Cast & Crew
Vor der Kamera:Stefanie Stappenbeck als Linett Wachow
Florian Martens als Otto Garber
Arnfried Lerche als Reddemann
Justus von Dohnányi als Uwe Reibert
Ina Weisse als Charlotte Reibert
Uwe Preuss als Carsten Cliefroth
Luise von Finckh als Sarah Reibert
Hinter der Kamera:
Produktion: Ufa Fiction GmbH
Drehbuch: Leo P. Ard (d.i. Jürgen Pomorin)
Regie: Martin Kinkel
Kamera: Friederike Heß
Produzentin: Alicia Remirez
In der Eröffnung kidnappen zwei Entführer, ein junger Mann und eine junge Frau, Sarah Reibert (Luise von Finckh), die Tochter des reichen Unternehmers Uwe Reibert (Justus von Dohnányi). Denken sie zumindest. Denn als Sarah wenig später nonchalant zu Hause eintrifft – sehr zur Erleichterung ihrer Eltern und der Kommissare Linett „Das is‘ hier kein Spiel!“ Wachow (Stefanie Stappenbeck) und Otto „Dett is hier ‘n Offizialsdelikt“ Garber (Florian Martens), die bereits vor Ort sind – ist klar, dass die Kidnapper sogar zu doof dazu waren, die richtige Frau mitzunehmen. Denn in letzter Minute haben Sarah und das mit ihr eng befreundete dänische Au-Pair umdisponiert, sodass statt der reichen Unternehmerstochter nur die Angestellte ihrer Familie in Geiselhaft festsitzt.
Und das war nicht der einzige blöde Fehler, den die Geiselnehmer am Tatort gemacht haben. Als ein Passant die Entführung stören wollte, schoss die Kidnapperin dem Mann kaltblütig in den Bauch. Er verstirbt noch am Tatort. Als die beiden Dilettanten nun spitzkriegen, dass sie die Falsche entführt haben, begehen sie gleich eine weitere Dummheit: Sie gehen mit dem Preis runter.
Uwe Reibert, ein kalter, distanzierter, arbeitssüchtiger Typ, will eigentlich gar nichts zahlen. Dett wäre aber unterlassene Hilfeleistung, hält ihm Otto Garber grundfalsch vor, wovon sich der wohlhabende Unternehmer überraschenderweise beeindrucken lässt und nun halbherzig mitmacht. Nach Kräften bemüht sich das Drehbuch nun, in der kaputten Familie Reibert zu wühlen. Irgendwas wabert da vor sich hin. Von einem „Schaden, den seiner Tochter“ angerichtet habe, grummelt und wütet Vater Reibert immer wieder, wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, seine sich nicht ganz bei Sinnen befindende Gattin (hoffnungslos unterfordert: Ina Weisse) in seltsam altväterlichem Ton zu maßregeln: „Nicht dieser Ton, Charlotte! Nicht dieser Ton!“ In «Fargo» wäre das immerhin einen Lacher Wert gewesen. Fast schon humoristisch wird das Figurenpersonal noch um einen Gärtner erweitert, der geistig auf ähnlichem Terrain wandelt wie das tüddelige Entführer-Paar, dafür aber mit bedeutungsschwangerem Ton an anderer Stelle Schillers „Verschwörung des Fiesco zu Genua“ zitieren kann. Warum auch immer.
Kurz: Hier passt nichts zusammen, nicht einmal die logischen Unzulänglichkeiten, die das einzige Leitmotiv dieses Films sind. Erstaunlich, dass in diesem Sammelsurium der Kindereien doch noch verschenktes Potential zu finden ist: nämlich in der dänischen Au-Pair, die zuerst wie ein unschuldiges Mädchen geführt wird, es dann aber doch faustdick hinter den Ohren hat. Ansprechender und intelligenter geschrieben, hätte das fast als Charakterwandlung durchgehen können. Hier dagegen wird aus dem psychologisch an sich Interessanten nur ein flotter Gag, um das Drehbuch ein bisschen wendiger, überraschender zu machen. Für «Ein starkes Team» soll es reichen.
Und zugegeben: Zu dem hier inszenierten Duktus hätte eine tiefgreifende psychologische Begegnung mit einer der Figuren überhaupt nicht gepasst. Stattdessen müssen in jeder emotional etwas schwierigeren Szene die Streicher fiedeln, bis die Seiten reißen, und dann guckt Ina Weisse in einem leeren Gesichtsausdruck ins Nichts, um damit zu suggerieren, dass… Ja, was eigentlich? Ein Film ohne Essenz, ohne Sinn, ohne Bedeutung.
Nicht falsch verstehen: Ina Weisse und ihre nicht minder versierten Episodenrollen-Kollegen können auch das. Sie können aber auch viel mehr. Blöd, dass „Familienbande“ genau das nicht will.
Das ZDF zeigt «Ein starkes Team – Familienbande» am Samstag, den 30. Dezember um 20.15 Uhr.
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