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Die Körperspannung ist nicht zu unterschätzen, die man benötigt. Das beeindruckende beim Trampolinspringen und bei der Show ist aber, dass man kein Muskelprotz sein muss, um weit zu kommen. Man muss eine sehr gute Körperbeherrschung haben, mutig sein und etwas Glück haben, immer den Sweet Point zu treffen. [...] Man sollte schon konditionell nicht bei Null stehen, aber die Monster-Maschinen sind nicht automatisch weitergekommen. Es ist keine Frage der Kraft, sondern es spielen viele andere Komponenten eine Rolle.
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Matthias Opdenhövel zum Anspruchsniveau de Trampolin-Parcours.
Und das hängt mit einer Marke zusammen, die 2016 erstmals höchst erfolgreich ausprobiert wurde und künftig um einem Team-Ableger erweitert wird: «Ninja Warrior Germany». Sportler gegen Parcours, neben Sportlichkeit kommt es vor allem auf Körperbeherrschung, Balance und Sprungkraft an - ein Anforderungsniveau, das sich auf beide Formate anwenden lässt, wenngleich natürlich das Trampolin-Element die erforderlichen Kompetenzen schon ein wenig verschiebt. Ein wenig, aber nicht so elementar, dass nicht doch die Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten überwiegen. So interessant es auch anzuschauen sein mag, dass sogar Kinder bei dieser Show hier ernstzunehmende Mitbewerber sind, wenn sie nur gut mit dem wichtigsten Sportgerät der Sendung umzugehen wissen.
- © MG RTL D/Markus Hertrich
Aber das alleine reicht natürlich nicht, um das von Endemol Shine Germany produzierte Format signifikant von seinem offensichtlichen Vorbild abzuheben. Also muss man konzeptionell etwas in die Waagschale werfen, was man folgendermaßen tut: 80 Kandidaten treten in jeder Vorrunde in 1:1-Duellen gegeneinander an - wer zuerst den Buzzer am Ende des Parcours drückt, ist weiter und bestreitet einen weiteren Solo-Parcours, in dem man zunächst einem eingeblendeten Weg folgen und anschließend besonders hohen Hindernisse und besonders weiten Entfernungen trotzen muss. Man könnte auch sagen: Teil eins ist «Team Ninja Warrior» mit Trampolin, Teil zwei ist «Ninja Warrior» mit Trampolin. Also nein, auch hier hebt man sich nicht wirklich ab.
Und die Moderation? Nunja, Opdenhövel und Fuss stehen abseits des Parcours und kommentieren die Leistungen der Springer. Mal gewitzt und verschmitzt, mal von den schier unmenschlichen Leistungen der Athleten im begeisterten Marktschreier-Modus. Kennt man auch irgendwie, und eben leider sogar eine Nuance besser als hier. Letzteres ist eher als Lob für die großartige Leistung von Jan Köppen und Frank Buschmann bei den Ninjas zu verstehen denn als Kritik an Opdenhövel und Fuss, die ihre Sache mit Sicherheit überdurchschnittlich machen, aber sich stilistisch vielleicht eine Idee zu sehr ähneln, um ein reizvolles Duo der Gegensätze darzustellen. Ohnehin haben die beiden zumindest zu Buschmann geradezu beängstigende Parallelen, was die eigene Vita angeht: Alle haben eine ProSieben-Vergangenheit, sind eigentlich eher im Sport-Segment zu verorten, arbeiten hier jedoch für andere Arbeitgeber. Und alle drei sind insbesondere beim jüngeren Publikum sehr beliebt.
Schlussendlich wäre «Big Bounce» eine tolle, hochwertig produzierte, beeindruckende und wunderbar moderierte Show, die man gar nicht überschwänglich genug loben könnte - wenn wir aktuell den Januar 2016 und nicht den Januar 2018 schreiben würden, wo RTL schon eine Marke anzubieten hat, die nahezu exakt dasselbe anzubieten hat. Der Parcours mag hier noch etwas schmucker und liebevoller gestaltet sein, die Moderation geht mit leichtem Punktsieg an das bereits bestehende Format, aber das sind Nuancen, die nicht weiter ins Gewicht fallen. Schwerer wiegt der Aspekt Kreativität und Uniqueness: Und hier bietet das neue Action-Sportevent schlichtweg zu wenig an, um in ihm mehr als nur einen guten Mitläufer eines Trends zu sehen, dessen Aufbauarbeit anderweitig geleistet wurde.
Das Publikum hat nun zu entscheiden, ob es die Dreistigkeit, das eigene Produkt mit einer etwas anderen Verpackung noch einmal auf den Markt zu werfen, böse abstraft oder ob es den Schauwert, die liebevolle Arbeit und den offenkundigen Spaß der Verantwortlichen vor und hinter der Kamera trotzdem noch einmal zu belohnen gedenkt. Als Kritiker mag man da sehr gespalten sein in seinen Wünschen, die man an diesem Abend gen Köln richtet, bezogen auf die breite Masse des Publikums dürfte die simple Frage lauten: Haben die Zuschauer auch im Winter Lust auf «Ninja Warrior» in minimal anders? Und überreizt RTL schon jetzt wieder einen Trend, der sich bislang auf gerade einmal eine einzige Sendung bezieht, wenn es auch noch «Team Ninja Warrior» und ganz aktuell auch die «Broken Skull Challenge» (mehr Infos hier) nach Deutschland holen will? Mittelfristig wohl mit Sicherheit, wenn man auch weiter so wenig Neues auf immer mehr Marken verteilen möchte, wie man es nun bei «Big Bounce» betrieben hat.
RTL zeigt fünf weitere Folgen von «Big Bounce» am Freitagabend um 20:15 Uhr.
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
27.01.2018 08:04 Uhr 1
27.01.2018 08:31 Uhr 2
27.01.2018 18:01 Uhr 3
Ich schaue es gerne viel besser als das was RTL sonst an Shows zeigt, und zumindest besser als NWG.
28.01.2018 00:47 Uhr 4