Daten und Fakten zur Show
- Standort des Hauses: Satzvey in der Eifel (NRW, gut 1.000 Einwohner)
- Jüngster Kandidat: 19 Jahre (geboren am 11. April 1998)
- Ältester Kandidat: 82 Jahre (geboren am 13. Mai 1935)
- 55 Männer & 45 Frauen aus Deutschland (93), Österreich (3) und der Schweiz (2)
- Top-Bundesland: 38 Kandidaten aus NRW
Eine spannende Konstellation also, die nicht nur Stoff für ein trashiges Reality-Format bietet, sondern potenziell auch als hochinteressantes soziales Experiment wissenschaftlichen Zwecken dienen kann. Und genau hier liegt der spannende Knackpunkt der gut 135 Minuten langen Auftaktfolge: So ganz konnte oder wollte sie sich noch nicht entscheiden, ob sie voll auf oberflächlichen Trash für das kurze Voyeuristen-Vergnügen setzt oder den mutigeren, da riskanteren Schritt geht, den Terminus "Reality" einmal ernstzunehmen. Gefakt wirkt bei der Sendung angenehmerweise nichts, die Kandidaten wirken wie ein (im Durchschnitt wohl etwas zu juveniler) Querschnitt durch die Gesellschaft und die üblichen dickbusigen wie schmalhirnigen Intellekt- und Schamverweigerer stellen eher eine Minorität im Kandidatenfeld dar. Die schwierige Fragen, die sich nach Sichtung der Auftaktfolge stellen: Erträgt der Zuschauer so viel Normalität? Und gelingt es den Machern von UFA Show & Factual, dennoch eine begeisternde Dramaturgie zu kreieren, die das Ertragen erleichtert?
Viele Menschen, wenig Charaktere

Recht gut gelingt das Einfangen der permanenten klaustrophobischen Atmosphäre, sodass man sich auch nur bedingt wundert, wenn nach 90 Minuten bereits die erste Kandidatin die Flucht ergreift - ihr werden einige weitere Frauen und Männer sehr rasch folgen, insgesamt ist nach dem Ende der ersten von fünf Folgen das Teilnehmerfeld um etwa ein Viertel reduziert. Weniger gut gelingt hingegen die Charakterzeichnung, denn auch nach gut einer Stunde Sendezeit gibt es unterm Strich genau eine Person, die aus der Masse wirklich heraussticht: Der erste Hausboss Norbert, der über weite Strecken wie die gute Seele, die Vaterfigur und ein Stück weit auch wie der Kindergärtner der Menge wirkt, es sich hintenraus dann aber doch bei einigen Bewohnern verscherzt und den einen oder anderen Liebling des Kollektivs aus dem Haus... outf*ckt.
Viele, viele andere Bewohner hängen dagegen vollständig in der Luft und kommen eher wie schmückendes Beiwerk daher, die man bestenfalls mal im Hintergrund durchs Bild wuseln sieht oder irgendeinen egalen Satz in die Kamera sprechen hört. Diese Problematik dürfte sich in den kommenden Wochen ein Stück weit reduzieren, aber wohl eben nur ein Stück weit - selbst beim Dschungelcamp oder bei «Promi BB» gehen schließlich gerne mal ein paar Insassen unter. In einer gerade einmal rund zehn bis zwölf Personen umfassenden Gruppe.
Taktik kommt etwas kurz, das Bild etwas zu verschwommen

Das psychologisch spannende Ringen um positive und gegen negative Aufmerksamkeit der Kandidaten hätte ProSieben gerade in diesen Momenten etwas stärker herausarbeiten können, ist dies doch insbesondere für die erste Woche mit dem besonders großen Teilnehmerkreis beinahe schon die Quintessenz des Show-Überlebens: Sollte ich mich jetzt für ein Spiel melden und über Freund und Leid der Gruppe mitbestimmen? Sollte ich Aufgaben im Haus übernehmen? Sollte ich das Wort in Konfliktsituationen ergreifen? Oder ist es vielleicht cleverer, das semi-existente Mauerblümchen zu sein, an das sich kaum wer erinnert - an dem sich dann aber auch kaum einer reibt? Diese Taktierereien kommen ein wenig zu kurz in Anbetracht des Umstands, dass sich kaum jemand zum Vollhorst macht, niemand blank zieht und kaum jemand Brüllaffentum und Marktschreierei als seine gottgegebene Begabung entdeckt. Gut, eine Kandidatin entdeckt den Obama in sich und ein Informatiker erkennt im Bierdeckel-Werfen einen taktisch im höchsten Maße fordernden Extremsport, den es ausführlichst zu analysieren gilt, aber viel mehr Bullshit wird dann auch kaum gesabbelt.

Fazit: Da muss noch mehr kommen!

Den ganz großen Reiz und die Chancen dieses Konzepts herauszuarbeiten, gelingt «Get the F*ck out of My House» jedenfalls zu Beginn noch nicht. Die Teilnehmer sind zu normal und langweilig, als dass man für sie einschaltet, die taktischen Manöver mit dem egozentrischen Blick auf den Sieg und dem damit verbundenen Geldgewinn werden nur angetastet, entfalten jedoch noch nicht die ganz große Eigendynamik und in den kommenden Wochen werden die Produzenten ordentlich an neuen Gemeinheiten arbeiten müssen - schließlich geht mit jedem freiwilligen wie unfreiwilligen Auszug eine Entlastung der Lebensbedingungen für die verbleibenden Bewohner einher. Kurz gesagt: Man wird wohl etwas gemeiner und lauter denken müssen, wenn man das hohe Grundinteresse an diesem Projekt aufrecht erhalten möchte.
ProSieben zeigt noch vier weitere Folgen von «Get the F*ck out of My House» am Donnerstag um 20:15 Uhr.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
05.01.2018 00:35 Uhr 1
Irgendwie scheint es eine verschärfte Version vom goldenen Käfig zu sein.
Warum darf Thore alles moderieren? Findet den jemand wirklich gut?