Die Promis und 'Promis' der 12. Staffel
- Ansgar Brinkmann (Ex-Profifußballer)
- Natascha Ochsenknecht (Ex-Schauspielergattin)
- Tatjana Gsell (Reality-TV-Profi)
- Sydney Youngblood (Soul-Sänger)
- Tina York (Schlagersängerin)
- Auch dabei: Daniele Negroni («DSDS»-Kandidat), Giuliana Farfalla («GNTM»-Kandidatin), Jenny Frankhauser (Halbschwester von Daniela Katzenberger), David Friedrich («Die Bachelorette»-Gewinner), Sandra Steffl (Schauspielerin, Sängerin & Moderatorin), Kattia Vides («Der Bachelor»-Kandidatin), Matthias Mangiapane (Reality-TV-Teilnehmer)
Nunja, bedingt, könnte man sagen. Denn was RTL in den ersten knapp drei Stunden der zwölften Staffel ablieferte, lässt sich strukturell eher unter der Überschrift "Den Status Quo manifestieren" zusammenfassen: Die knappe Kandidaten-Zusammenfassung zu Beginn, wobei nach all den Jahren die wenigen Stars und die viel zahlreicher vorhandenen Sternchen längst selbst begriffen haben, dass sie besser damit fahren, sich ihre Ankunft am Promi-Abstellgleis einzugestehen und rationale Beweggründe (in der Regel der schnöde Mammon und/oder die Gier nach Aufmerksamkeit und Publicity) für ihre Partizipation zu benennen - die "Suche nach neuen Herausforderungen" ist in der zynischen Reality-TV-Welt schließlich längst abgedroschen, zumal nicht wenige der Teilnehmer Wiederholungstäter in diesem Segment sind.
Die freundliche Begrüßung der Texas Ranger am Morgen nach der Ankunft im Luxus-Hotel, welche für die zwölf Subjekte der Begierde den Aufbruch ins Camp markiert - diesmal übrigens dreigeteilt, wobei das am wenigsten prominente Quartett seine erste Urwald-Nacht nicht im kargen Camp, sondern in einer noch kargeren, aber dafür nagetierintensiveren Höhle verbringen muss. Die von einigen Motzereien abgesehen längst nicht mehr wirklich überraschende Zusammenkunft, die anschließende Kollektivprüfung an Tag eins, um sich schon einmal an mögliche Publikumsopfer der kommenden Tage heranzutasten. Die abschließende Entscheidung, wer zur nächsten Prüfung antreten muss. Unterbrochen wird all das natürlich auch diesmal von den gewohnt launig und bitterböse geschriebenen Anmoderationen von Sonja und Daniel.
«IbeS»: Geldvermehrungsort vs. Höhepunkt des Lebenswerks
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Also als mir 2014 der Name Larissa Marolt genannt wurde, habe ich gefragt: Wer? Und dann liefert das Model eine unglaubliche Leistung ab. Ganz anders als 2015 Aurelio Savina, wo alle dachten: Wow, das wird eine Sensation! Und die Sensation ist ausgeblieben. Ich glaube, Kandidaten können sich selber überhaupt nicht einschätzen, wie sie im Dschungelcamp reagieren werden. [...] Man sollte sich vorher schon mal daran gewöhnen, dass es nur Wasser, Reis und Bohnen gibt. Auch auf Alkohol, Zigaretten und Zucker würde ich im Vorfeld der Show verzichten.
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Daniel Hartwich auf die Fragen, ob jeder Kandidat ein guter sein könne und welchen Tipp er für die Teilnehmer habe.
Und während eine vor Jahrzehnten einmal temporär erfolgreiche Schlagersängerin wie Tina York ihre Motivation ganz offen mit "ich kann nie wieder in so kurzer Zeit so viel Geld verdienen" benennt, sieht man in anderer Teilnehmer Gesichter fast schon so etwas wie eine Begeisterung aufflackern, dort in Australien gelandet zu sein. Denn für «Bachelor»-, «DSDS»- und «GNTM»-Kandidaten, die restliche noch verbliebene Katzenberger-Familie oder einen VOX-«Allestester» ist diese Sendung tatsächlich so etwas wie der Olymp, auf den man jahrelang hingearbeitet hat. Das kann man auf sympathische Weise kundtun, wie es der schon jetzt positiv wie negativ verhaltensauffällige Matthias Mangiapane immer mit einem leichten Augenzwinkern tut, oder eben etwas verzweifelt und armselig wirkend, was in diesem Jahr vorwiegend vom Phänotyp "jung, weiblich und den eigenen Schwerpunkt mehr so auf Body als Brain verlagernd" betrieben wird.
Was in diesem Jahr erst einmal ausbleibt, ist die rasche Etablierung eines großen Unsympathen, der alle anderen überstrahlt. Die auffälligen Charaktere am Freitag dienen hierzu nur bedingt, die jüngere oder ältere oder sonstwas Schwester von Daniela Katzenberger bleibt erst einmal noch relativ blass und holt sich beim Dschungeldiktat ein berechtigtes Lob von Sonja dafür ab, in einem fünf Zeilen umfassenden Text nur sechs offensichtliche Fehler gemacht und sogar so Brain-Bums wie "Widrigkeiten" korrekt geschrieben zu haben. Das Publikum will dennoch mehr Prüfungs-Situationen mit ihr sehen, während Transgender-Model Giuliana Farfalla den Big Ben ungestraft nach Kanada und die Akropolis nach Deutschland verfrachten darf. Ist jetzt eher so mittel intelligent, doch davon abgesehen sieht man auch von ihr zunächst einmal noch wenig.
Auch ein Lagerfeuer wärmt nicht ewig
Twitter-Schau zum Dschungel
- Freue mich ja schon auf das nächste Jahr: "Mein Name ist Martin Schulz und mich kennt man als ehemaligen Vorsitzenden einer ehemals großen Partei." (@TheReal1ffs)
- Natascha Ochsenknecht, bekannt als Mutter von Jimi-Bluraydisc, Wilson-Gorgonzola, Silvana, Sarafina, Jeremy-Pascal und Chicago West. (@anredo)
- Wer sagt denn, dass wir die (einer «IbeS»-Zuschauerin abhanden gekommenen Follower, Anm. d. Red.) so ohne Weiteres aufnehmen? Vielleicht haben wir ja eine Obergrenze für RTL-Flüchtlinge? (@ARTEde)
Doch so langsam muss man eben auch mal wieder ein wenig Kasalla liefern, nachdem Selbiges in den letzten Jahren von Legat und der Fürstin der Finsternis vielleicht einmal abgesehen doch eher Mangelware war und zuletzt mindestens zwei Staffeln mit dem Running Gag der Schläfrigkeit auszukommen hatten. Gelingt das in diesem Jahr wieder nicht - und die Gefahr besteht angesichts zahlreicher nichtssagender Reality-Sternchen ohne nennenswerte Vita und Fallhöhe durchaus -, bröckelt das Lagerfeuer-Feeling wohl allmählich. Vielleicht auch deshalb hat man sich diesmal erstmals dazu hinreißen lassen, sich von der Konkurrenz Inspirationen zu holen und mit «Die Stunde danach» ein Latenight-Format auf RTLplus integriert, das knapp eine Stunde lang den wirklich großen Fans den Übergang von Mattscheibe zu Schlafgemach erleichtern soll.
Genau diese Schiene war einst «Promi Big Brother» mit großem Erfolg auf sixx gefahren, bevor man trotz herausragender Einschaltquoten und einer sogar sehr gelobten Doppel-Moderation von Jochen Bendel und Melissa Khalaj 2017 aus unerfindlichen Gründen darauf verzichtete. Angela Finger-Erben revitalisiert diese Idee - und hatte sich mit Legat, Olivia Jones und Joey Heindle ein Trio eingeladen, das fast prominenter klang als die Top-Namen des diesjährigen Camps. Übrigens: Die ersten Minuten der «Stunde danach» überschnitten sich zum Auftakt gleich einmal mit den letzten Minuten des Camps, sodass man zunächst einen Splitscreen mit dem RTL-Livestream sah - wirkte noch etwas unbeholfen, zumal Heindle offenbar dachte, mit einem "Schaltet gleich ein!" um Zuschauer werben zu müssen. Immerhin sah man so aber die ungläubige Reaktion Finger-Erbens auf Hartwichs Schlusskommentar, er kenne die Kollegin schon von einer "Zigarette danach". Aber es ist eben das Dschungelcamp - und hier ist zum Glück weiterhin kein Platz für zartbesaitete Selbstironie-Verweigerer.
Ab Samstag läuft «Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!» wie gewohnt täglich gegen 22:15 Uhr bei unser aller RTL, im direkten Anschluss daran gibt es «Die Stunde danach» auf RTLplus zu bestaunen.
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