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Genau das wird deutliche Änderungen in der amerikanischen Medienlandschaft mit sich bringen. In den zurückliegenden Jahren war es vorherrschender Trend, dass die fünf großen Networks hauptsächlich bei den ihnen angeschlossenen Studios bestellt haben. NBC also hatte eine Menge Zeug von Universal im Programm, ABC arbeitete vornehmlich mit ABC Studios zusammen. CBS und Warner Bros. betreiben ja zusammen auch den kleinen Sender TheCW, weshalb Produktionen von CBS und The CW hauptsächlich von Warner oder den CBS Studios kamen. Und FOX hat im Fiktionalen gerne bei sich selbst eingekauft.
Ob das jetzt zwangsläufig wegfällt, ist noch total offen. Die Murdochs gaben sich in diesem Punkt bis dato entspannt. Ein Problem für den großen US-Broadcaster wollte man jedenfalls mitnichten erkennen. Es gäbe überdies ja noch unabhängige Studios, etwa Sony, hieß es aus dem Murdoch-Imperium. Grundsätzlich aber klang durch, dass es durchaus möglich sei, den Anteil an Fiktionalem bei FOX zu reduzieren und stattdessen mehr Nachrichten-Magazine und Reality-Formate zu zeigen.
Genau davon aber will die aktuelle FOX-Spitze um Dana Walden und Gary Newman nichts wissen. Als sie in den vergangenen Tagen bei der TCA Winter Press Tour mehrfach auch bezüglich bevorstehenden Änderungen bei ihrem Network befragt wurden, war die Antwort immer die Gleiche. Kurzfristig wird sich erst einmal gar nichts ändern. Das ist auch relativ logisch. Die Pläne, die die beiden im Mai 2018 in New York vorstellen werden, sind schon seit Monaten im Entstehungsprozess. Pitches von Serien, Treatments, Figurenentwicklungen – all das muss zum Jahreswechsel längst laufen. Es ist die Rede davon, dass Studios wirklich große Hits teils ein Jahr oder länger vor der öffentlichen Präsentation vereinbart hatten.
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Die vielleicht spannendere Frage wird künftig eine andere sein: 21st Century FOX und seine TV-Unit haben ab sofort eigentlich zwei begeisterte und naheliegende Abnehmer: ABC hat künftig nicht nur die Möglichkeit bei Tochterfirma ABC Studios, sondern auch beim neuen Kind 21st Century FOX einzukaufen. Und FOX kann also quasi freier Sender dann ganz frei entscheiden. Wohin werden also die besten Ideen des FOX-TV-Studios wandern? Für FOX könnte es nicht einfach – oder anders gesagt: teuer – werden, die kommenden Filetstückchen aus der Studioschmiede abzugreifen. Genau das dürfte letztlich im Sinne von Disney sein. Die neue Konstellation sorgt somit für mehr Wettbewerb unter den großen Sendern.
Es ist ein Schwung, der speziell dem amerikanischen Broadcast-Fernsehen, das seit geraumer Zeit unter Ideenarmut krankt, gut tun könnte. Wenn denn alle mitspielen. Denn nachwievor ist möglich, dass die Murdochs mit ihren Ideen FOX zu verändern, am längeren Hebel sitzen. Gut, dass bis dahin noch einige Zeit vergeht.
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