt meist zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Menschen zu und bescherten Sat.1 ebenfalls wenig erbauliche fünf bis sechs Prozent.

Viel getan hat sich im Zuge des Programmwechsels letztlich nicht - und für mehr als gelegentliche Achtungserfolge und Verbesserungen im Zehntel-Bereich ist die Programmplanung des Senders auch viel zu einfallslos, bieder und einfältig geraten. Man wird sich mittelfristig also entscheiden müssen, ob man noch einmal Herzblut und Ressourcen in sein Tagesprogramm zu investieren bereit ist oder sich damit begnügen möchte, mit beinahe Nullinvestitionen möglichst lange einen Trend auszureizen, dessen Zenit schon überschritten scheint. Aktuell spricht leider nicht allzu viel für die progressive Variante.

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