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Gefunden hatte man die Sendung – wie soll es bei Reality-Formaten anders sein – in den Niederlanden, wo RTL 5 im Herbst 2016 erstmals auf Sendung ging. Das Konzept ist schnell erklärt: Ein Einfamilien-Haus wird von 100 Menschen bewohnt und ist damit völlig überfüllt. Die Kandidaten sollen sich gegenseitig aus dem Haus ekeln, wer am Längsten durchhält, gewinnt. So weit so spannend. In den Niederlanden funktionierte dieses Konzept auch fast durchgängig gut. Für Deutschland nahmen die Programmverantwortlichen allerdings wesentliche und eigentlich auch kaum erklärbare Änderungen vor. Diese ändern das Grundkonstrukt so deutlich, dass die Idee dahinter gar nicht mehr funktionieren konnte.
Als grundlegendes Problem in Deutschland wurde schlechtes Erzählen, zu freundschaftliches Verhalten der Kandidaten und null Strategie seitens der Teilnehmer auserkoren.
Die Sendezeit
RTL 5 setzte «Get the F*ck Out Of My House» vom 3. Oktober 2016 bis kurz vor Weihnachten 2016 als tägliche Sendung mit je 30 Minuten Sendezeit ein. Auch andere erfolgreiche Realitys, etwa «Utopia», haben in den Niederlanden eine halbe Stunde zur Verfügung. Man ist dort nicht dem XL-Wahn zum Opfer gefallen, was vielen Formaten recht gut tut. Mit einer halben Stunde täglich konnte der Zuschauer eine echte Bindung zu den Teilnehmern aufbauen, lud sie quasi allabendlich in sein Wohnzimmer ein. Insgesamt wurde die Geschichte der Staffel also rund 30 Stunden lang erzählt. ProSieben setzte auf vier 135 Minuten lange Shows und eine Sendung, die rund 160 Minuten lang war. Somit füllte man rund elfeinhalb Stunden Sendezeit. Aus gutem Grund?
Keiner versteht das Prinzip!
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Einer der Fehler: Die Gewinnsumme
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Das Haus an sich
Auch hier gab es gravierende Unterschiede: Während ProSieben auf ein Ein-Familien-Haus der gehobenen Klasse setzte, hatte RTL5 ein etwas in die Jahre gekommenes Anwesen gewählt, an dessen Außenwänden die Farbe auch mal abblättern durfte. Das verlieh dem Format zwar keinen vermeintlichen Glanz, brachte ihm aber den Charme ein, wirklich in der Mitte der Gesellschaft stattzufinden.
Aus Reality wird Game
So wurde das deutsche «Get the F*ck Out Of My House» mehr und mehr zur Spielshow. In der finalen Folge entschieden fast ausschließlich von der Redaktion vorgebene Spiele, wer geht und wer bleibt. Einzig ein Kniff bei der Rauswahl der Top5 (also der Reduzierung von 13 auf acht Teilnehmer) gab es den interessanten Move, dass freiwillig ausziehende Kandidaten noch die Chance auf einen Kleinwagen hatten. Wer Sieger wird, entschied am Ende sogar eine Münze, die mit einem Luftstoß gewendet werden musste.
Aus dem als Reality angekündigten TV-Experiment war eine Game-Show geworden, weil sich am Ende jeder mit jedem verbrüdert hatte. Das galt auch für die eigentlich ja unabhängig und zur Distanz angehaltenen Moderatoren, die sichtlich Nähe zu den Teilnehmern aufgebaut hatten. Gleiches galt auch für Teile des Teams. Wie auch in den Niederlanden waren Kameraleute und Interviewer immer im Haus. Dabei lernte man sich aber offenbar so gut kennen, das man bald „Teil des Ganzen“ wurde, sich gegenseitig auf die Schultern klopfte und gemeinsam lachte. Von dieser emotionalen Bindung konnte man sich letztlich auch der Schnitt oder die schwache redaktionelle Auswahl der Szenen nicht befreien.
Genau das ist der Grund, weshalb eine eigentlich spannende Idee letztlich so stark von sich selbst entfremdet wurde, dass es wohl besser wäre, man beerdigt das Format. Als Gameshow-Reality-Zwitter taugt es jedenfalls nicht für eine Neuauflage.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
03.02.2018 19:06 Uhr 1
Das einzige was ich ändern würde: 8x90 Minuten reine Laufzeit statt 4x ca. 100 Min und einmal 2h. Sowie sollten auch Kandiaten aus dem grünen Bereich rausgewählt werden sollen und der Schnitt bitte wirklich verbessern.
Besonders auffiel das Ende Folge 1 und Anfang Folge 2 inder eine Vorschau falsch zusammengeschnitten wurde.
In der NL Version sollen sich sogar die Kandidaten geprügelt haben und richtig fies zueinander gewesen sein.
Sonst fand ich alles okay eure Punkte kann ich größtenteils nicht nachvollziehen.