5 Köpfe

Willkommen 2018! 5 Wünsche für das neue Jahr

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Zum Jahresabschluss 2017: Wir blicken auf das neue Jahr. Was wird 2018 für Sender, Zuschauer und Filmschaffende bringen? 5 ganz persönliche Wünsche für das neue Jahr von fünf Quotenmeter-Autoren.

Sei kreativ! - von Manuel Weis


Es ist doch zum Verrücktwerden: 2017 war da nicht unwesentlich anders als 2015 oder 2016: Während das Netflix-Original «Dark» als außergewöhnlich gut gefeiert wurde, boten zahlreiche Serien bei großen Sendern eher Grund zum Naserümpfen. «Bad Cop», so liebevoll die Serie gemacht war, war letztlich nicht der ganz große Wurf, sondern wollte in vielen Punkten auf Nummer-sicher gehen. Die Quittung: Schluss nach Staffel eins. «Einstein» hat als einzige deutsche Serie (!!!) in diesem Jahr in Sat.1 zwar gut funktioniert, war aber auch keine Ausgeburt an massiver Kreativität. Bei den großen Sendern schwingt in jedem Zug die große Angst mit, Marktanteile zu verlieren und in Schieflage zu geraten. Gerade die Sat.1-Gruppe ist es, die lieber von 12 bis 20 Uhr durchgehend auf Polizisten und Ärzte, auf abgehangene US-Sitcoms oder die 427. Ausstrahlung eines Mainstream-US-Krimis setzt. Weil die Quoten sogar stimmen, kann man das nicht mal direkt zum Vorwurf machen. Kreative Ideen wurden 2017 immer wieder von großer Angst aufgefressen.

Vermutlich wird sich das 2018 nicht gänzlich ändern. Vielleicht gelingt es aber auch den großen Werbefinanzierten sich ein bisschen mehr aus dem Fenster zu lehnen. Es macht doch Mut, wenn man hört, dass RTL nicht nur fünf neue Serien starten wird, sondern im Hintergrund schon an neun neuen Stoffen arbeitet. Wenn davon nur eine vom Standart-Prinzip der humorigen Wohlfühlszenerie abweichen würde, dann wäre ja schon etwas gewonnen. Deutschland braucht so dringend auch im Privatfernsehen wieder Stoffe, die nicht absolut gleichförmig und glattgebügelt sind. Wir brauchen auch Gesichter in tragenden Rollen, die nicht gelernte Senderköpfe sind und schon in 15 ähnlich gelagerten Filmen zu sehen waren. Was gefragt ist, ist Mut: Mut zu gewinnen und Mut auch zu verlieren. Das ist in Zeiten, wo Anbieter wie Netflix und Co RTL und Sat.1 massiv unter Druck setzen, keine einfache Angelegenheit. Jeder Serienflop ist auch ein Verprellen des eigenen Stammpublikums, ohne Frage. Nur: Ein schlichtes Weiter-So ist ebenso eine Enttäuschung. Nur halt für die, die aus Frust zu Netflix und Amazon ausweichen.

Die deutsche Serie steht heute besser da als noch vor 18 Monaten. Das ist letztlich RTL, aber auch Anbietern wie Netflix oder Sky zu verdanken. Wenn dieser Weg kontinuierlich fortgesetzt wird, dann darf uns das allen Mut machen. Dann könnte die Zeit, in denen Primetimes mit acht Folgen einer Sitcom oder vier Episoden einer US-Krimiserie am Stück ausgestattet werden zumindest bei den großen Playern bald Geschichte sein. Schön wär’s…


Bleibt auf dem richtigen Weg! - von David Grzeschik


Von allen Seiten wurde in den vergangenen Jahren viel auf Sat.1 geschimpft. Die Kritik am Sender war mitunter etwas überzogen, häufig aber auch gerechtfertigt. Zweifellos hat Sat.1 innerhalb weniger Jahre einen krassen Abstieg hingelegt. Von einem zweistelligen Senderschnitt ist der Sender aus Unterföhring seit langem weit entfernt. Gewiss: Die große Trendwende ist Sat.1 auch 2017 nicht gelungen. Dennoch gibt es einige Dinge, die der Privatsender in den vergangenen zwölf Monaten richtig gut gemacht hat.

Da wäre zum einen Hugo Egon Balder, dessen «Genial daneben» 2017 seine überaus erfolgreiche Rückkehr feiern durfte – gute Kritiken inklusive. Das Format gehört somit wieder zu einer der stärksten Marken im Sat.1-Programm. Vor anderthalb Jahren wäre das kaum vorstellbar gewesen. Im Januar geht es für die Sendung weiter, dann sogar schon mit einer dritten Staffel. Mit Hugo Egon Balder möchte Sat.1 weiter experimentieren, erst im Dezember wurde mit dem 67-Jährigen ein neuer Pilot für eine Witz-Sendung aufgezeichnet.

Und noch ein zweites Gesicht darf Sat.1 hoffen lassen: Luke Mockridge. Sein Wochen-Rückblick «Luke! Die Woche und ich» hat sich im Schlepptau von «The Voice» zu einem grandiosen Erfolg entwickelt. Die abgelaufene Staffel wartete im Herbst mit neuen Allzeitrekorden auf. Dass es Luke längst auch aus eigener Kraft kann, bewies er im Frühjahr mit seiner Schul-Show zur Primetime sowie einem kürzlich gezeigten 90er-Special, mit dem Sat.1 auch inhaltlich ein echtes Ausrufezeichen setzen konnte.

Klar ist, dass Mockridge und Balder noch nicht ausreichen, um einen ganzen Sender zurück in die Erfolgsspur zu bringen. Dafür braucht es deutlich mehr Innovationen, die im fiktionalen Bereich stattfinden müssen. Dazu braucht es mutige Ideen für die Daytime, die sich wohl auch abseits von den klassischen Scripted Realitys positionieren müssen. Fürs Erste bleibt aber festzuhalten, dass das Jahr 2017 für Sat.1 durchaus auch gute Momente bereithielt. „Make Sat.1 great again“, sagte Luke Mockridge vor einigen Monaten. Es kann gelingen, wenn Sat.1 im kommenden Jahr weitere Schritte auf dem eingeschlagenen richtigen Weg unternimmt.


Shows 2018: Mehr Wagnisse, weniger Länge - von Manuel Nunez Sanchez


Als großer Fan von Fernsehshows war 2017 für mich ein durchwachsenes Jahr. Einerseits ist die Etablierung des Quiz-Vorabends im Ersten fortgeschritten und gemeinsam mit «Bares für Rares» sind die beiden einzig nennenswerten Daytime-Hypes unserer Zeit (mehr oder minder) in meinem bevorzugten Genre anzutreffen. Das im Vorjahr furchtbar unterschätzte «Ewige Helden» legte einen schönen Erfolg hin und mit «Sing meinen Song» und «Die Höhle der Löwen» kam VOX gar verdientermaßen auf neue Sender-Allzeitrekorde - war aber zugleich auch der einzige der großen Privatsender, der in der Breite noch Hoffnung in die Vitalität des werbefinanzierten Free-TVs machte.

Dafür setzte sich eine Seuche der aktuellen TV-Kultur auch in diesem Jahr wieder ungemindert fort: Der beinahe zum Dogma verkommene Drang, Show-Formate im wahrsten Sinne des Wortes abendfüllend auszulegen und kaum ein Format um 20:15 Uhr mehr durchzuwinken, das nicht mindestens drei Stunden Sendezeit füllt. Dabei mehren sich die Anzeichen, dass es sich das Publikum inzwischen zweimal überlegt, diese XXL-Formate überhaupt anzufangen, vor allem am ProSieben-Samstag erheblich: Nicht nur «Schlag den Henssler», dessen großer Vorgänger den Trend zur großen Show-Fete bis in die Nacht hinein einst mehr oder minder begründet hatte, fiel zuletzt ins bessere Mittelmaß ab, sondern auch mehrere Sendungen mit Joko (und Klaas). Ähnliches ließ sich am ebenfalls sehr Übermaß-intensiven RTL-Freitag beobachten, wo «5 gegen Jauch» und «Die 2» kaum mehr ankamen, auf «Dance Dance Dance» bis mindestens 23 Uhr ebenfalls kaum jemand mehr Lust hatte und selbst das große Vorbild «Let's Dance» einige Federn lassen musste.

Der wirklich bedauerliche Faktor unserer derzeitigen Show-Kultur ist aber mehr das, was nach der XXL-Primetime-Präsentation eben gerade nicht mehr stattfindet: Innovation mit neuen, unverbrauchten und gerne auch mal etwas abseitigeren, nicht Primetime-tauglichen Experimenten, mit kleineren (Latenight-)Versuchen, obwohl «LUKE!» aller widrigen Umstände zu Beginn zum Trotz mittlerweile sogar zum beachtlichen Erfolg für Sat.1 geworden ist. Dieser kurze Spaß für den späten Abend findet derzeit kaum statt, weil - einmal mehr vor allem die Privaten - den möglichen Flop mehr fürchten als das Potenzial einer neu kreierten Marke, die vielleicht dann nur eine Stunde am Abend füllt, was sich aus Sendersicht weniger rentiert als eine XXL-Ausstrahlung. Doch letztlich gilt auch hier dasselbe wie in der Daytime, den insbesondere die drei großen Vertreter von ProSiebenSat.1 mittlerweile schändlich haben verkommen lassen: Kurzfristig mag man sinnvoll wirtschaften, mittelfristig aber entfremdet man sein Publikum immer mehr vom Programm, wenn man in ihm nur noch den faulen Arm(selige)n sieht, der gemästet gehört.

Relativ bald könnte sich hier aber tatsächlich eine kleine Chance auftun, sofern sie ProSieben zu ergreifen bereit ist: Die neue Raab-Kreation «Das Ding des Jahres» wird überwiegend am Samstagabend laufen und die kürzlich in Köln bereits durchgeführten Aufzeichnungen fielen zu kurz aus, um den gesamten Abend zu füllen. Wollten die Unterföhringer also mal was wagen, wäre dafür dann nach 22 Uhr ein sehr attraktiver Slot frei - alternativ könnte man aber natürlich auch mal wieder das Archiv plündern und irgendetwas lustlos versenden. Aber man darf ja noch Hoffnungen und Träume haben...

Sei politisch! - von Julian Miller


Mit ein wenig retrospektiver Schwarzmalerei könnte man 2016 als das Jahr zusammenfassen, in dem mit Brexit und Trump die Aufklärung ihr Ende hätte finden können. 2017 wurde in Frankreich das Schlimmste verhindert, während eine neue rechtsextreme Regierung in Österreich mit kaltblütiger Gleichgültigkeit begleitet wurde. In der vom Populismus gebeutelten angelsächsischen Welt konnte der obszöne Demagoge im Weißen Haus derweil neben seiner Steuerreform keinen einzigen nachhaltigen Impuls setzen, während im Vereinigten Königreich der Brexit langsam, aber erschreckend kontinuierlich seinen Tribut zu fordern beginnt. Der Super-GAU in vollem Gange.

Man kann die Geschichte aber auch anders lesen: so wie Hannes Stein in der „Welt“. Denn während Donald Trump die amerikanische Zivilgesellschaft elektrisierte, hätte unter einer Präsidentin Clinton die rechtsextreme populistische Demagogie, angefacht von Ideologen wie Bannon und Opportunisten wie Kushner, abseits des Scheinwerferlichts öffentlicher Ämter weiterköcheln können, was langfristig vielleicht umso gefährlicher gewesen wäre. Trump, Brexit, le Pen, Wilders, Baudet oder Strache –ihre desaströsen Auswirkungen können allesamt nur durch eine lebhafte Gegenbewegung vernichtet werden. Und diese benötigt als Basis eine streitbare, seriöse und kompromisslose journalistische wie gesellschaftliche (!) Begleitung. Auch in Deutschland, um ihren hiesigen Pendants – Storch, Weidel, Petry, Gauland, Höcke, Meuthen – beizukommen.

Ein Blick in die USA zeigt den eklatanten Nachholbedarf, den das deutsche Fernsehen vor allem in jenem Segment aufweist, wo das Humoristische auf das Journalistische trifft. Seth Meyers, Stephen Colbert, Samantha Bee und John Oliver verbinden exzellente Recherche, umfangreiches Fachwissen, beißende Satire und eine exzellente komödiantische Treffsicherheit, woraus journalistisch fundierte und gleichzeitig herrlich unterhaltsame Beiträge hervorgehen.

In Deutschland hängen «heute-show» und «Die Anstalt» – trotz unzweifelhaft positiver Impulse – zu sehr in einem didaktischen Die-da-oben-Duktus fest, während Jan Böhmermanns passiv-aggressive Haltung der falsche Ansatzpunkt ist: Statt die Objekte seiner negativen Berichterstattung (oder Humoresken) frontal und aufrichtig herauszufordern, flüchtet er sich in eine (vermeintliche) Unantastbarkeit der Satire, und macht es sich derweil noch so bequem, seinen Zuschauern nach dem Mund zu reden, anstatt sie mit Kontroversen herauszufordern. Die vielen (oftmals jungen) deutschen Zuschauer, die derweil bei Oliver, Bee, Meyers und Colbert Asyl gefunden haben, erwarten mehr. 2018 sollte das Jahr sein, in dem das deutsche Fernsehen ihnen diesen Wunsch erfüllt.

Plane umsichtiger! – von Sidney Schering


Die Kinobranche ist langlebig und umsatzstark – und hervorragend darin, zu klagen. Spätestens seit das Fernsehen zum Massenmedium geworden ist, ruft die Kino- und Filmindustrie regelmäßig ihren eigenen, bevorstehenden Tod aus, nur um sich dann eben doch erfolgreich den neu aufkommenden Gefahren zu stellen. Für eine Branche, die so viel Wehklagen produziert und gleichzeitig so viele Hürden zu nehmen vermag, ist sie in ihrer Planung allerdings auch ganz schön ungeschickt. Womit sie selber immer wieder kleinere bis mittelschwere Rückschläge provoziert.

Nach dem relativ katastrophalen Jahr 2016 stellte das Jahr 2017 in Sachen Besucherzahlen die dringend erhoffte Erholung dar. Ein erneuter Absturz wäre kontraproduktiv. Für die Moral unter den Kinobetreibenden und den Filmverleihern, sowie für die Außenwirkung. Doch ein Blick auf den aktuellen deutschen Starttermin-Fahrplan 2018 genügt, um wieder das reinste Grausen zu bekommen – und nicht etwa wegen der Auswahl an kommenden Filmen. Sondern wegen der verdammt ungünstigen Startterminlegung!

2018 ist wieder eines der von der hiesigen Kinoindustrie gefürchteten Jahre, in denen die Fußball-Weltmeisterschaft die Sommermonate beherrscht. Will die Branche also vermeiden, dass 2018 unterm Strich zu einer schwachen Kopie des Jahres 2016 verkommt, muss sie das ganze Jahr über doppelt so klug taktieren wie in einem turnierlosen Jahr.

Aber was sehe ich, wenn ich durch den Terminkalender blättere? Oscar-Hoffnungen wie das schwarzhumorige Sportlerinnen-Biopic «I, Tonya» mit Margot Robbie, «Florida Project» und die Coming-of-Age-Geschichte «Lady Bird» starten erst Wochen nach der Academy-Award-Gala, hoffen also darauf, dass der Gratis-PR-Faktor lange nachhallt. Die eine sehr ähnliche Zielgruppe ansprechenden Big-Budget-Actionspektakel «Ant-Man and the Wasp» und «Mission: Impossible 6» sollen dann nach der WM beide parallel zueinander am 2. August anlaufen.

Und das letzte Quartal ist ein einziges Publikumskannibalisierungsknubbel. Nur ein paar Beispiele: Am 15. November will Warner mit der «Phantastische Tierwesen»-Fortsetzung den winterlichen Fantasy-Blockbuster-Slot für sich beanspruchen, eine Woche danach hofft Disney, mit «Der Nussknacker und die vier Reiche» genau dasselbe. Beide Filme tendieren zu einem ähnlichen Publikum und könnten bei entsprechender Qualität lange laufen und hohe Zahlen schreiben – aber nicht, wenn sie sich gegenseitig auf die Füße treten.

Dann, am 20. Dezember, wollen sowohl der Superheldenfilm «Aquaman», der «Transformers»-Ableger «Bumblebee» und ein weiterer Disney-Realfilm, «Marry Poppins Returns», es ausnutzen, dass nach drei «Star Wars»-Weihnachten in Folge der Dezember mal frei von Sternenkriegern ist. Und Sony will dann noch «Spider-Man – A New Universe» an diesem Termin auf Publikumsjagd schicken! Wahnsinn, reiner, absoluter Wahnsinn!

Lieber Filmverleiher: Plant um. So raubt ihr 2018 nur massenweise Ticketverkaufspotential!

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