Die Kritiker

«Kommissarin Heller – Vorsehung»

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Die ZDF-Reihe «Kommissarin Heller» wird mit dem extra dicken Filzstift weiterverfasst - und findet mit starkem Schauspiel und komplexer Lichtsetzung zu einem Höhepunkt in ihrer bisherigen Geschichte.

Cast und Crew

  • Regie: Christiane Balthasar
  • Darsteller: Lisa Wagner, Hans-Jochen Wagner, Peter Benedict, Lena Stolze, Nina Kronjäger, Franziska Neiding, Maria Hartmann, Murathan Muslu
  • Drehbuch: Mathias Klaschka
  • Schnitt: Andreas Althoff
  • Kamera: Hannes Hubach
  • Musik: Johannes Kobilke
  • Redaktion: Gabriele Heuser
Ein Jahr ist es her, seit der siebte Teil der Krimireihe «Kommissarin Heller» auf Sendung ging. Mit «Kommissarin Heller – Vorsehung» geht es diesen Samstagabend endlich weiter mit der sich an Vorlagen von Silvia Roth orientierenden ZDF-Produktion. Nachdem Ausgabe sieben ausnahmsweise von Andreas Senn inszeniert wurde, kehrt dieses Mal Christiane Balthasar auf den Regiestuhl zurück, das Skript stammt wie bei Folge eins bis vier und Ausgabe sieben von Mathias Klaschka. Es wird das letzte Mal sein, dass das Stammteam der Reihe zusammen ist, denn vor der Kamera kommt es zu Änderungen: «Kommissarin Heller – Vorsehung» ist der (voraussichtlich) letzte Fall mit Hans-Jochen Wagner in der Rolle des Kriminalhauptkommissars Hendrik Verhoeven. Künftig wird er beim neuen «Tatort» in Freiburg ermitteln.

Offiziell feierte er seinen Abschied bereits im siebten Fall, doch im achten «Kommissarin Heller»-Neunzigminüter schaut er zwischenzeitlich doch noch einmal vorbei. Klaschka thematisiert elegant Wagners bzw. Verhoevens Weggang und fügt ihn nahtlos in die zentrale Story dieses Falls ein. Denn die Blessuren, die Kommissarin Winnie Heller (Lisa Wagner) von ihrem neusten Einsatz davonträgt, sind nicht nur äußerlich. Bei einer Geiselnahme schießt sie auf den jungen Geiselnehmer und tötet ihn somit. Heller hat an ihrem ersten tödlichen Schuss schwer zu knabbern und besucht eine Psychiaterin, um mittels professioneller Hilfe diesen Vorfall zügig zu verarbeiten. Doch alsbald wird die Therapeutin Opfer eines Anschlags. Hellers Seelenwelt droht, völlig aus den Fugen zu geraten. Wie im Wahn halluziniert sie von ihrem Ex-Kollegen, den sie schwer vermisst …

Zweifelsohne: Frechere Zungen werden es für überdramatisch halten, dass eine Polizistin nach einem tödlich geendeten Einsatz, bei dem ein Geiselnehmer dran glauben musste, Halluzinationen von einem geschätzten Kollegen hat. Selbst für eine Polizistin mit komplizierter Vergangenheit gilt: Dass ein Arbeitskollege nach vier Jahren versetzt wurde, mag erst recht in einer Stresssituation schmerzen, doch Wahnvorstellungen anstelle einfacher Schluchzer oder dem Versuch, Kontakt zu ihm herzustellen?

In der Hinsicht müssen Krimifans dem «Kommissarin Heller»-Team schlicht die Lizenz zur kreativen Freiheit ausstellen und es ihm genehmigen, zwecks erzählerischer Dramatik Hellers Lage mit dem extra dicken Filzstift zu schreiben, statt mit der dünnen Feder. Zumal es noch immer eleganter ist, Wagners/Verhoevens Abgang aus der Reihe so zu thematisieren als einfach bezüglich besetzungstechnischer Änderungen die Scheuklappen auszusetzen.

Hinzu kommt, dass Lisa Wagner in der Hauptrolle zu begeistern weiß: Mit großen, ausdrucksstarken Augen lässt sie an Winnie Hellers Schmerz, Verzweiflung und Frustration teilhaben, sie macht den (an realen Verhältnissen gemessen zügigen, innerhalb der Filmdramaturgie aber behutsam-schrittweise skizzierten) Nervenzerfall ihrer Figur glaubhaft und spürbar. Diese Performance ist das Sprungbrett, das Balthasars Regieführung erfolgreich zu nutzen weiß: Wenn wir auf der Handlungsebene schrittweise Hellers angeknackste Psyche ergründen, und die Regisseurin daraufhin inszenatorische Eskapaden wagt, die für Samstagskrimis sehr ungewöhnlich sind (u.a. eine Sitcomszene), kommt dies nicht etwa aus dem nichts, sondern ist eine konsequente, beeindruckende Stilentscheidung.

Verquickt mit Hannes Hubachs beeindruckender Lichtsetzung wird «Kommissarin Heller – Vorsehung» so zu einem Höhepunkt in der Reihe: Dunkel glühende Nachtlichter, tiefer Schattenwurf und komplexe Farbspiele sorgen für Kinoqualität in der ZDF-Primetime. Weiter so!

«Kommissarin Heller – Vorsehung» ist am 20. Januar 2018 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

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